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Die Fachrunde des PULS-Chats
Legende: Nadine Karnitz, Peter Muijres, Andreas Zimmermann und Hansjörg Znoj srf

Mit Trauer leben lernen «Wie umgehen mit Wut, Angst, Verzweiflung nach einem Verlust?»

Nadine Karnitz, Peter Muijres, Andreas Zimmermann und Hansjörg Znoj haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Nadine Karnitz
Trauerbegleiterin
Schinznach Dorf

Peter Muijres
Psychologe und med. Anthropologe
Spezialist Dignity Therapy
Zürich

Andreas Zimmermann
Heim- und Spitalseelsorger
Asana Spital mit Pflegeheim Leuggern | Trauertreff Hospiz Aargau

Prof. em. Hansjörg Znoj
Psychologe und Trauerforscher
Bis 2021 Mitdirektor Institut für Psychologie und Leiter der Abteilung Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin, Universität Bern

Chat-Protokoll

Mein Mann ist nach kurzer Krankheit relativ plötzlich verstorben. Unsere Kinder sind im Primarschulalter und es scheint ihnen recht gut zu gehen. Sie sind ab und zu traurig, aber haben erstaunlich schnell in den Alltag gefunden. Mit scheint es einiges schlechter zu gehen. Aber Kinder reagieren wohl anders und ich frage mich, ob und ab wann ich professionelle Hilfe hin zu ziehen sollte. Wobei zumindest das ältere Kind dem ablehnend gegenüber steht.

Hansjörg Znoj: Wenn es nicht Anzeichen einer psychischen Störung gibt bei den Kindern, rate ich von einer professionellen Hilfe ab. So wie Sie schreiben, kommen die Kinder einigermassen, resp. sogar gut mit dem Tod ihres Vaters zurecht. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn das Kind unnötige Hilfsangebote ablehnt. Das zeitweise Zulassen von Trauer und die Rückkehr in die Normalität des Alltags ist für Kinder und Jugendliche typisch. Offene Kommunikation ist wichtig und Sie dürfen auch ruhig darüber reden, wenn Sie vielleicht für sich selbst eine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Mein Partner hat sich zwei Jahre vor seinem Exit-Tod total zurückgezogen, wie ein krankes Tier. Er bat alle Bekannten und auch mich in einem Mail, nicht mehr zu besuchen und keine persönlichen Fragen zu stellen. Niemand wusste von seiner schweren Krankheit (Metastasen im Hirn mit Folgen (Persönlichkeitsveränderungen). Ein Jahr vor seinem Tod hat er mich überraschend in die Ferien eingeladen mit der Auflage: bitte keine Kommunikation über Persönliches zu seiner Person. Wir haben nie zusammengelebt. Wir wohnten nur ein Dorf auseinander. Die selber aufgesetzte Todesanzeige hat er mir und seinen Freunden am Tag vom Abgang per Mail geschickt. Wieder mit der Bitte, keine Abdankung. Sondern man soll nachhaltig weiterleben. Seither ist ein Jahr vergangen. Seine vielen Briefe, Liebesbriefe, Fotos von gemeinsamen Bergtouren u.a. und seine Tagebücher liegen zugeklappt bei mir zuhause. Meine Frage: wie verabschiede ich mich, wenn meine grosse Liebe einfach «abhaut»? Ich schreibe viel und das hilft sehr.

Peter Muijres: Ich kann mir vorstellen, dass es extrem schwierig ist, sich von einer geliebten Person zu verabschieden, wenn sie es nicht erlaubt – was auch immer die Beweggründe Ihres Partners waren. Wie haben die Freunde diese Zeit erfahren? Es könnte helfen, gemeinsam mit ihnen eine Art Abschiedsritual durchzuführen und die verstorbene Person symbolisch darzustellen. Sie schreiben gerne und es tut Ihnen gut – nutzen Sie das! Die Dignity Therapy (Würdetherapie) stellt genau diesen Ansatz ins Zentrum: Mit einem Dokument werden positive Erinnerungen festgehalten, um sie zu würdigen und zu teilen. Sie können auch mit Freunden und Angehörigen sprechen und für sie die Erinnerungen aufschreiben. Fragen Sie zum Beispiel, was er für jeden Einzelnen bedeutet hat, wofür Sie sich bedanken möchten, welche schönen Erlebnisse sie geteilt haben, wie sie sich an ihn erinnern möchten und was sie ihm zum Abschied gerne noch mitgegeben hätten.

Mein Vater ist schon länger verstorben. Für mich fühlt es sich noch nicht so lange an. Für mich ist er oft ganz nah, als komme er gleich zur Tür hinein. Auch mrine Kinder vermissen ihren Grossvater sehr. Ist das normal nach so langer Zeit

Andreas Zimmermann: Guten Abend Ich glaube, dass es den Begriff normal oder nicht normal nicht gibt beim Trauern. Natürlich ist es einerseits schwierig, wenn er ihnen häufig noch so nah kommt, andererseits zeigt es halt auch ihre starke Beziehung, die sie zu ihm hatten und haben, und wenn ich immer wieder Menschen treffe,, die auch mit Seelen kommunizieren, ich also davon ausgehe, dass unsere Seelen weiterleben, dann scheint es mir auch stimmig, dass wir noch Beziehung auf vielleicht geheimnisvolle Weise zu den geliebten verstorbenen Menschen haben können. Wahrscheinlich machen sie das ja schon, aber ich würde eher positive Erinnerungen an den Vater / Grossvater immer wieder mal aufleben lassen (vielleicht auch etwas gemeinsam machen,, was er auch gern mit ihnen gemacht hat) und darauf vertrauen, dass das wieder kleine Hilfen sind zum Verarbeiten und halt zulassen, dass es keine Regel für die Dauer gibt. Ich wünsche Ihnen miteinander weiterhin hilfreiche Schritte auf diesem Weg!

Guten Abend Wir haben am 15.08.20 unseren 20jährigen Sohn bei einem Motorrad Umfall vor unserem Haus verloren. Ich bin froh dabei gewesen zu sein und möchte dies auch nicht verlieren, aber ich finde einfach keine freude mehr am Leben. Ich decke mich mit arbeiten zu und wen ich zuhause bin, bin ich tageweise am schlafen Wer kann mir helfen und wo finde ich eine mir passende Hilfe . Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen.

Hansjörg Znoj: Der Verlust eines eigenen Kindes ist unglaublich hart. Das eigene Leben scheint seinen Sinn zu verlieren und nichts kann die Lücke füllen. Sie versuchen, diese Lücke mit Arbeit zu füllen, aber das gelingt nicht wirklich. Lassen Sie ruhig auch ihre Gefühle hoch kommen, die Traurigkeit wird Sie nicht umbringen, aber sie ständig aus dem Leben zu verbannen, gelingt eben auch nicht. Es gibt Selbsthilfegruppen für Eltern, die ein Kind verloren haben, vielleicht könnte Ihnen das zumindest teilweise helfen, langsam wieder ins Leben zurück zu kommen.

Guten Abend meine Tochter hat nach einem Suizid, eine 6 wochen alte Tochter und Ehemann verlassen. Der brasilianische Ehemann und Tochter wohnen seit ca. 3 Jahren wieder in Brasilien. Der Kontskt ist sehr gut mit regelmässigen langen Besuchen und Videos. Wie was und wann kann ich mit meiner Enkelin über ihre Mama sprechen?

Nadine Karnitz: Guten Abend! Es freut mich, dass Sie guten Kontakt zu Ihrem Schwiegersohn und Ihrer Enkelin haben. Ist Ihre Enkelin schon alt genug, dass Sie sie fragen können, ob sie von ihrer Mutter erzählen können. Sonst könnten Sie von Ihrer Tochter erzählen und schauen, wie sie reagiert. Vielleicht möchte sie mehr wissen, vielleicht ist für sie auch im Moment ein anderes Thema dran.

