Die nachfolgenden Aussagen und Empfehlungen ersetzen nicht die individuelle Abklärung oder Diagnose bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Chat-Protokoll
Was soll ich tun wenn ich merke unsere Tochter 11jahre wird gemobbt und ich habe keine chance in der schule da die mutter des verusachers mit der Lehrerin befreundet ist. Unsere familie wurde durchleuchtet und immer war es unsere Tochter ich dachte schon an schule wechseln aber unsere Tochter will nicht es tut mir so weh sie gibt sich so mühe
Manuela Zihlmann: Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie sehr besorgt sind. Wichtig ist, dass sie ihrer Tochter zuhören, sie bestärken, sie unterstützen. Sprechen Sie trotz allen Widerständen mit der Lehrperson, versuchen sie, mit ihr konstruktive neue Wege zu gehen. Kommen Sie hier nicht weiter, holen sie sich Hilfe bei der Schulsozialarbeit, diese Fachpersonen helfen oft in kritischen Situationen und wissen Rat, wohin man sich wenden kann.
Sind Lehrer wirklich so machtlos? Ich erfuhr vor 40 Jahren schweres verbales Mobbing aufgrund meiner Frisur, Kleidung und weil ich in Diskussionen meine Meinung sagte. Habe mich oft gefragt, warum seitens der Lehrer nichts getan wurde, Es gab nach 2,5 Jahren auf meine Bitte hin eine Besprechung mit der Klasse, in der ich aber nicht das Gefühl hatte, dass für mich Partei ergriffen wurde. Ich hatte zum Glück Eltern, die mir, ohne die Situation zu kennen, Selbstbewussten, Zivil courage und auch ein Gefühl für gesellschaftliche Zusammenhänge beigebracht hatten. Ich hielt also stur an meinem So-Sein fest, weil ich wusste, dass es nichts bringt, wenn ich mich ändere. Im Rückblick sehe ich, dass mich diese Zeit sehr stark und immun gemacht hat gegen Erwartungen der Gesellschaft. Müsste im Hinblick auf diese Kinder nicht ein ganz starker Fokus auf Akzeptanz dieser Kinder und auch auf Reaktion auf die mobbenden Kinder gelegt werden? Was wird aus denen, wenn sie einfach weitermachen dürfen ohne Konsequenzen?
Andrea Ramseier: Schön zu lesen, dass Sie sich – trotz widriger Umstände – treu bleiben konnten und dabei auch wertvollen Support von Ihren Eltern hatten. Ich denke, dass es generell eine bessere Akzeptanz und ein besseres Verständnis von Adipositas braucht. Und nein, ich finde auch, dass man «Täter:innen» nicht einfach machen lassen darf, sondern, dass Erwachsene da einschreiten müssen. Alles Gute!
Wieso ist eins meiner Kinder schlank und das andere übergewichtig, trotz gleicher Ernährung und Bewegung. Wir leben ausgewogen und gesund. Und wieso wird auch von der Forschung nur am Appetit geforscht und nicht an dem Stoffwechsel? Denn meine übergewichtige Tochter isst nicht mehr als die Amdere.
Tanja Karen: Die Ursache von Übergewicht und Adipositas ist sehr komplex und warum nur ein einzelnes Kind innerhalb einer Familie davon betroffen ist auch. Folgende Faktoren können einen Einfluss haben, genetisch bedingte Unterschiede im Stoffwechsel, wie ein geringerer Grundumsatz, hormonelle Regulierung,wie auch in der Sendung dargestellt, Mikrobiom, psychosoziale Faktoren, z.B zu wenig Schlaf. Es ist vielseitig, die Forschung untersucht alle Facetten, es gibt nicht einen einzelnen Faktor.Wichtig und gut wie sie schreiben, ausgewogene Ernährung und viel Bewegung, Gewicht stabil halten und Längenwachstum ausnutzen. Wenn es ein Problem für ihr Kind ist, dann gerne mit ihrem Kinderarzt besprechend
Ich wurde gehänselt weil ich sehr dünn und untergewichtig war. Und auch noch dunkelhäutig...
Andrea Ramseier: Das tut mir sehr leid zu lesen. Ja, es gibt zig Gründe, weshalb man gemobbt wird. Ich denke es ist wichtig zu wissen, was da abläuft. Die Person, die sich so verletzend verhält, hat sich selbst nicht im Griff, aus welchen Gründen auch immer. Häufig haben sie selbst auch Probleme und lassen den Frust anderen aus. Manchmal waren Täter:innen früher selbst ein Opfer. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Meine Tochter wird 11 und zeigt seit 1 Jahr ein immer grösseres Essbedürfnis. Wir dachten, dass sie kurz vor einem grossen Wachstumsschub steht und dann einen „Gump“ machen wird. Dies ist immer noch nicht eingetreten und die Portionen liegen bei 1-2x nachschöpfen. Zusätzlich finden wir immer wieder Schoggi- oder Süssigkeitenpapierchen in der Jacken- oder Hosentasche woraud wir sie auch ansprechen. Kauft sie mit dem Taschengeld… Sie verlangt auch immer wieder nach etwas Süssem. Wir haben eine Schüssel mit gesammelten Süssigkeiten/ Schokoladen (Halloween, Fasnacht, Ostern, etc.) welche frei verfügbar ist. Sie weiss, dass zu viel Süsses ungesund ist und krank machen kann und hatte bis vor einem Jahr ein super Sättigungsgefühl mit gesundem Körperbild/ Essverhalten. Nun zeigt sie leichtes Übergewicht. Wie bringen wir es hin, dass sie wieder zu einem natürlichen Essverhalten zurückfindet? Wir sind alle normalgewichtig in der Familie und essen mit Ausnahmen gesund und ausgewogen. Wir möchten vermeiden, dass sie einen „psychischen Schaden“ davon trägt, wenn wir sie auf ihr Äusseres / Gewicht ansprechen und sie zu weniger Essen animieren. Sport macht sie seit Langem und sie hat mehrere Freundinnen, welche wir auch mehrmals pro Woche sehen.
