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Technik 30 Jahre Challenger-Absturz: Technische Risiken unterschätzt

Der zehnte Flug war ihr kürzester und zugleich ihr letzter: ¨Die amerikanische Raumfähre Challenger stürzte am 28. Januar 1986 ab – 73 Sekunden nach dem Start. Die tragische Raumfahrtkatastrophe kostete sieben Menschen das Leben.

Die Nacht war kalt gewesen. So kalt, dass an der Startrampe des Kennedy Space Centers die Eiszapfen wuchsen – und damit in den Kontrollräumen auch die Sorgen der Ingenieure. Sie fürchteten, dass die Raumfähre Challenger wegen der tiefen Temperaturen Schaden genommen haben könnte und wollten den Start verschieben. Doch die Manager waren dagegen. Und weil diese in der Hierarchie über den Technikern gestanden hätten, wurde gemacht was die Manager wollten, erklärt Henry Petroski, Ingenieurwissenschafts-Historiker von der Duke University Durham in den Vereinigten Staaten.

Absturz nach 73 Sekunden

So kam es, dass das Shuttle um 11:38 Uhr Ortszeit von Cape Canaveral startete. Millionen von Zuschauern verfolgten das Spaktakel gespannt vor dem Fernseher. Doch die Euphorie wandelte sich bald in blankes Entsetzen: 73 Sekunden nach dem Start brach das Shuttle auseinander und stürtze ab. Alle sieben Crew-Mitglieder kamen ums Leben – darunter auch die Grundschullehrerin Chista McAucliffe, die als erste Zivilistin ins All hatte fliegen sollte. Möglicherweise starben sie erst durch den Aufprall auf dem Atlantik.

Foto der sieben Mitglieder der Challenger-Mission 1986.
Legende: 6 Astronauten und die Zivilistin Christa McAuliffe (2.v.li.) : Alle Mitglieder der Challenger-Mission kamen bei dem Unglück 1986 ums Leben. Keystone

Nachfolgende Untersuchungen des Unglücks zeigten: In der Kälte der Nacht waren einige Dichtungsringe spröde geworden. Durch diese undichten Stellen seitlich an der Rakete entwichen Verbrennungsflammen. Das löste eine Kettenreaktion aus, die zum Absturz führte. Henry Petroski weist auf den Faktor Mensch als Ursache von solchen Katastrophen hin: «Je weniger Menschen direkt mit der Technik zu tun haben, desto eher unterschätzen sie die technischen Risiken – wie das Beispiel des Challenger-Konflikts zwischen Managern und Technikern zeigt», so Petroski.

Imageschaden für die NASA

Das Challenger-Unglück vom 28. Januar 1986 kostete die NASA sehr viel Geld und das Ansehen der amerikanischen Raumfahrtbehörde war in der Öffentlichkeit schwer angeschlagen. Erst recht als 17 Jahre später das Schwester-Shuttle Columbia beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühte, ebenfalls mit sieben Menschen an Bord.

Heute ist das amerikanische Space-Shuttle-Programm Geschichte – und damit auch die Autonomie der Amerikaner in der bemannten Raumfahrt. Die restlichen geflügelten Recycling-Raketen stehen seit bald fünf Jahren am Boden. Bis die eigenen Nachfolgeprojekte in die Gänge kommen, geht es für die Amerikaner nur noch per Anhalter in den Orbit; an Bord der robusten russischen Sojus-Raumschiffe.

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