- Drohnen können den Flugverkehr gefährden – sind aber auch unerwünscht rund um Gefängnisse oder sensible Bereiche wie Kernkraftwerke.
- Heutige Abwehrsysteme schiessen übers Ziel hinaus : Sogenannte «Jammer» legen gleichzeitig auch andere Funksignale lahm.
- Schweizer Innovation soll einen grossen internationalen Markt bedienen: Die Berner Fachhochschule will bis Ende Jahr zusammen mit einem Industriepartner ein fertiges Produkt entwickeln.
Immer wieder kommen Drohnen Flugzeugen bedenklich nahe. Der Flughafen Dubai beispielsweise wurde letztes Jahr gleich dreimal gesperrt: Wegen Drohnenalarm. Das Flugverbot rund um die Landepisten nützt offenbar nur beschränkt. Das Interesse, eine Flugverbotszone für Drohnen auch tatsächlich durchsetzen zu können, ist deshalb entsprechend gross.
Gefängnisse und Atomkraftwerke
Doch nicht nur Flughäfen sind betroffen, sondern auch Grossveranstaltungen wie zum Beispiel das WEF in Davos, wo jedes Jahr jeweils zahlreiche Staatschefs zu Besuch sind. Rund um Gefängnisse möchte man ebenfalls keine Drohnen fliegen sehen – mit ihnen wäre es ein leichtes, Ausbruchswerkzeug oder Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln. Auch rund um Kernkraftwerke, wie etwa in diesem Video , sind Drohnen nicht erwünscht, wegen Sicherheitsbedenken.
Heutige Abwehrsysteme haben Tücken
Abwehrsysteme gegen Drohnen gibt es zwar bereits schon. Doch haben sie alle ihre Nachteile, erzählt Jonas Schild von der Berner Fachhochschule. Netzkanonen schiessen ein Netz ab, um eine Drohne einzufangen. Mehr als 20 Meter liegen aber nicht drin. Oder es gibt speziell abgerichtete Greifvögel , welche sich auf die Drohne stürzen und sie kaputt machen. Doch beide Massnahmen sind immer nur beschränkt einsetzbar.
Auch die elektronischen Abwehrsysteme sind ungenügend: Ein sogenannter «Jammer» blockiert die Funksignale der Drohnensteuerung. «Doch damit wird jede Kommunikation unterbunden in einem gewissen Frequenzband, beispielsweise auch WLAN oder Bluetooth», so Jonas Schild, der jetzt ein neues Abwehrsystem entwickelt.
Die Lösung: Drohnen verwirren
Die Idee für ein neues Abwehrsystem kam von der Firma Comlab in Ittigen, welche als Industriepartner beim Projekt mit dabei ist. Zusammen mit der Fachhochschule Bern entwickeln sie ein Gerät, das ganz gezielt nur die Drohnen stört – und nichts anderes.
Das funktioniert so: Das System der Berner schickt einer Drohne Funksignale entgegen, die täuschend ähnlich sind wie jene von der echten Fernsteuerung. Damit lässt sich eine Drohne derart verwirren, dass sie sich selber abschaltet. Wie es ganz genau funktioniert, ist allerdings ein Firmengeheimnis.
Ein grosser Markt
Bis Ende Jahr soll ein marktfähiges Produkt da sein. «Es gibt auf der Welt zahlreiche grosse Flughäfen. Da ist das Potential recht gross, wenn man die richtige Technologie hat», sagt Georg Stirnimann, CEO bei der Comlab Group.
Doch auch die Konkurrenz schläft nicht – zahlreiche Firmen sind mit ähnlichen Entwicklungen am Start. Doch Stirnimann gibt sich zuversichtlich: «Das was jetzt die Fachhochschule gemacht hat, ist technisch-wissenschaftlich weiter als die Konkurrenz.» Rund eine Million Franken werde ein fertiges System wohl kosten, der exakte Preis lasse sich noch nicht beziffern.
Noch ist das Rennen nicht gewonnen
Noch ist das System allerdings nicht fertig. Elektroingenieur Jonas Schild hat noch ein paar Probleme zu lösen, bevor das System in Serie gehen kann. Zum Beispiel können WLAN-Signale das System irritieren, wenn es um die Erkennung einer Drohne im Anflug geht. Das Rennen um einen marktfähigen Drohnenstopper ist also noch nicht gewonnen, doch die Hoffnungen sind intakt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 25.2.2017, 12.40 Uhr