Er ist in aller Munde – und in jedermanns Hosentasche: der Countdown. Jedes Smartphone verfügt heute über einen Timer. In allen (un)möglichen Situationen, in denen auf etwas hingefiebert werden soll, werden Countdowns eingesetzt: sei es für das neuste Gadget von Apple, die Bundesratswahl oder den Start der neuen Staffel einer populären TV-Serie.
In Russland geht’s auch ohne
Raketenstarts online
Nicht wegzudenken sind Countdowns vermeintlich auch, wenn eine Rakete ins Weltall geschossen werden soll: Die laut zurückgezählten Countdowns sind eine Errungenschaft, die sich ins westliche kulturelle Gedächtnis eingebrannt hat. Weiter östlich kommt man freilich ohne aus: Russische Raketenstarts laufen ohne das theatralische Abwärtszählen ab.
Gemein ist allen Raketenstarts auf der Welt jedoch, dass vor dem Start ein minutiöses Prozedere von Sicherheits-Checks durchgeführt wird, das genau getaktet ist. Dieser lautlose Countdown kann mehrere Tage dauern und wird angehalten, wenn es irgendwo ein Problem gibt. Manchmal wird er sogar ganz gestoppt, zum Beispiel, wenn das Wetter nicht mitspielt und die Mission gefährdet.
Wer hat’s erfunden?
Der Countdown ist wohl deshalb so beliebt geworden, weil er etwas Theatralisches hat; er steigert die Spannung – und genau diese Stichworte führen zu seinem Erfinder. Urheber ist nämlich nicht ein Raketenbauer, sondern ein Künstler: der deutsche Regisseur Fritz Lang. Für seinen Stummfilm «Die Frau im Mond» von 1929 setzte er vor dem Start der Rakete einen Countdown ein – als dramaturgisches Mittel.
Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich mir: Wenn ich eins, zwei, drei, zehn, fünfzig, hundert zähle, weiss das Publikum nicht, wann es losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle, drei, zwei eins, NULL – dann verstehen sie.
Für Lang, den Filmfreunde unter anderem für den Science-Fiction-Film «Metropolis» schätzen, lief die Zeit ebenfalls ab: «Die Frau im Mond» war einer der grossen letzten Stummfilme – der Siegeszug des Tonfilms war nicht mehr aufzuhalten.
Immerhin, mit seinem Werk erwies sich Lang als Visionär: Genau 40 Jahre nach seinem Film flog die erste Rakete mit Menschen auf den Mond – natürlich eingeleitet von einem Countdown.