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Ein Zug der SBB fährt auf dem Gleis
Legende: Stromsparen auf der Schiene: Die SBB will bis 2025 jedes Jahr 600 Gigawattstunden einsparen. Die «grüne Welle» soll knapp 12 Prozent dazu beitragen. Keystone

Technik Wer bremst, verliert: Das Stromspar-Rezept der SBB

Wer mit dem Auto durch die Stadt fährt, freut sich über jede «grüne Welle» – fahren, möglichst ohne anzuhalten. Darauf setzen zunehmend auch die SBB, denn das Sparpotenzial ist enorm: Ein schwerer Güterzug verbraucht durch einen Stopp so viel Strom wie ein Einfamilienhaus in einer Woche.

10'000 Züge sind in der Schweiz jeden Tag unterwegs. Wegen der hohen Netzauslastung reicht oftmals schon eine kleine Verspätung und ein Zug muss am Rotlicht warten, weil ein andere Zug Vorrang hat. Die Passagiere nehmen das im besten Falle mit stoischer Ruhe hin. Doch die SBB verliert dabei richtig Geld. Denn solche ungeplanten Stopps kosten enorm viel Energie.

«Grüne Welle» für die Bahn

Ein Intercity wiegt mehrere 100 Tonnen, ein schwerer Güterzug gar über 1000 Tonnen. «Muss ein solcher Zug wieder in Bewegung gebracht werden, verbraucht das so viel Strom wie ein Einfamilienhaus in einer ganzen Woche», sagt Andreas Bärlocher, Schichtleiter der SBB-Betriebszentrale Ost. Darum hat nun jeder Lokführer der SBB ein Tablet im Führerstand. Es ist Teil des Konzepts «grüne Welle» der SBB, im Fachjargon adaptive Lenkung genannt.

Die SBB als Vorreiter

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Die Österreichische ÖBB will ebenfalls 2015 die «grüne Welle» starten. Derzeit wird diskutiert, ob die SBB-Software übernommen wird. Die Deutsche Bahn entwickelt zurzeit ein eigenes System in engem fachlichen Austausch mit den Schweizer Kollegen. Konkrete Zahlen, wie viel Energie ÖBB und DB sparen könnten, liegen offiziell noch nicht vor.

Schon heute sendet jedes Lichtsignal eine Nachricht in die Betriebszentrale, wenn ein Zug durchfährt. So lassen sich Position, Geschwindigkeit und Verspätung jedes einzelnen Zuges ermitteln. Eine neu entwickelte Software berechnet nun alle drei Sekunden, wann ein Zug wo sein wird.

Liegt beispielsweise ein einspuriger Abschnitt auf der Strecke, der noch von einem anderen Zug besetzt ist, schlägt das Programm vor, langsamer zu fahren. Diese Empfehlung schickt die Zentrale dem Lokführer auf das Tablet. Hält ein Lokführer die empfohlene Geschwindigkeit ein, ist er zwar langsamer unterwegs, trifft aber beim Signal dann auf ein grünes statt auf ein rotes Licht. Schon jetzt gibt es dadurch zehn Prozent weniger ungeplante Stopps.

Pro Tag 20'000 Franken sparen

Die Software für die grüne Welle entwickelte die SBB während vier Jahren selbst. Kostenpunkt: 34 Millionen Franken. Bis Ende 2015 will die SBB das System soweit optimieren, dass im Idealfall pro Tag über 20‘000 Fanken an Stromkosten eingespart werden. Nach vier bis fünf Jahren also könnte sich die Investition bereits gelohnt haben.

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