Mein Mann ist vor 4 Monaten unerwartet, plötzlich verstorben – mit 56. Mein Umfeld war anfangs sehr um mich herum und bei mir. Jetzt sind alle wieder in ihrem Alltag und ich habe das Gefühl, die Einsamkeit und der Schmerz ringen mich um. Ich (56) bin 1x pro Woche in Therapie, arbeite und Treffe mich unter Woche ab und zu mit Leuten (an den Wochenenden sind alle mit ihren Familien beschäftigt). Ich habe dasGefühl die Einsamkeit bringt mich und ich weiss einfach wie dagegen angehen. Wie bewältige ich das Gefühl der Einsamkeit ohne allen damit auf den Nerv zu gehen?

Nadine Karnitz: Guten Abend! Sie sind aktiv, gehen in Therapie, arbeiten und treffen sich mit anderen. Das machen Sie gut. Das Gefühl der Einsamkeit ist sehr verständlich. Es zeigt Ihre tiefe Trauer, die ihre Zeit braucht. Ihr Mann ist erst vor vier Monaten gestorben. Wie hilft Ihnen die Therapie, mit dem starken Gefühl der Einsamkeit umzugehen? Die Erfahrung, dass das Umfeld wieder im Alltag ist und von der Trauer weniger hören möchte, ist leider eine Realität. Eine Möglichkeit ist, sich in einer Trauergruppe mit anderen trauernden Menschen auszutauschen, die ein anderes Verständnis haben.

Wertes Team Vor 14 Jahren verstarb meine Frau. Im Mai 2020 wurde mir meine Tochter mit nur 32 Jahren jäh entrissen.. Ich kämpfe täglich um diesen Verlust und werde es nie begreifen können. Danke

Hansjörg Znoj: Sehr geehrter Unbekannter. Ihr Schicksal macht betroffen. Ob und wann wir Verluste von den liebsten Menschen begreifen können, ist nicht abhängig von unserem Willen. Aber den Kampf darum dürfen Sie aufgeben, denn dieser Kampf bringt Ihnen weder Frau noch Tochter zurück. Denken Sie daran, dass Sie in Ihrem Leben diesen Menschen nahe sein durften und versuchen Sie, den Verlust als Teil Ihres eigenen Lebens zu akzeptieren, auch wenn sich alles in Ihnen dagegen sträubt.

Wir haben vor 16 Jahren unseren Papi und Ehemann verloren. Meine Kinder waren dazumals 3 und 5 Jahre alt. Wir wurden alle krank. Von Bronchitis über Neurodermitis und ich bekam die Autoimmunkrankheit Lichen Ruber Planus, die mich heute noch begleitet. Macht es Sinn, mit einer Fachperson zum Ursprung zurück? Kann ich die Krankheit besiegen? Unsere Trauer war eine enorme Belastung dazumals. Herzlichst.

Hansjörg Znoj: Was Sie beschreiben sind die Folgen einer aussergewöhnlichen Stresssituation als Reaktion auf den Tod. Wie wir heute wissen, kann Stress langfristig die Regulation somatischer Vorgänge stören, insbesondere über hormonelle und immunologische Prozesse. Was geschehen ist, ist geschehen. Eine Autoimmunerkrankung kann aber viele Ursachen haben. Die Einsicht, dass die Trauer eine enorme Belastung darstellt, kann ich nur bestätigen. Ich sehe aber keinen Sinn darin, sich der Trauer nochmals auszusetzen. Sie müssten sich eher Hilfe holen, wie Sie Ihr Leben trotz der Erkrankung so intensiv wie möglich leben können.

Hallo Vor 2 jahren ist mein Mann mit 58 Jahren an einem Herzstillstand gestorben . Wir konnten uns nicht voneinander verabschieden . Seit dem falle ich immer wieder in eine tiefe traurigkeit … und hatte auch lange einen Schockzustand . Es ist wie in einer Achterbahn es geht rauf und runter . Meine Feunde und Familie , finden das Leben geht weiter und ia man darf nicht mehr oft darüber reden … Hört es mal auf dieser grosse Schmerz ? Wäre es einfacher gewesen , wenn man seinen geliebten Menschen begleiten konnte bis am Schluss .. Und dann auch mit der zeit langsam loslassen kann … ? Ich würde so gerne mit Menschen über das sprechen , wo ihre Liebsten auch so verloren haben … Sekundentot keine Krankheit Wie es ihnen geht … wie sie mit diesem Verlust umgehen … und sich wieder alleine zurechtfinden … Herzlichen Dank ietzt schon für ihre Antwort . Liebi Grüessli

Andreas Zimmermann: Guten Abend Das tut mir leide mit Ihrem Mann und verstehe, dass das einfach immernoch sehr schwer ist. Was für mich klar ist; für Trauer bzw. Traurigkeit gibt es keinen Regeln, wann sie vorbei sein soll und dass das Leben weiter geht stimmt zwar auf die eine Seite aber die andere Seite ist eben der Trauerprozess, dessen Ende sich nicht erzwingen lässt. Die Frage, was da evtl. einfacher gewesen wäre, hilft sicher nicht weiter.. Aber ihr Bedürfnis, sich mit anderen Menschen auszutauschen, sollten Sie sicher ernst nehmen. Nun weiss ich nicht, in welcher Region Sie wohnen. Über das Hospiz in Brugg, wo ich als Seelsorger tätig bin, gibt das Telefon: Hospiz Trauertreff Auskunft. Ich habe eben in den Trauertreffen im Aargau immer wieder erlebt, wie den Teilnehmenden dieser Austausch gut getan hat.

Ihre heutige Sendung zum Thema 'mit Trauer leben' war sehr eindrücklich. Sie berichteten ausschliesslichen von Fällen, die eine sogenannte gesundheitliche Ursache eines Todesfalles zu Grunde gelegen hat; also Krebs usw. Selbstmord wurde heute nicht angesprochen. Ich habe leider 2 Geschwister durch Selbstmord verloren und kann mit niemandem darüber sprechen. Das ist ein Tabu, worüber niemand spricht. Wenn jemand an Krebs stirbt haben alle sofort Mitleid und das grösste Verständnis für die Hinterbliebenen.

Redaktion Puls: Danke für die lobenden Worte. Bedauerlicherweise steht uns nur eine gewisse Sendezeit zur Verfügung. Das Thema Suizid hätte diese durch seine Komplexität gesprengt, wir nehmen die Anregung aber gerne auf!

Hallo Ich habe meinen Mann vor sechs Jahren verloren , er ist nach einer nicht heilbaren Krebserkrankung durch Exit aus dem Leben gegangen ich habe ihn bis zum Schluss begleitet Ich bin nach so langer Zeit immer noch nicht darüber hinweg , sehe immer die Bilder vor mir . Ich habe leider nie Trauerhilfe in Anspruch genommen waas ich heute immer noch bereue ! Macht es Sinn heute noch Hilfe anzunehmen ?

Peter Muijres: Es tut mir leid zu hören, dass Sie der nicht verarbeitete Verlust immer noch plagt. Für Hilfe in Anspruch nehmen gibt es zum Glück keine Frist. Eine Trauergruppe, wie im Beitrag vorgestellt, oder durch professionelle Begleitung eines Therapeuten: Machen Sie sich auf die Suche, welche Unterstützung Ihnen guttun würde.

