Jetzt im Winter sieht der Schächenbach harmlos aus. Er führt kaum Wasser. Dass er aber auch anders kann, zeigte er im August 2005 – beim Jahrhundert-Hochwasser im Kanton Uri. Um eine solche Katastrophe verhindern zu können, investiert Uri 160 Millionen in Schutzmassnahmen im ganzen Kanton.
Viel Geld für den kleinen Bergkanton, aber gut investiertes, findet Hans Gisler aus Schattdorf, der die Baustelle bei der Reussbrücke in Attinghausen täglich besucht: «Um diese Investition kommen wir nicht herum. Der Schutz der Bevölkerung ist wichtig. Da darf nicht gespart werden.» So wie Hans Gisler denkt die grosse Mehrheit der Urner Bevölkerung. Die 160-Millionen-Vorlage wurde 2009 von beinahe 88 Prozent der Stimmbevölkerung angenommen.
Das Kernstück im Urner Talboden
Seit drei Jahren baut Uri an den Schutzmassnahmen. Momentan laufen die Arbeiten am Kernstück im Urner Talboden. Bei der Einmündung des Schächenbachs in die Reuss befindet sich laut Kantonsingenieur Stefan Flury ein neuralgischer Abschnitt, wie sich beim Jahrhundertunwetter 2005 zeigte.
«An dieser Stelle staute sich damals das Geschiebe, das der Schächenbach mit sich brachte», erklärt Flury, «die Reuss führte zu wenig Wasser, um das Geschiebe abzutransportieren. Das führte dazu, dass sich das Geschiebe des Schächenbachs aufstaute. Der Bach konnte nicht mehr in die Reuss abfliessen und trat schliesslich über die Ufer.»
Nun arbeiten die Fachleute daran, im Oberlauf des Schächenbachs Rechen zu bauen. Sie können im Fall eines Unwetters Geschiebe sammeln, so dass der Mündungsbereich in die Reuss nicht mehr verstopft wird. Ausserdem verbessert das den Zufluss des Schächenbachs in die Reuss, und erhöht die Dämme – wie etwa in Richtung Attinghausen, um das Dorf besser zu schützen.
Gewerbler fühlen sich sicher
Im Industriegebiet Schattdorf sind 110 Betriebe ansässig. Unter anderem der Kleidersammler Texaid, einer der 2005 vom Unwetter betroffen war. Trotz des 4-Millionen-Schadens, den Texaid erlitten hat, hat sich der Betrieb laut Beat Alder, damals in der Geschäftsleitung, nie überlegt, einen anderen Standort zu suchen.
Ebenso wenig die Sisag AG, die Betriebsleitsysteme für Züge, Strassenverkehr und Seilbahnen herstellt. Im August 2005 stand die Produktion laut dem Verwaltungsratsdelegierten Erich Megert nur einen Tag still. Dann wurde wieder produziert – mit Notstrom-Aggregaten. «Wir wollten keine Kunden verlieren. Und das haben wir auch nicht. Das war das Wichtigste», erzählt er.
Die aufwändigen Schutzmassnahmen des Kantons begrüsst Megert. Doch ob diese Massnahmen auch für künftige Hochwasser ausreichen werden? Das, so schmunzelt er, müsse man wohl eher ganz oben fragen.