Mega-Staudämme sollen für viele Länder die dringend benötigte Energie liefern, die sonst importiert oder zum Beispiel in klimaschädlichen Kohlekraftwerken gefördert werden müsste. Doch solche Bauwerke zerstören meist auch den Lebensraum von Tausenden von Menschen, rauben ihre Lebensgrundlage, setzen möglicherweise historisch wichtige Stätten unter Wasser oder verdrängen die Tier- und Pflanzenwelt.
Richtlinien greifen nicht
Klassische Financiers von Dämmen – wie zum Beispiel die Weltbank – verpflichten sich, solche schädlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten.
Doch heute werden Mega-Dämme nur noch zu knapp zehn Prozent von der Weltbank oder ähnlichen Geldgebern finanziert, wie eine umfassende Analyse des International Institute for Environment and Development zeigt.
Ein weit grösserer Teil wird mittlerweile mit Geldern von Privaten oder von Ländern wie China bezahlt. Und die halten sich oft nicht an die Richtlinien.
Kosten laufen aus dem Ruder
Hinzu kommt, dass die meisten Dammprojekte bereits ohne Massnahmen für Mensch und Umwelt massiv teurer werden als geplant. Das zeigt eine andere umfassende Studie im Fachmagazin «Energy Policy». Forscher der Oxford University und der Saïd Business School haben Dokumente von hunderten bereits fertig gebauten Mega-Dämmen gesichtet.
Das Resultat: Sieben von zehn Dammprojekten haben das ursprüngliche Budget überschritten. Im Durchschnitt wurden sie fast doppelt so teuer wie budgetiert. Und bei einem von zehn Dämmen, so Studienautor Alexander Budzier, seien die Kosten gar richtiggehend aus dem Ruder gelaufen.
Bessere Planung ist gefragt
Mega-Dämme rentieren also oft gar nicht. Das lässt für Schutzmassnahmen noch weniger finanziellen Spielraum.
Und noch etwas konnte Budzier zeigen: Dammbauer lernen offenbar wenig dazu, denn im untersuchten Zeitraum von 70 Jahren hat sich die Situation nicht verbessert.
Der Titel von Alexander Budziers Studie lautet denn auch: «Sollen wir noch mehr Mega-Dämme bauen?» Budziers Antwort ist aufgrund der Resultate seiner Studie klar: Nein. Oder wenn doch, dann müsse man sie viel besser planen.