Guten Abend, 2015 und 2022 sind meine Grossväter gestorben. Bis heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich nicht für sie da war. Ich war damals 14 bzw. 21. Manchmal sind die Vorwürfe die ich mir mache so schlimm, dass ich mich einige Tage zurückziehe und praktisch nur noch weine und kaum Motivation habe, bzw. erschöpft bin. Was kann ich dagegen machen oder ist das Teil meiner Persönlichkeit, dass ich als Mensch nicht loslassen kann? Vielen Dank

Hansjörg Znoj: Offenbar haben Ihnen beide Grossväter viel bedeutet. Schuldgefühle sind oft Teil der Trauer. Dies deshalb, weil man die Menschen geliebt hat und sie auch beschützen möchte. Unterlassungen, auch wenn Sie objektiv nicht schwer wiegen, sind daher nur schwer auszuhalten. Ihr junges Alter in beiden Fällen entschuldigt Sie zwar gegen aussen, aber der eigene Vorwurf bleibt dennoch bestehen. Versuchen Sie, mit beiden Grossvätern in einen inneren Dialog zu kommen und denken Sie daran, dass die beiden sicher enorm viel Verständnis für Ihre damalige und jetzige Situation aufbringen würden.

Herzlich guten Abend 2010 habe ich meine Lebenspartnerin im Alter von 44 Jahren unerwartet aufgrund einer Lungenemboliye verloren. Sie wie auch ich sind beide durch eine Behinderung auf den Rollstuhl angewiesen, weil es Ihr 2 Jahre vor dem Tod schlechter ging habe ich sie gerne gepflegt weil ich verhindern wollte dass sie in ein Heim musste. Seit diesem Verlust hat sich mein Charakter so verändert dass ich seit dieser Zeit nah am Wasser gebaut bin und öfters mal weine, sogar bei einem eher traurigen Film, was vorher nie der Fall war. Ich bin im Gegensatz zu früher auch eher introvertiert geworden. Ich war nie in einer Trauerbewältigung mit Fachbetreuung so frage ich mich, ob diese Veränderung eine Art Depression sein könnte oder nicht. Danke herzlich für Ihre Meinung.

Hansjörg Znoj: Es ist durchaus möglich, dass sich der Charakter einer Person durch ein kritisches Lebensereignis verändert. Wie Sie schreiben, werden Sie emotional stärker berührt als früher. Das muss nicht grundsätzlich schlecht sein oder ein Anzeichen für eine Depression. Trauerbewältigung braucht keine Fachkraft als Hilfe, sondern es reicht, wenn man Unterstützung durch andere Mitmenschen erhält. Wenn Sie sonst keine Zeichen von Depression wie tiefe Verzweiflung und Antriebsschwäche an sich feststellen sind Sie gesund.

Meine 83-jährige Mutter hat letzten November ihren langjährigen Lebenspartner verloren. Gibt es im Gebiet Horgen/Wädenswil eine Trauergruppe wie im Film in Seon gezeigt? Vielen Dank für Ihre Antwort

Andreas Zimmermann: Guten Abend Ich habe mich grad informiert und gesehen, dass am 12. Januar ein Trauertreffen in Horgen war und der nächste Termin ist am 2. Februar. Die Leitung hat Regula Oberholzer und es steht unter katholischer Kirche. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Konfession da nie eine Rolle spielt. Aber ich würde Ihnen empfehlen, doch über das kath. Sekretariat mal die Telefonnummer dieser Frau Oberholzer zu erfahren und ihr mal anzurufen und über die Situation ihrer Mutter zu sprechen. Ich wünsche Ihnen und ihrer Mutter weiterhin gute Schritte auf diesem Weg.

Guten Abend Meine Mami ist letzten März an Krebs verstorben, die letzten Lebenstage waren sehr hart vor allem auch zu sehen was diese Krankheit dem Körper anrichtet. Diese Bilder sind mir noch sehr präsent und ich kann es nach wie vor nicht verstehen, dass mein Mami nicht mehr da ist. Wie kann ich es schaffen zum einen die Bilder zu verarbeiten und zu verstehen, dass sie nicht mehr zurück kommt? Vielen Dank

Nadine Karnitz: Guten Abend! Der Tod Ihrer Mutter ist noch nicht lange her und hat Sie tief berührt. Trauer braucht Zeit. Es kann sehr hilfreich sein, über die Bilder und Ihre Gefühle mit einer Fachperson zu reden.

Grüezi Seit 8 Monaten habe ich meinen Frau 👩 verloren 😢 und seither ist meinen Leben nicht so wie früher ich bin einsam und tief traurig 😢 jeden 2 Tage zu Grab und rede ich mit ihre und werde ich extreme emotional. Ich habe niemanden ausser meine Frau und sie ist nicht mehr da und das macht mich fertig, seit ihr Tod bin nur am weinen. Was muss ich machen? Wie gehe ich mit Trauer um? Wie kann ich weg vom Einsamkeit? Vielen herzlich Dank für ihre Hilfe

Hansjörg Znoj: Der Tod Ihrer Frau ist immer noch sehr frisch und daher schmerzt der Verlust immer noch sehr stark. Dass Sie einsam sind, ist auch verständlich. Aber das ist kein Schicksal, sondern das können Sie verändern, indem Sie sich mit anderen Menschen treffen. Das ersetzt Ihre verstorbene Frau nicht, aber es hilft gegen die Einsamkeit. Lassen Sie Ihrer Trauer Raum, aber denken Sie auch an die guten Momente Ihres (gemeinsamen) Lebens. Lenken Sie sich auch ab und zu von der Trauer ab. Trauer ist anstrengend, deshalb müssen Sie sich auch zwischendurch erholen, vielleicht indem Sie längere Spaziergänge unternehmen oder vielleicht sogar Sport. Das hilft, eine neue Perspektive zu gewinnen.

Guten Abend Meine Mutter hat den Tod von ihrem Vater 2011 und den Tod ihrer Mutter 2019 und der Tod ihres Bruders2019 nicht verarbeitet. Auch ich habe Mühe, habe mir aber Hilfe geholt. Ich habe es meiner Mutter ebenfalls empfohlen, da es sehr hilft mit jemandem zu sprechen der sich in diesem Gebiet auskennt. Nur lehnt sie jede Hilfe ab und ich weiss nicht, wie ich sie dazu bringen kann, sich bei einer Psychologin zu melden. Sie ignoriert es und ich kann nciht weiter zuschauen wie es ihr schlechter geht. Haben sie dazu einen Tipp?

Nadine Karnitz: Guten Abend! Es ist gut, dass Sie sich Hilfe geholt haben! Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie Ihrer Mutter diese Erfahrung auch wünschen. Sie machen viel, wenn Sie ihr davon erzählen und ihr weiterhin Mut machen, dass sie sich auch Hilfe holt.

Hallo, ich habe im Januar 2021 meine Mutter unerwartet verloren. Ein halbes Jahr später ist auch mein Vater, ebenfalls völlig unerwartet verstorben. Bis zum Tod meines Vaters musste ich die Trauer meines Vaters mittragen und konnte gar nicht selber richtig trauern. Beim Tod neines Vaters hatte ich Schuldgefühle weil ich das Gefühl habe, dass ich vielleicht zu wenig darauf geachtet habe, dass es ihm gut geht. Nach dem Tod meiner Eltern (ich bin ein Einzelkind und hatte eine sehr grosse Bindung zu neunen Eltern) musste ich die Wohnung räumen und verkaufen. Nun sind wir, ich und mein Mann umgezogen weil ich einen Neuanfang wollte. Jedes Mal wenn ich an meine Eltern denke kommt die Trauer und jedesmal versuche ich sofort an etwas anderes zu denken oder mich sofort mit etwas abzulenken. Manchmal habe ich das Gefühl dass i h gar nicht richtig trauern kann oder will… ist das normal?

