Oberflächlich ist das Goldpapier, das im Labor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich entsteht, kaum von Blattgold zu unterscheiden. Doch die Einsatzmöglichkeiten des künstlich hergestellten Gold-Materials sind weitaus vielfältiger. Grosses Potenzial sieht Wissenschaftler Raffaele Mezzenga vom ETH-Labor in der Gastronomie, wo es unter dem Kürzel E 175 als Lebensmittelzusatz zugelassen ist.
Das Edelmetall wird dazu verwendet, Desserts, Drinks und andere Speisen zu dekorieren – zum Beispiel in Luxusrestaurants oder auch fixfertig aus dem Streuer daheim. «Wir können die Komponenten so mischen, dass das Hybridgold zu 99 Prozent aus Milchprotein und nur zu 1 Prozent aus Gold besteht», sagt Mezzenga, «das Endprodukt glänzt nach wie vor wie Gold und ist leicht verdaulich.»
Welches Gold hätten Sie gern?
Zudem leitet das Goldpapier, je nach Zusammensetzung, elektrischen Strom unterschiedlich stark – eine Eigenschaft, die sich besonders für die Elektronik und Mikroelektronik eignet. Und um Blattgold, mit dem man Statuen noch heute verziert, zu imitieren, braucht es für das Hybridmaterial lediglich einen Anteil von einem Drittel Gewichtsprozent Gold.
«Wenn man sich vor Augen führt, was pures Gold kostet, macht dieses neue Material einen echten Unterschied», sagt Mezzenga – ein Faktor, der für die Uhren- und Schmuckindustrie von Interesse sein könnte. Die Hersteller könnten mit der Protein-Folie ihren Bedarf für Gold womöglich senken. Optimal eignen würde sich das Hybridgold, so Mezzenga, zum Beispiel dazu, Zahlen auf Ziffernblättern von Armbanduhren zu vergolden.
Suche nach Interessenten
Ob es soweit kommen wird, ist allerdings noch offen. Mezzenga und sein Team haben das Herstellungsverfahren zwar zum Patent angemeldet, doch die Suche nach Interessenten und Partnern in der Industrie ist noch im Gange. Und um die Blattgoldfolie im grossen Massstab anzubieten, müssten die Produktionsmethoden erst noch entwickelt werden.