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So beeinflussen Sprachassistenten unsere Kinder
Aus Kultur Webvideos vom 05.03.2021.
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Digitale Medien und Erziehung Was machen digitale Geräte mit unseren Kindern?

Schon Kleinkinder wachsen heute mit Tablets oder Sprachassistenten auf. Was bedeutet das für ihre Entwicklung? Ein Gespräch mit Psychologe Moritz Daum.

Smartphone, Tablets und Roboter sind im Kindergarten angekommen. Roboter sollen zum Beispiel den Kleinsten Einblick in die Grundlagen von Fremdsprachen beibringen. Auch Zuhause hilft das Tablet, die Kinder zu beschäftigen.

Fördern digitale Geräte die kindliche Entwicklung oder richten sie vielmehr Schaden an? Der Psychologe Moritz Daum im Gespräch.

Moritz Daum

Moritz Daum

Entwicklungspsychologe

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Moritz Daum ist Professor an der Universität Zürich. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklungspsychologie. Zwischen 2010 und 2012 leitete Daum die Forschungsgruppe «Entwicklung von Kognition und Handlung» am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

SRF: Schadet es Kindern in ihrer Entwicklung, wenn sie zu viele Stunden vor dem Tablet verbringen?

Moritz Daum: Wenn man sie mit Informationen konfrontiert, die sie noch nicht verarbeiten können, schon. Schauen zum Beispiel vierjährige Kinder viele Filme, die eigentlich für Erwachsene gedreht sind, überfordert sie das.

Wie beeinflusst der Umgang mit digitalen Geräten das Verhältnis von Kindern zu anderen Menschen? Verlieren sie beispielsweise die Fähigkeit zu Empathie?

Nicht unbedingt. Das Tablet wird ja auch viel genutzt, um mit anderen zu interagieren: per Videochat zum Beispiel. Das ist ein Aspekt, der nicht dazu führt, dass Empathie verloren geht.

Förderlich ist auch, wenn man gemeinsam mit dem Kind auf dem Schoss das Tablet in die Hand nimmt und den Film stoppt, wenn das Kind eine Frage hat. Wenn man das Kind aktiv einbezieht, ist der Bildschirm Teil der Kommunikation. Es findet auch Berührung statt und eine gute Beziehung wird aufgebaut.

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Smartphone: Wie Kinder digital beeinflusst werden
Aus Einstein vom 04.03.2021.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 39 Minuten 20 Sekunden.

Das heisst aber nicht, dass man nicht auch mal zum Kind sagen kann: Ich brauch eine halbe Stunde Ruhe, setz dich mal allein mit dem Tablet hin. Da muss man aufpassen, dass man das Tablet nicht verteufelt.

Was empfehlen Sie Familien für den Umgang mit Tablets und Co.?

Wichtig ist, auf sich selbst zu hören: Wie würde ich es selber machen? Ich empfehle, dass man mit dem Kind bespricht, was man gut findet und was nicht. Dass man Regeln für Zeiten aufstellt. Aber dass man diese nicht selbst bestimmt und fertig, sondern das Kind in die Diskussion miteinbezieht. Zuhören, was das Kind gut findet, damit es auch merkt: Es wird ernst genommen.

Sprachroboter ersetzen die Eltern nicht und auch nicht die soziale Interaktion.
Autor: Moritz Daum Psychologe

Verändern Sprachassistenten die Entwicklung von Kindern?

Diese Forschung ist ganz, ganz jung. Was man sagen kann: Wenn ein Kind mit einem Sprachassistenten aufwächst, hat es einerseits Interaktion: Der reagiert, wenn ich etwas sage, das macht der Fernseher nicht.

Auf der anderen Seite merken Kinder aber schnell, dass da kein Mensch drinsitzt. Ich kann das Objekt wüst beschimpfen – ohne Konsequenzen. Wenn ich meine Mami beschimpfe, dann hat das Konsequenzen. Sprachassistenten ersetzen die Eltern nicht und auch nicht die soziale Interaktion.

Die Frage ist, was ist der Nutzen für ein Kleinkind? Noch sind Sprachassistenten von heute eher eine lustige Spielerei – ohne grossen Nutzen für das Kind.

Das Gespräch führte Christian Seewald.

SRF 1, Einstein, 4.3.20201, 21:05 Uhr;

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