Nadine Karnitz: Guten Abend! Sie sehnen sich nach einem Neuanfang und doch merken Sie, dass die Trauer doch wieder kommt. Das ist normal, weil Trauer sehr starke Gefühle auslöst, die oft schwer auszuhalten sind. Doch glaube und erlebe ich in der Trauerarbeit, dass alle diese Gefühle wichtig sind und auch Sinn machen. Ein Neuanfang ist möglich, wenn die Gefühle Raum bekommen, auch wenn es weh tut.

Vor 4.5Jahren habe ich meinen Vater an Lungenkrebs verloren.von der Diagnose bis zum Tod vergingen 23 Tage. Bis ich realisieren konnte was auf mich zu kommt, war er nicht mehr da.. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an Ihn denke und wenn ich von Ihm erzähle kann ich nach wie vor die Tränen nicht zurückhalten. Seit Mai 2022 bin ich wegen Depressionen in Behandlung. Wie merke ich, dass ich die Trauer verarbeiten konnte oder eben nicht?! Können Sie mir etwas empfehlen oder helfen? Herzlichen Dank

Hansjörg Znoj: Da schon sehr viel Zeit vergangen ist seit dem Tod Ihres Vaters und Sie in Behandlung sind, denke ich, dass Sie schon das machen, was Sie können. Eine Depression ist auch immer eine psychische Erschöpfung und vielleicht können Sie den Verlust Ihres Vaters immer noch nicht akzeptieren. Auch Ihr Vater musste an einem Punkt sein Leben selbst gehen. Dazu braucht es viel Mut. Seien Sie mutig und lassen Sie ruhig zu, dass sie traurig werden. Irgendwann werden Sie, wenn Sie an Ihren Vater denken, innerlich ruhig. Dann konnten Sie die Trauer verarbeiten.

Guten Abend Ich bin 24 Jahre jung und habe vor etwa 8 Monaten unerwartet meinen Vater verloren. Gibt es Trauerbegleitung oder Gruppen für junge Erwachsene?

Andreas Zimmermann: Guten Abend Es ist gut, dass Sie ihrem Gefühl bzw. Ihrer Einschätzung trauen und irgendwo Hilfe suchen. Ich weiss von keiner speziellen Trauergruppe für junge Erwachsene. Ich hatte in einer Trauergruppe schon erlebt, dass eine trauernde Frau, die kam noch recht jung war, aber die meisten Personen, die kommen sind nicht mehr so jung wie Sie. Ich würde spontan eher empfehlen, eine Einzelbegleitung zu suchen, denn dort spielt das Alter keine Rolle. Dann kostet es aber Geld, oder ein Weg, den manche gehen, dass einem der Hausarzt psychologische Hilfe verschreibt. Ich wünsche Ihnen hilfreiche Schritte auf diesem nicht einfachen Weg!

Es gibt Menschen, die können mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen. Viele scheinen mir vertrauenswürdig zu sein. Glauben müssen Sie nichts... Ich kann es auch, meine verstorbene Frau konnte es. Ich . kann ihre Gegenwart jederzeit spüren. Mir jat das sehr geholfen. Mit «Fremden» geht es nur selten. Leider sind die Kirchen nicht so offen dafür. Ich möchte den Zuschauer*innen raten, macht einem Versuch...

Andreas Zimmermann: Guten Abend Auch ich kenne Menschen, die mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen und obwohl ich kirchlich angestellt bin, bin ich dafür sehr offen. Ihren Rat am Schluss würde ich aber dennoch insofern relativieren, dass ich nur den Menschen raten würde, einen Versuch zu machen, die den Wunsch oder das Bedürfnis dazu haben; dann ja, sonst nicht.....wär mein Rat

Guten Abend. Mit Spannung verfolge ich den Beitrag im Puls. Mein Vater verstarb am 18,08,1988. Wie sie sehen können, es ist bereits 35 Jahre her. Ich war damals 16 Jahre alt. Leider hat man damals nicht bemerkt, in welche Trauer ich verfallen bin; wir waren wohl die ganze Familie absolut überfordert. Mir laufen immer wieder, wie soeben die Tränen runter; auch bin ich nicht immer in der Lage den Friedhof zu besuchen. Es wäre sehr wichtig gewesen, mir psychologische Hilfestellung zur Seite zu geben. Gerne würde ich dies nachholen; es hört sich aber wohl für die meisten lächerlich an. Tja, ich werde dies wohl für immer mitschleppen. Mit den Jahren habe ich gelernt die Gefühle zu kontrollieren, was mir eigentlich ganz gut gelingt. Aber verarbeitet habe ich es nie. Es ist einfach nicht das gleiche, verarbeiten oder lernen damit umzugehen. Vielen Dank für das offene Ohr.

Nadine Karnitz: Guten Abend! «Gerne würde ich dies nachholen» – ja, machen Sie das. Sie spüren selbst, dass der Tod Ihres Vaters tiefen Spuren hinterlassen hat, die Sie bis heute beschäftigen. Auch nach so langer Zeit macht Trauerarbeit Sinn.

Ich habe vor fast 30 Jahren mein Vatter durch Suizid verloren. Ich war damals 8 Jahre alt. Das war sehr schlimm für mich. Habe auch nie Hilfe bekommen und geholt. Habe alles mit mir selber ausgemacht. Habe bis jetzt mit Psychischen Problemen zu kämpfen in meinem Alltag. Bin oft Einsam umd Hilflos obwohl ich Familie habe. Würde es Sinn machen nach so langer Zeit noch Hilfe zu holen. Ich glaube ich habe es bis heute noch nicht verkraftet. Besten Dank

Nadine Karnitz: Guten Abend! Sie haben als Kind durch den Suizid Ihres Vaters eine einschneidende Veränderung erlebt. Es macht auf jeden Fall Sinn, auch jetzt nach so vielen Jahren Hilfe zu holen. Ihre psychischen Probleme, Ihr Gefühl von Einsamkeit und Hilflosigkeit zeigen, dass es gut wäre, hinzuschauen, was damals bei Ihnen ausgelöst wurde und wie sehr ihr Alltag davon noch beeinflusst wird.

Habe meine 37 Tochter Am 1.Juni an einem Verkehrsunfall gestorben. Sie hinterlässt drei Kinder Bis jetzt konnte ich noch nicht trauern um SIE ich kann nicht weinen um sie Habe eine pyschiaterin die für mich da ist Und mein Umfeld hat Angst zum reden Wie soll ich weiter vorgehen Trauern sollte doch sein

Peter Muijres: Wenn so etwas Schlimmes und Unerwartetes passiert, will man das oft erst einmal gar nicht wahrhaben und verfällt in Schock. Sie sind noch nicht bereit, sich von Ihrer Tochter zu verabschieden – weinen können würde bedeuten, dass Sie die ungerechte Realität akzeptieren/eingestehen. Auch kann es sein, dass sie vermeiden wollen, von Ihren Emotionen überwältigt zu werden. Möglicherweise könnte ein Abschiedsritual helfen, innezuhalten und auf die schöne gemeinsame Zeit zurückzublicken, sich gleichzeitig mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen und wieder mit Ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen.

Guten Abend, im November 2022 wurde bei meinem Vater (63 Jahre) ein Glioblastom entdeckt. Die Therapie war bis jetzt ohne grosse Komplikationen, jedoch stellen wir jeden Tag eine grössere Wesensveränderung fest. Wir haben unseren Vater zwar noch, charakterlich ist er aber nicht mehr «unser Papi». Ich halte diese Situation fast nicht aus, stecke jetzt schon in einer tiefen Trauer, weil ich weiss, dass es nicht mehr lange gehen wird, bis er stirbt. Ich gehe bereits zu einer Psychologin, kann aber nicht mehr richtig abschalten. Raten Sie mir bereits Medikamente zu nehmen?

