Die Ideen klingen abenteuerlich: Solar-Drohnen, die monatelang kreisen, Helium-Ballone in der Stratosphäre, oder Tausende von Mini-Satelliten – aber die ersten Prototypen waren bereits in der Luft.
Beim Rennen ums Internet von oben scheint OneWeb derzeit die Nase vorne zu haben – auch dank Schweizer Innovationen.
OneWeb: startklare Mini-Satelliten
- Wie funktioniert’s? Mehrere Hundert Mini-Satelliten in Kühlschrankgrösse schwirren um die Erde und senden ihr Signal zu einem pizzagrossen Empfänger am Boden. Dieser macht daraus ein lokales WLAN- oder Handy-Datensignal. Internet per Satellit gibt es bereits heute. Diese Satelliten sind allerdings 36’000 Kilometer von der Erde entfernt. Das verzögert das Signal massiv. Die kleinen Satelliten von OneWeb sind nur 1100 Kilometer entfernt. Das Signal ist deshalb viel schneller.
- Wer steckt dahinter? OneWeb, die Firma des ehemaligen Google-Managers Greg Wyler, und der Airbus-Konzern.
- Aktueller Stand? Derzeit produziert OneWeb die Satelliten. Die Schweizer Firma Ruag hat in Florida eine Fabrik eröffnet, wo sie in Rekordtempo Tragestrukturen für die Satelliten produziert – erstmals in Massenproduktion statt Massanfertigung. Anfang 2018 sollen die ersten Satelliten ins All starten.
SpaceX: Tausende Satelliten geplant
- Wie funktioniert’s? Ähnlich wie OneWeb – die Satelliten sind aber etwas grösser (wie ein Kleinwagen) und zahlreicher: Über 4000 sollen es bei diesem Projekt werden.
- Wer steckt dahinter? SpaceX, die Raumfahrt-Firma von Tesla-Gründer Elon Musk.
- Aktueller Stand? Schon letztes Jahr wurden in den USA Gesuche eingereicht, um das Netzwerk betreiben zu dürfen. Die ersten Satelliten sollen 2019 losgeschickt werden, 2024 soll das gesamte Netzwerk online sein.
Loon: Stratosphären-Ballone ohne Antrieb
- Wie funktioniert’s? Mit Helium gefüllte Ballone schweben in 30 Kilometern Höhe in der Stratosphäre und funken die Daten auf den Boden. Die Energie kommt von Solarzellen. Die Ballone benötigen keinen Antrieb und können deshalb monatelang in der Luft bleiben, ohne nachtanken zu müssen. Tückisch ist dafür die Navigation: Weil die Ballone lediglich die Flughöhe ändern können, müssen sie darauf hoffen, rechtzeitig eine gute Windströmung zu finden.
- Wer steckt dahinter? Google.
- Aktueller Stand? Verschiedene Testballone wurden schon erfolgreich eingesetzt, zuletzt in Peru. Aktuell scheint das Projekt aber nicht mit höchster Priorität vorangetrieben zu werden.
Aquila: Internet per Drohne
- Wie funktioniert’s? Ähnlich wie die Ballone von Google sollen die Drohnen solarbetrieben in der Stratosphäre fliegen. Die Drohne hat die Form eines Bumerangs, die Spannweite eines Linienflugzeugs und wiegt weniger als 500 Kilogramm. Die Daten werden nicht per Funk, sondern per Infrarot-Laser übertragen – das ermöglicht sozusagen Glasfaserqualität ohne Glasfaser. Bei Wolken führt das allerdings noch zu Problemen. Am Boden sorgen Hotspots für die Weiterverbreitung des Signals.
- Wer steckt dahinter? Facebook. Die Drohne heisst Aquila und ist Teil des Projekts «internet.org», das auch mit anderen Technologien die Netzabdeckung verbessern will.
- Aktueller Stand? Im letzten Mai hat die Drohne ihren zweiten Testflug erfolgreich absolviert. Der Flug dauerte weniger als zwei Stunden – von der angestrebten Flugzeit von mehreren Monaten ist man noch weit entfernt.