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Technik Planetenforscher auf unsicherem Terrain

PR-Gag oder Missverständnis? Eine Sensation erwarteten die Journalisten auf der Pressekonferenz der Nasa, nachdem der Chef der Marsmission vorher von einer «Entdeckung für die Geschichtsbücher» gesprochen hatte. Doch die Funde des Mars-Roboters «Curiosity» sind eher enttäuschend.

Planetenforscher John Grotzinger hat in den letzten Tagen viel gelernt. Nicht über seine Wissenschaft und nicht über sein Forschungsobjekt, den Planeten Mars. Der Chefwissenschaftler der Curiosity-Marsmission hat viel über die Dynamik des Medienbetriebs erfahren.

Brodelnde Gerüchteküche

In einem Radiointerview hatte er sich zu einer gewagten Aussage hinreissen lassen: Der Mars-Rover Curiosity der amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa habe auf dem Roten Planeten eine Entdeckung für die Geschichtsbücher gemacht. Damit hat der Caltech-Wissenschaftler eine Welle wildester Spekulationen ausgelöst – kurz bevor die Nasa die Resultate der ersten Analysen der marsianischen Bodenproben in einer offiziellen Medienkonferenz vorstellen konnte.

Diese schwere Kost aus der astronomischen Gerüchteküche hat selbst die riesige Kommunikationsabteilung der Nasa überrascht. Erst nach Tagen dementierten die Nasa-Kommunikationsprofis: Alle Gerüchte und Spekulationen über umwerfende Funde auf dem Mars seien inkorrekt!

Beweise fehlen

Anfangs dieser Woche hatten dann die Wissenschaftsprofis das Wort. An der Jahrestagung der renommierten amerikanischen Geophysikalischen Union AGU in San Francisco sprachen sie zwar von der Entdeckung einfacher organischer Bestandteile, von chlorierten Methanverbindungen, Verbindungen also, die Kohlenstoff enthalten. Kohlenstoff ist ein notwendiger Baustein für Leben. Aber er ist kein Beweis dafür. Zudem ist noch völlig unklar, ob dieser Kohlenstoff wirklich vom Mars stammt. Er könnte auch durch Meteoriten auf dem Mars gelandet sein. Oder von Curiosity selber, wenn der Rover Verunreinigungen von der Erde zum Mars transportiert hat.

Curiosity-Chefwissenschaftler John Grotzinger äusserte sich an der Medienkonferenz jedenfalls deutlich zurückhaltender als vor dem Radio-Mikrofon: «Was ich durch diese Angelegenheit gelernt habe: Man muss sehr vorsichtig sein, was man sagt und vor allem, wie man es sagt. Unsere Begeisterung für die Arbeit von Curiosity wurde einfach missverstanden.»

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