Hansjörg Znoj: Weshalb wollen Sie präventiv Medikamente nehmen? Medikamente helfen nicht, den Verlust zu verarbeiten, sie können höchstens machen, dass Sie emotional weniger beteiligt sind. Dass Ihr Vater sich in der Persönlichkeit verändert und immer weniger der Person gleicht, die Sie kennen, bedeutet, wie Sie richtig schreiben, dass Sie bereits in Trauer sind. Da Sie bereits professionelle Hilfe erhalten, möchte ich Ihnen keine Ratschläge geben. Ich denke aber dennoch, dass Sie davon profitieren würden, wenn Sie sich ab und zu Zeit für sich selbst nehmen und sich vielleicht auch mehr Bewegung verschaffen.

Wie kann eine Mutter weitermachen

Nadine Karnitz: Guten Abend. Hinter Ihrer Frage steht so viel Schmerz. Ein Kind zu verlieren verändert das Leben total. Wieder ins Leben zurückzufinden, ist eine sehr grosse Aufgabe. Und doch erfahre ich es auf sehr beeindruckende Weise in der Trauerbegleitung, dass das möglich ist. Ich glaube, dass es dazu Hilfe und Unterstützung braucht, um die eigene Kraft und die eigenen Ressourcen zu aktivieren.

Unser Sohn starb mit 35 Jahren nach langer Krankheit vor 3 Jahren auf eigenen Wunsch im Spital. Ich mache mir aber immer wieder Vorwürfe dass ich nicht bis zuletzt bei ihm war. Er verliess uns alleine

Andreas Zimmermann: Guten Abend Ich war und bin ja inzwischen seit etlichen Jahren vor allem Pflegheim aber auch schon vorher als Pfarreiseelsorger immer wieder mit Sterbe-Situationen konfrontiert. Dabei habe ich immer wieder erfahren, dass es auch keine Regel gibt, bezüglich dem alleine sterben oder eben im Beisein von lieben Menschen. Ich habe schon erlebt, dass eine sterbende Person alle Menschen weggeschickt hat (es hatte für mich den Anschein, dass es kein Zufall war) und dann alleine starb. Natürlich hab ich auch schon erlebt, wie Personen im Beisein von geliebten Menschen starben. Ich glaube, dass Vorwürfe da nicht angebracht sind. Wenn ich abschliessend noch eine gefühlsmässige Einschätzung auf mich selbst schreiben darf. Als Ehemann und Vater von 3 Töchtern weiss ich nicht, ob ich – wenn ich dann im Sterbeprozess bin – nicht vielleicht besser alles loslassen kann, wenn meine geliebten und nächsten Menschen nicht dabei sind....Vielleicht ginge es auch bei mir besser alleine?!

Wie weiter wenn die Tochter an Krebs stirbt????

Hansjörg Znoj: Das eigene Kind zu verlieren, es nicht beschützen zu können ist ein unglaublich hartes Schicksal. Das wiederum umschreibt nur schlecht, was Sie mitmachen und vermutlich noch alles ertragen müssen. Versuchen Sie, sich nicht selbst zu isolieren, sondern bringen Sie unbedingt die Kraft auf, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Das Kind wird Sie auch nach dem Tod begleiten und es wird immer Teil Ihres Lebens bleiben. Aber es hilft auch niemandem, wenn Sie in Kummer und Elend enden. Versuchen Sie, die Zeit, die Ihnen bleibt, so gut wie möglich zu verbringen.

Was ist das für eine Bemerkung des Seelsorgers sogar nach 1 bis 2 Jahren kommen noch Menschen in die Trauergruppe? 1 bis 2 Jahre nach dem Tod meiner erwachsenen Tochter. war ich noch mitten in der Trauer. Was ist eine normale Familie? Aussage einer Trauernden im Hospitz. In dieser Sendung wird die Trauer sehr oberflächlich dargestellt, was soll der Druck das Sterbende Menschen den Hinterbliebenen helfen sollen?

Redaktion Puls: Der Seelsorger sagt klar, dass Trauernde zu ihm in die Gruppe kommen, die woanders kein Gehör mehr bekommen. Trauer ist so individuell wie die Umstände, unter denen der Verlust stattfand. Wir haben Tod durch Krankheit thematisiert, dort kann der Abschied geplant werden zum Wohl derer die gehen und derer die zurückbleiben. Dass Sterbende helfen, haben wir dabei nicht als Pflicht dargestellt, sondern als Möglichkeit.

Ich verlor 2019 mein Bruder 2020 meinen ExMann und im 2021 noch mein Vater. Dies wurde mir alles zuviel. Verkrafte dies nur sehr schwer ich finde für mich manchmal keine Kraft mehr weiter zu machen. Da mir die sehr fehlen. Ich habe mir Hilfe von einer Psychologin geholt aber es ist sehr schwer.

Nadine Karnitz: Guten Abend! Drei Jahre hintereinander von einem nahen Menschen Abschied zu nehmen, hinterlässt Spuren und kostet viel Kraft. Sie haben sich Hilfe bei einer Psychologin geholt – das ist sehr gut! Trauer braucht viel Zeit und Geduld. Schauen Sie auf das, was Ihnen guttut.

Sehr geehrte Damen und Herren Ich habe 3 Grosseltern die alle sehr alt sind. Ich weiss, dass sie auch eines Tages sterben werden. Sehr warscheinlich auch dieses Jahr. Leider bekomme ich irgendwie Angst vor diesem Tag. Meine Frage ist, wie ich mit der Angst umgehen soll? Da ich nicht weiss, was danach passiert.

Hansjörg Znoj: Wie Sie schreiben, erwarten Sie im Grunde, dass Ihre Grosseltern eines Tages nicht mehr da sind, Sie nicht mehr Teil Ihres Lebens sind. Ich nehme an, dass Ihnen die Grosseltern sehr viel bedeuten und Ihnen auch viel mitgegeben haben. Nun, das geht ja nicht verloren, auch wenn Ihre Grosseltern nicht mehr leben. Das, was Sie von Ihnen gelernt haben, bleibt bestehen und wird Sie auch in Zukunft noch begleiten. Angst vor Veränderung ist normal, wenn Sie aber vor Angst gelähmt sind, empfehle ich Ihnen psychotherapeutische Unterstützung.

Wie gelingt es einem besser mit Gefühlen wie Wut, Angst und Verzweiflung umzugehen welche mit einem Verlust einhergehen?

Peter Muijres: Erst einmal: Diese Gefühle sind völlig normal und Teil des Verarbeitungsprozesses. Sie helfen dir mit dem Verlust umzugehen. Der Verlust von geliebten Personen ist eine heftige Erfahrung, die mit heftige Emotionen einhergehen darf. Ich würde dir empfehlen, die Gefühle zuzulassen – erlaube dir, sie zu spüren und ihnen Ausdruck zu verleihen. Rede darüber, schreie die Gefühle heraus, erlaube dir zu weinen, wenn es dir richtig erscheint. Nimm dir bewusst Zeit für diesen Prozess und du wirst dich nachher wieder für neue und positive Erfahrungen öffnen können.

