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Ein LKW-Fahrer sitzt in seinem Cockpit, auf dem Kopf eine Haupe mit Messelektroden.
Legende: Wie kann die Arbeit der LKW-Fahrer sicherer gemacht werden? Daran forschen Ingenieure schon lange. In Zukunft soll auch Musik die Fahrsicherheit unterstützen. Daimler

Technik Das Auto wird zum DJ

Mit Musik geht alles besser, auch das Autofahren. Glaubt man dem Kundenforscher Siegfried Rothe von Daimler, dann werden in drei bis vier Jahren PKWs in der Lage sein, die passende Musik zur jeweiligen Verkehrssituation auszuwählen – aus der persönlichen Musikbibliothek des Lenkers.

Schon bald könnten Entwicklungen aus dem LKW im PKW Einzug halten. Seit Jahren schon forscht Ingenieur Siegfried Rothe an Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Lastwagenchauffeure. Diese leiden häufig unter monotonen Verkehrssituationen, gerade auch nachts. Immer im gleichen Tempo und auf derselben Spur unterwegs, tuckern sie mit dem immer gleichen Abstand dem Vorderfahrzeug hinterher. Das ermüdet.

Eine solche Müdigkeit kann durch einen einfachen Aufgabenwechsel überwunden werden. Zum Beispiel mit dem Mitsingen eines «fetzigen» Hits. Für Schläfrigkeit, die durch simplen Schlafmangel hervorgerufen wird, gilt das nicht. Sie kann nur mit Schlafen kompensiert werden.

Langweilige Fahrten brauchen lebhafte Musik

Bei diesen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten stiessen die Daimler-Kundenforscher auf die unterschiedliche Wirkung von begleitender Musik im Cockpit. Mit Hilfe von Musikwissenschaftlern konnten sie in aufwendigen Tests belegen, dass die «richtige» Musik die Aufmerksamkeit und auch die Leistungsfähigkeit der LKW-Chauffeure erhöhen kann. Richtige Musik, das bedeutet: Je langweiliger die Fahrsituation, desto lebhafter und anregender muss es aus den Boxen tönen. Anders bei Stresssituationen im Verkehr. Hier kann die richtige Musik den Fahrer beruhigen und besänftigen.

Aktuelle Fahrsituation ist entscheidend

Die Forscher entwickelten in der Folge eine Software, die praktisch jedes Stück der modernen Unterhaltungsmusik in drei Kategorien einteilt: aktivierende, ausgleichende und entspannende Musik. Massgebend für diese Einteilung ist das Tempo des jeweiligen Songs. Damit nun das Fahrzeug per Zufallsgenerator ein Stück aus der passenden Kategorie auswählt, muss das System die Fahrsituation einschätzen können.

Siegfried Rothe steht vor einem LKW.
Legende: «Monotonie und permanentes Sitzen sind die grössten Probleme»: Ingenieur Siegfried Rothe hat sich der Verbesserung der Arbeitsbedingungen der LKW-Fahrer verschrieben. Daimler

Dazu benutzt es Grössen wie Geschwindigkeit, Lenkbewegungen, Blinkerbetätigungen oder Anfahrts- und Bremsbewegungen, die neuere LKW- und PKW-Modelle standardmässig speichern. Mithilfe dieser Daten beurteilt das Fahrzeug die aktuelle Fahrsituation. Zusätzlich könnte über digitale Karten auch Ort und Strasse sowie Uhrzeit und Wochentag bei der Musikwahl berücksichtigt werden.

Rein theoretisch wäre es sogar möglich, über physiologische Grössen – Hirnströme, Pulsschläge und Herzraten – den Zustand des Fahrers zu ermitteln und dementsprechende Musik auszuwählen.

Autos spielen Zukunftsmusik

Im Auto der nahen Zukunft wird der Lenker also seine eigene Musikbibliothek per USB-Stick laden und analysieren lassen. Wie ein guter DJ, der die Musik der Stimmung seiner Gäste anpasst, wählt dann das Auto die Musikstücke aufgrund der Verkehrssituation aus. Das nennt man dann wohl... Zukunftsmusik.

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