Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Technik Solaranlagen: Kleine Lösungen statt Wartelisten

Mit drei Quadratmetern Solarpanels pro Kopf könnte man das Atomkraftwerk Mühleberg ersetzen. Warum lässt sich das nicht realisieren? Während in Deutschland der Anteil von erneuerbarem Strom auf 20 Prozent gestiegen ist, hinkt die Schweiz der Entwicklung hinterher – das Problem ist hausgemacht.

Die Energiewende kommt nicht von alleine. Bundesrat und Parlament haben zwar nach der Katastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Nuklearenergie beschlossen. Doch sie wollen die Atomkraftwerke am Netz lassen, solange diese sicher sind – selbst wenn die Anlagen Beznau und Mühleberg zu den ältesten der Welt gehören.

Sonnenenergie könnte einen Grossteil des Atomstroms ersetzen. Die Zeichen stehen eigentlich gut: Die Preise für Solarmodule sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Eine 10-Kilowatt-Solaranlage für einen Privathaushalt kostet 2013 nur noch ein Drittel dessen, was 2006 dafür bezahlt werden musste. Damit sollte Solarstrom für Energieversorger, Unternehmen und auch Gemeinden interessant werden.

Die Krux mit der Einspeisevergütung

Mit der Kosten deckenden Einspeisevergütung (KEV) wollte der Bund Photovoltaik-Anlagen und Strom aus erneuerbarer Energie fördern, indem er die Differenz zwischen den Produktionskosten von alternativer Energie und dem aktuellen Marktpreis für den Strom begleicht. Im Mai 2008 wurde die KEV mit durchschlagendem Erfolg eingeführt worden. Bis Ende 2009 waren total 8'894 Anmeldungen eingegangen.

Doch weder war ein solcher Andrang erwartet worden, noch waren die Mittel dafür vorhanden. Deshalb entschied das Bundesamt für Energie bereits am 1. Februar 2009, die generelle Förderung zu stoppen. Der überwiegende Teil der angemeldeten Photovoltaik-Projekte musste nur wenige Tage nach Anmeldebeginn auf eine Warteliste gesetzt werden.

Einmalvergütung oder KEV

Box aufklappen Box zuklappen

Wer sich derzeit noch auf der KEV-Warteliste befindet, kann zwischen KEV und Einmalvergütung wählen. Dies gilt jedoch nur für Anlagen bis 30 Kilowatt. Anlagenbesitzer unter 10 kW haben kein Wahlrecht, sondern profitieren direkt von der Einmalvergütung. Wer künftig eine Anlage von 10 bis 30 kW baut, hat ebenfalls das Wahlrecht.

Anfang 2013 waren über 20‘000 Projekte auf der Warteliste blockiert und monatlich kamen tausende Neuanmeldungen dazu. 2014 werden voraussichtlich diejenigen Anlagen bewilligt, die sich bis zum 15. Juni 2011 angemeldet hatten.

Einzelinitiative ist gefragt

Ein anderes Instrument zur Förderung von Photovoltaik-Anlagen musste her – die Einmalvergütung wurde eingeführt. Seit April dieses Jahres kann jeder Besitzer einer Kleinanlage bis zu 30 Kilowatt statt der KEV einen einmaligen Betrag wählen, der bis zu 30 Prozent seiner Investitionskosten abdeckt. Die Gelder sind bis 2016 durch den Bund zugesichert. Und wer die Einmalvergütung wählt, muss nicht auf einer Warteliste wie für die KEV ausharren, die nach und nach abgearbeitet wird.

Fachleute meinen, dass in dieser verkachelten Situation Einzelinitiative gefragt ist. Wenn nur ein Teil der 3,7 Millionen Haushalte in der Schweiz mit einer unkomplizierten Lösung selbst Strom produzieren würde, wäre ein wichtiger Schritt getan.Doch obwohl Solarpanels immer billiger werden, müssen die Anlagen aufwändig installiert werden. Und diese Kosten sind nicht gesunken.

Es gibt Lösungen

Umgehen könnte man die teure Montage, wenn jeder seine Solarpanels selber direkt an die Steckdose anschliessen könnte, um Strom einzuspeisen. Doch das funktioniert nicht so einfach, denn Solarpanels produzieren Gleichstrom – das Stromnetz aber braucht Wechselstrom.

Ein Tisch mit Solarpanels auf einer Terrasse.
Legende: Mit Gartenmöbeln Strom produzieren: Ein Solartisch wie dieser kann 200 Watt produzieren und ist über die Steckdose direkt ans Stromnetz angeschlossen. SRF

Diese Umwandlung verrichtet ein Wechselrichter, der bisher bei der Montage zentral im Gebäude platziert wurde. Mit der Entwicklung von kompakten und günstigen Wechselrichtern ist es jetzt jedoch möglich, den Strom direkt beim Panel zu wandeln. Es kann an jede normale Steckdose angeschlossen werden, um den Strom direkt ins Netzwerk einzuspeisen. Diese Lösung wird Plug-In-Panel genannt – und sie könnte die Stromversorgung auf den Kopf stellen.

Jeder Konsument kann produzieren

Denn dass Strom von den Konsumenten zu den Produzenten fliessen kann, war bisher in den diversen Bau- und Sicherheitsvorschriften nicht vorgesehen. Deshalb fehlten bisher auch verbindliche Vorschriften und Regelungen; rechtlich befanden sich solche Plug-In-Panels in einem Graubereich.

Fachleute befürchteten unkontrollierte Stromflüsse im Hausnetz, die zu gefährlichen Überlastungen führen könnten. Neuste Berechnungen und Tests bestätigen jedoch Erfahrungen in den Niederlanden, dass kleinere Plug-In-Anlagen gefahrlos betrieben werden können. Das zuständige Schweizerische Starkstrominspektorat hat reagiert und angekündigt, dass Reglement zu ergänzen und künftig Anlagen bis 600 Watt Leistung zuzulassen.

Meistgelesene Artikel