Guten Abend Meine Tante ist Ende 2022 nach 3 monatiger Krebs Diagnose gestorben. Hinterblieben sind mein Onkel und meine Cousin im Alter von 16, 23 und 25. Ich weiss, dass es vorallem meinem „mittleren“ Cousin schlecht geht. Oft weiss ich aber nicht wie viel man fragen darf oder soll um nocht unnötige Trauer hervorzuholen. Wie reagiere ich, wenn er sagt es gege im „mässig“..? Ich danke sehr für Ihre Hilfe. Freundliche Grüsse

Nadine Karnitz: Guten Abend! Diese Frage höre ich in der Trauerbegleitung öfter und ich verstehe Ihre Unsicherheit. Und ich finde es gut, dass Sie für Ihren Cousin da sein möchten und nachfragen, wie es ihm geht. In den meisten Fällen, so erlebe ich es, sind trauernde Menschen dankbar, wenn nachgefragt wird. Sie geben Ihrem Cousin damit die Möglichkeit, zu reden und zu trauern – manchmal ist das wichtig, manchmal ist es auch wichtig, über etwas ganz anderes zu reden. Ihr Cousin trauert, weil seine Mutter gestorben ist. Durch Ihre Fragen kann das auch ausgesprochen und angesprochen werden.

Hallo Mein Bruder starb vor 13 jahren mit kommt es aber noch vpr als war es gestern – er wurde 23 jährig. In der familie wurde kaum darüber gesprochen – idt das normal das es noch so aktuell im kopf ist ? Jedes detail genau als wäre es gestern gewesen – noch nicht verarbeitet ?

Andreas Zimmermann: guten Abend Schwierige Frage; die Frage nach normal geht glaub nicht; es gibt nach meiner Überzeugung nichts, was «nicht normal» ist. aber sicher ist es schwierig, , wenn es nach so langer Zeit noch so aktuell ist. Verarbeitung kann ja sehr unterschiedlich lange gehen, aber in Ihrem Fall würde ich als Hilfe im Verarbeitungsprozess professionelle Hilfe empfehlen sei es durch professionelle TrauerbegleiterInnen oder psychologische Hilfe. Ich wünsche Ihnen gelingende Schritte auf diesem Weg.

In wieweit ist der Klimawandel, Umweltprobleme, Artensterben bereits in der Trauerbegleitung angekommen? Ich schreibe gerade eine Arbeit zu diesem Thema für meine Ausbildung zur Trauerbegleiterin. In der Psychologie ist das Thema angekommen. Wie sieht es in der spezifischen Trauerarbeit aus?

Hansjörg Znoj: Erstens sind Klimawandel, Artensterben und Umweltprobleme grosse Herausforderungen nicht nur für Einzelne sondern die ganze Menschheit. Da kann man aber noch etwas tun. Trauern ist vor allem die Einsicht, dass eine Beziehung, ein gemeinsames Leben zu Ende gegangen ist und nichts mehr getan werden kann. Dies zu verstehen und auszuhalten ist stressvoll und braucht auch Ressourcen. Trauerbegleitung kann unter Umständen sinnvoll sein, die Trauer selbst kann aber nicht durch Interventionen abgekürzt oder erleichtert werden. Es handelt sich um einen Prozess der inneren Anpassung, vor allem auf der Beziehungsebene und verändert die Erwartungen gegenüber der nicht mehr existierenden Person.

Guten Tag, kann man lernen, mit Trauer aus transgenerationaler Trauma-Weitergabe umzugehen, besonders, wenn die anderen Betroffenen nicht hinsehen können/wollen, man also nicht gemeinsam verstehen und trauern kann? Ich habe selber schon über Jahre mit der eigenen Trauer «gearbeitet», was sehr wertvoll war. Zugleich habe ich aber den Eindruck, dass gerade bei traumagenerierter Trauer die geteilte Trauer auch wichtig ist, da ja viele davon betroffen sind. Es macht einsam und die Trauer wird besonders schmerzhaft, wenn die anderen nicht mittrauern können/wollen. Vielleicht kommt sie deshalb immer und immer wieder. Möglicherweise muss man auch betrauern, dass die anderen Betroffenen nicht trauern können/wollen und dass man wie in verschiedenen Welten lebt. Haben Sie damit Erfahrung? Besten Dank

Hansjörg Znoj: Wie Sie richtig schreiben, ist Trauer nicht auf ein Individuum beschränkt, sondern betrifft immer auch ganze Sozialsysteme. Wie man mit Verlusten umgeht, ist auf der anderen Seite wieder individuell. Was mir hilft, hilft nicht notwendigerweise auch anderen. Zudem muss die Trauer auch nicht aktiv «bearbeitet» werden. Indem wir lernen, ohne die geliebte andere Person im Leben zu stehen, haben wir bereits viel «Trauerarbeit» geleistet. Trauer muss auch nicht mit Schmerz verbunden sein, der Schmerz ist kein Anzeichen für eine gelebte Liebe. Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass eine Trauer durch zuviel Trauerarbeit auch chronisch (andauernd) werden kann. Dies ist aber weder für direkt Betroffene noch für die Angehörigen erstrebenswert sondern kann der Anlass zur Entwicklung einer psychischen Störung sein. In Trauer zu sein bedeutet viel Stress für den Organismus und gerade deshalb sollte man nach Möglichkeit Erleichterung und Entspannung in der Gemeinschaft von Nicht-Trauernden suchen und damit auch der Einsamkeit entgegenwirken.

Guten Abend Ich hatte eine Fehlgeburt vor einigen Jahren. Ich komme einfach nicht über den Verlust hinweg, obwohl wir inzwischen gesunde Kinder haben. Ich traure immer noch. Der Spruch ‚Zeit heilt alle Wunden’ trifft bei mir leider nicht zu. Was kann ich tun um wieder ein normales Leben zu leben? Ich habe mich sehr zurückgezogen, am Liebsten alleine nur mit Kindern und Ehemann zusammen und oft traurig über den grossen Verlust. Vielen Dank für Ihre Antwort.

Nadine Karnitz: Guten Abend. Wenn die Trauer über einen so langen Zeitraum andauert, ist es sehr zu empfehlen, unterstützende Angebote einzubeziehen. Das können Trauertreffs sein, wo Sie sich mit anderen Frauen austauschen können, die ähnliches erlebt haben oder auch eine individuelle Begleitung, in der Sie Ihre Trauer anschauen und für Sie und Ihre Familie einen Weg finden.

Weshalb wird Trauerbegleitung für Familienangehörige nicht angeordnet bzw. durch Krankenkasse automatisch übernommen, wenn nahes Familienmitglied stirbt (Mutter, Vater, Kind oder Geschwister).

Andreas Zimmermann: Guten Abend Ich glaube, Trauerbegleitung anordnen ginge nicht, weil ich überzeugt bin, dass angeordnete Dinge wie Begleitungen nicht zielführend sind. Aber ich bin natürlich der Überzeugung dass Trauerbergleitung für viele Menschen sehr wichtig und hilfreich ist. Wenn die Krankenkassen das übernehmen würden, wäre natürlich super aber ist leider nicht so. Von der Situation, so wie sie ist, kann ich nur empfehlen, eben die Möglichkeiten der Trauerbegleitung zu versuchen, die Freiwillige anbieten wie bei den Trauertreffen. Wenn es eine Einzelbetreuung braucht, dann kommt halt leider das Thema Geld ins Spiel. Wenn jemand das Geld nicht hat, würde ich versuchen über Hilfsorganisationen oder Pfarrämter finanzielle Hilfe zu bekommen.

Als ich 30 Jahre alt war, bin ich mit meiner damaligen Lebenspartnerin zusammen gewesen. Ich liebte sie bzw. war verliebt. Sie war die erste Frau in der ich die Mutter meiner Kinder gesehen habe. Ein tiefgreifendes Gefühl. Aber, durch meine vehementes Einfordern liess Sie damals ein CT ihres Gehirns durchführen, da ihre Kopfschmerzen kein Ende hatten. Danach die Diagnose „Hirntumor“ Ich habe es bis heute nich abschliessend akzeptieren können, dass ein so liebenswürdiger Mensch nach 2 Jahren Qual mit Chemo von uns gehen musste… Jeden Tag versuche ich das Positive in der ganzen Erfahrung zu sehen, obwohl es mir manchmal wirklich sehr schwer fällt. Dieses schwerfällige zeichnet sich auch irgendwie in meinem bisherigen Leben ab. Nichts ist mehr wie früher, denke ich.. Gerne erhalte ich eine Strategie von Ihnen damit ich wieder besser in meinem Leben zurechtkomme Herzlichen Dank

Nadine Karnitz: Guten Tag. Was Sie beschreiben ist sehr bewegend. Ich verstehe gut, dass nichts mehr wie früher ist, nachdem ihre Lebenspartnerin so plötzlich und viel zu früh gestorben ist. Meine Erfahrung ist, dass es keine allgemeine Strategie gibt. Sie versuchen, jeden Tag das Positive in der Erfahrung zu sehen – das finde ich sehr bewundernswert. Es kann sein, dass Ihnen der Austausch mit anderen trauernden Menschen hilft, eine Strategie zu finden, oder auch eine individuelle Begleitung, wo Sie für sich einen Weg suchen, der dahin führt, dass Sie wieder besser in ihrem Leben zurechtkommen.

Guten Abend Wie kann ich damit umgehen lernen, immer dann in Trauer zu versinken, wenn ich ein «Nein» bekomme, etwas nicht so läuft wie geplant oder ich einem vermeintlichen Idealbild einer Beziehung hinterher renne und ich immer das Gefühl habe zu kurz zu kommen? Herzlichen Dank und liebe Grüsse

Hansjörg Znoj: Erst einmal bedeutet ein «Nein» eine Barriere und löst damit Frustration aus. Eigene Ziele nicht erreichen zu können, ähnelt in vieler Hinsicht einer Trauer, aber bedeutet vielleicht auch einfach nur Resignation. Nicht erreichbare Ziele und Idealvorstellungen, vor allem auf Beziehungsebene tragen das Scheitern in sich. Wenn sich diese Beziehungsmuster wiederholen, sollten Sei sich psychotherapeutische Hilfe suchen. Sie müssen nicht in der Trauer bleiben, sondern können selbst aktiv werden um diese Vorstellungen zu verändern.

Nach einem schweren Verlust eines gleichaltrigen Kamerad konnte ich lange nicht darüber wegkommen. Mittlerweile nach vielen Stunden sprechen und verabeiten verspüre ich eine gewisse Egalität. Bin ich nun am verdrängen oder kann dies ein Weg sein damit umzugehen? Im sinne von passiert ist passiert und nun schaue ich für mich? Ist das nun Egoismus oder aktzeptanz? Das war in meinen Jugendjahren und erlebte das Rösslispiel inklusive Polizei und Ambulanz hautnah. Was die Frage auch aufwirft ob ich mich nur aufspiele?

Peter Muijres: Mein herzliches Beileid zu diesem Verlust. Ich kann gut nachvollziehen, dass es dir nahe gegangen ist, den Tod einer nahestehenden Person so hautnah mitzuerleben. Das muss eine sehr einschneidende Erfahrung gewesen sein – wahrscheinlich war dir die Person sehr wichtig, und/oder das erwähnte «Rösslispiel» ist dir stark eingefahren. Die Situation anzugehen und darüber zu sprechen war der erste Schritt, diesem Verlust Raum zu geben, und das hat genug Zeit in Anspruch genommen. Der nächste Schritt ist, sich wieder mit der Zukunft zu verbinden und deinen Weg weiterzugehen. Ich lese aus deinen Worten heraus, dass du Schuldgefühle hast, weil die Intensität der Trauererfahrung abgenommen hat. Verwechsle deine Schuldgefühle nicht mit einer Verleugnung der Person. Trauern ist keine Verpflichtung oder nicht Trauern ein Zeichen von Egoismus. Es gibt viele Arten, mit der Erfahrung umzugehen. Das Leben zu umarmen ist eine davon. So erhältst du wieder mehr Raum und schaffst Platz für Dankbarkeit und die Möglichkeit, mit positiven Gefühlen auf die gemeinsamen Erlebnisse zurückzublicken.

Hallo, ich bin Trauerbegleiterin und führe seit einem Jahr das Trauercafé in Laufen. Ich sehe jeden Tag wie wertvoll unsere Arbeit ist. Wir begleiten Trauernde auf ihrem Trauerweg. Wir therapieren nicht, wir begleiten. Zeigen, wo sie stehen und was ihre Ressourcen sind. Leider zahlt die Krankenkasse nichts an dieser Begleitungen. Und doch ist sie für unsere Gesundheit so wichtig. Denn wenn wir nicht aus der tiefen Trauer rauskommen, stellen sich gesundheitliche Probleme ein. Und was mir auch am Herzen liegt, neu gibt es 14 Tage Vaterschaftsurlaub. Stirbt mein Herzensmensch, muss ich nach 3-5 Tage wieder zur Arbeit. Das kann doch nicht sein. Die Welt bleibt für Trauernde stehen und du musst mit deinem ganzen Schmerz/ Verlust wieder so tun, als wäre alles iO. Dies wollte ich in diese Runde bringen. Danke, dass sie das Thema Trauer zur Sprache bringen. Herzensgruss

Andreas Zimmermann: Guten Abend Ich bin hier im Aargau vom Hospiz aus für die Trauertreffen zuständig und habe auch das in Muri ein paar Jahre mitgeleitet. Ich kann grundsätzlich alles bestätigen, was Sie schreiben, eben auch wie wertvoll die Trauertreffen für viele Personen sind, die kommen. Es freut mich, dass Sie das so schreiben und schön, dass wir beide hier in einer wertvollen Arbeit engagiert sind und anderen gut tun! Aber eben, Sie haben auch recht mit den kritischen Bemerkungen! Weiterhin alles Gute in diesem Engagement!

Welche Arten zu trauern gibt es? Wie kann ein Mensch trauern, die Gefühle zulassen, ohne in der Trauer zu versinken? Wie kann man Kindern und Jugendlichen darin begleiten?.

Hansjörg Znoj: Jeder Mensch trauert anders. Fälschlicherweise kursiert in unserer Kultur die Auffassung, dass trauern gleich zu setzen ist mit Traurigkeit. In Wirklichkeit hilft bei der Verarbeitung eines Verlustes, sich auch mal abzulenken oder sich positiven Ereignissen auszusetzen. Trauern ist eine stressvolle Angelegenheit, die eigenen Erwartungen und die äusseren Umstände müssen sich den neuen Situation anpassen und diese neue Situation ist wenig hoffnungsvoll. Trauer muss ertragen werden und gerade Kinder und Jugendliche profitieren einerseits von Verständnis (z.B. dass nicht mehr alles gleich gut geht), andererseits auch davon, sie nicht nur als Trauernde wahrzunehmen.

Der Vater meines Partners hat seit 10 Jahren eine kontinuierliche degenierende Krankheit und ist nun anscheinend im letzten Stadium angelangt. Er kann teilweise nicht mehr kommunizieren und sich bewegen. Es ist nicht klar wie lange er noch lebt. Wie schaffen es die Frau und seine Kinder am besten sich auf diesen Tag vorzubereiten? Wie kann ich am besten unterstützen? Besten Dank.

Nadine Karnitz: Guten Tag. Wenn es möglich ist, dass seine Frau und Kinder offen miteinander reden können, Gefühle benennen und aushalten können, kann das ein Weg der Vorbereitung sein. Wie wäre es, wenn Sie ganz direkt fragen, wie Sie unterstützen können? Vielleicht braucht es eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen, vielleicht auch praktische Hilfe wie kochen und einkaufen.

Wenn ich 5 Jahren (oder auch 10) nach dem Tod eines geliebten Menschen immer noch weinen muss, wenn ich mit jemandem darüber spreche – bedeutet dies, dass ich es (noch) nicht verarbeitet habe?

Andreas Zimmermann: guten Abend Meine Erfahrung aus vielen Begegnungen mit Trauernden z.B. aus den Trauertreffen und im Pflegheim ist so, dass es einfach keine Regel gibt, wie lange die Trauer bei einem Menschen geht. Für mich würde es also schon bedeuten, dass Sie noch in der Verarbeitung der Trauer sind – aber ohne Wertung – . Ich glaube, es ist gut, wenn Sie sich die Zeit nehmen, die Sie brauchen, egal wie lange und diese Tränen einfach aus sehen als Zeichen der Liebe, die Sie diesem Menschen gegenüber hatten und eben noch haben – im Sinn von Apostel Paulus: Die Liebe bleibt ewig – Ich fänds schön, wenn Sie das so annehmen können, wie es ist – auch mit positiven Gefühlen ! So wünsch ich Ihnen in dieser Hinsicht weiterhin ein liebevolles «Verarbeiten» und Geduld für die Zeit, die es braucht.

Grüezi Ist radikale Akzeptanz beim Trauern das beste Mittel?

Hansjörg Znoj: Unter radikaler Akzeptanz wird eine Haltung verstanden, dem, was ist (die Wirklichkeit, die wahrgenommene Realität) ohne Scheuklappen und ohne Illusionen zu begegnen und zu für sich zu akzeptieren. Damit man das kann, braucht es viel innere Stärke und auch Unterstützung. Man kann das auch trainieren, etwa mit Meditation. Eine radikale Akzeptanz ist vermutlich eine zentrale Voraussetzung dafür, dass ein Verlust verarbeitet werden kann, ein Garant für eine erfolgreiche Verarbeitung ist radikale Akzeptanz aber nicht.

Warum wurden ( wieder mal) die bestatterInnen vergessen als chatpersonen, – sie waren und sind für mich die am unmittelbarsten mit trauernden personen konfrontierten fachpersonen und stellen durch ihre wertvolle begleitung meines erachtens oft entscheidende weichen , dass trauerarbeit sofort und sinnstiftend einsetzen kann ! Beispiel: sie ermuntern uns, die «stillgewordenen» liebsten ( diese bez. hab ich auch von einem best.freund kennen gelernt) noch bei uns zuhause aufzubahren , verabschieden zu können . Viele wissen z.b. gar nicht , dass das mit techn. hilfsm. sogar im hochsommer problemlos möglich ist . (Das «begreifen, was da passiert» ist durch eine trennende glasscheibe in der aufbahrung kaum mehr möglich.) So durfte ich bereits mehrere nahestehende menschen auf ihrer letzten reise TAT-kräftig begleiten ( was schon allein dieses wort für erMAECHTigung in sich trägt!).

Raus aus der OHN(E)macht in ein fürsorgliches MIT-dir-SEIN !

Für alle noch lebendigen: das portal bietet ebenso sehr wertvolle beiträge, wie ich für mich selber und für andere dieses «adieu» zu einem bereichernden teil meines lebens machen kann. Ev. könnten sie den hinweis dazu noch irgendwo in der sendung angaben . Besten dank!

Redaktion Puls: Danke für die kritische Anmerkung! Im Rahmen der Vorbereitungen für unser Puls-Thema «Trauer – wie Sterbende beim Abschied helfen» haben wir natürlich überlegt, um Vertreter aus dem Bestattungswesen im Chat oder auch in einem Beitrag zu Wort kommen zu lassen. Wir hatten sogar geplant, einen Bestatter oder eine Bestatterin bei einer Beerdigungszeremonie zu porträtieren. Leider ist dies nicht möglich gewesen, denn die Angehörigen waren mit den Dreharbeiten nicht einverstanden. Dies ist natürlich nachvollziehbar. Wir haben uns somit für Fachexpertinnen und Fachexperten entschieden, die entweder einen Auftritt in der Sendung haben oder aufgrund ihres seelsorgerischen und psychologischen Hintergrunds die besten Tipps für die Zuschauerinnen und Zuschauer geben können.

guten tag. für mich ist die vorstellung so schlimm, dass ich verstorbene – egal ob geliebte haustiere od mir liebe menschen – (evtl?) nie mehr sehe. ich hadere mit der frage, was nach dem tod sein könnte od nicht. u bis jetzt habe ich keine für mich schlüssige antwort gefunden … ich hatte in den letzten 2 jahren einige trauerfälle zu beklagen. seit dem machen mir diese 'grossen fragen' noch mehr angst. vor allem die furcht, mit weiteren verlusten (eltern, partner, hunde) nicht mehr klar zu kommen, beschäftigt mich enorm! ich bin weiblich, knapp 50 jahre alt, verheiratet, keine kinder. was raten sie mir? f g u dankeschön.

Nadine Karnitz: Guten Tag! Sie beschreiben, was der Tod bei Ihnen auslöst. Die Endlichkeit ist für uns einfach nicht zu begreifen. Angst und Furcht sind eine verständliche Reaktion. In meiner Arbeit als Trauerbegleiterin erfahre ich, dass es hilft darüber zu reden und gemeinsam zu schauen, was Ihnen in den Angstmomenten helfen kann. Ich hoffe, Ihnen hilft die Antwort.

Sehr geehrte Damen und Herren Mein Vater ist am 2. Dez. 2022 gestorben (Jhg. 1932). Meine Mutter (Jhg. 1941) ist nun alleine und hatte zuvor schon psychische Probleme (sie nimmt Antidepressivum). Meine Eltern waren über 55 Jahre verheiratet und haben alles zusammen unternommen. Ich und meine beiden Geschwister versuchen sie so viel wie möglich einzuladen und mit ihr etwas zu unternehemen, und gehen auf ihre Wünsche ein. Wir sind uns nicht sicher, wie wir sie noch unterstützen können und sorgen uns, dass unsere Mutter nicht stabil bleibt. Sie ist wirklich sehr «fragil». Können Sie uns raten, wie wir sie am besten unterstützen können? Wie kann sie ihren eigenen Weg finden? Vielen Dank für Ihre Hilfe !

Hansjörg Znoj: Es ist erst sehr wenig Zeit vergangen seit dem Tod Ihres Vaters und des Ehemanns Ihrer Mutter. Manchmal ist es besser, erst einmal die Zeit wirken zu lassen. Der Verlust eines Menschen mit dem man so lange Zeit zusammen war, braucht viel Zeit zu Verarbeitung. Die Befürchtung, dass Ihre Mutter damit nicht zurecht kommt ist erst mal nur eine Vermutung. In Trauer zu sein bedeutet den Verlust in all seiner Bedeutung für den Alltag wahrzunehmen und gleichzeitig sich an die neuen Umstände anzupassen. Das ist mit viel Stress verbunden, und vielleicht auch mit Überforderung. Lassen Sie Ihr die Zeit, die sie braucht und unterstützen sie nur dort, wo Ihre Mutter diese Unterstützung auch einfordert. Den eigenen Weg zu finden nach so langer gemeinsamer Zeit dauert unter Umstränden länger als man selbst für angebracht hält. Ein Verlust bedeutet eine riesige Umstellung für einen selbst und es braucht in dem Moment auch viel Geduld von den weiteren Angehörigen.

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