Manuela Zihlmann: Grundsätzlich machen Sie als Familie und ihre Tochter schon vieles sehr richtig. Ihre Tochter bewegt sich regelmässig, sie hat guten Kontakt innerhalb ihrer Peergruppe und sie pflegen einen gesunden Lebensstil in der Familie. Sie als Eltern sind Vorbild. Kinder beginnen sich in der Vorpubertät oder Pubertät abzugrenzen und möchten autonom entscheiden, wann sie was und wo essen. Da ist es schwierig, dies als Eltern auszuhalten. Ich empfehle Ihnen, weiterhin mit Vorbild voranzugehen. Zum Beispiel können Sie beim Schöpfen der Mahlzeit auf ein ausgewogenes Tellermodell achten (Hälfte Gemüse, je 1/4 Kohlenhydrate und Proteine) , Süssigkeiten nach Mahlzeiten gemeinsam essen, zur Zwischenmahlzeit Obst und Gemüse anbieten. Bewegen Sie sich gemeinsam in der Familie, gehen Sie schwimmen, Ski fahren oder Eislaufen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Stärken Sie ihre Tochter, in dem Sie ihr immer wieder Lob und Anerkennung schenken. Sollten Sie sich weiterhin Sorgen machen, ist sicherlich der Kinderarzt die erste Ansprechperson, die ihnen weiterhelfen kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute und vorbildliches Handeln!
Unser Sohn (15) leidet an Fettleibigkeit. Glücklicherweise hat er nebst Familie auch gute Freunde, die ihn so akzeptieren wie er ist. Die rund 1-jährige ambulanten Behandlung in einem Adipositaszentrum war aus unserer Sicht nicht nachhaltig genug. Als Eltern machen wir und Sorgen, denn er löst sich altersgemäss immer mehr vom Elterhaus ab, dadurch ist immer weniger in unserer Kontrolle, was er isst/trinkt und ob er sich ausreichend bewegt. Zu Hause versuchen wir möglichst ausgewogen zu kochen. Er hat div. Versuche unternommen, ins Fitness zu gehen (teils mit Begleitung), aber nach wenigen Monaten flacht der Eigenantrieb ab. Was können wir noch tun?
Tanja Karen: Die Therapie einer Adipositas ist nicht einfach und wenn sie an einem Adipositaszentrum in Betreuung waren, hatten sie sicher einen multidisziplinären Ansatz. Wichtig ist zu klären, was sind sie Ziele? Konnten das Essverhalten verbessert werden, mehr Bewegung, mehr Selbstbewusstsein oder Verbesserung der Laborwerte. Es kann gut sein, auch wenn alles optimiert wurde, das es nicht zu einer ausreichenden Gewichtsabnahme oder sogar zu einer weiteren Gewichtszunahme gekommen ist. Das ist leider manchmal so und das hängt mit der Pathophysiologie der Adipositas zusammen. Erschwerend ist die Pubertät, wenn die Impulskontrolle nicht ausreichend vorhanden ist, und der Drang nach ungesundem gross ist. Gut ist, wie sie schreiben als Eltern ausgewogen zu kochen. Druck ausüben hilft wenig, mit zunehmender Reife kommt dann vielleicht doch noch die Motivation ihres Sohnes etwas für seine Gesundheit zu tun. Je nachdem wie das Ausmass seiner Adipositas ist, könnten sie sich aber auch bzgl einer zusätzlichen medikamentösen Therapie in ihrem Adipositaszentrum beraten lassen. Aber auch hier, ihr Sohn muss es wollen.
Eine Frage aus der umgekehrten Perspektive: Meine Nichte (11) wollte ein übergewichtiges Mädchen in ihrer Klasse nicht zum Geburtstagsfest einladen. Als ich nachhakte, meinte sie, sie wolle das «halt einfach» nicht und die anderen täten das auch nicht, auch wenn sie weiss, dass das Mädchen nichts für sein Gewicht kann. Wie gehe ich am konstruktivsten vor, um meine Nichte ein wenig zum Nachdenken zu animieren? Eine Moralpredigt wird wohl wenig helfen. Vielleicht gibt es einen guten Gesprächsansatz? Vielen Dank für Ihre Inputs!
Andrea Ramseier: Danke für diese Frage – auch diese Perspektive ist sehr wichtig! Ich finde es sehr schön, dass Sie Ihre Nichte bereits darauf angesprochen haben. Vielleicht können Sie nun die heutige Puls-Sendung zum Anlass nehmen, das Thema nochmals anzusprechen. Vielleicht ist es eine Idee Ihre Nichte zu fragen, ob sie sich vorstellen kann, wie sich das übergewichtige Mädchen wohl fühlt, wenn es nie von jemandem zu einem Geburtstagsfest eingeladen wird. Allenfalls könnte es auch eine Idee sein, mal einfach etwas genauer nachzufragen, wie das denn in der Schule sonst so läuft mit dem Mädchen (während den Pausen, hat sie Freunde, etc.). Es geht ja nicht darum, dass es ihre beste Freundin werden muss. Aber jede/r einzelne Schüler/in trägt in einem sozialen Gefüge eine gewisse Verantwortung den anderen gegenüber. Gutes Gelingen!
Kann man sagen, dass ein übergewichtiges Kind ein Fehler der Eltern ist, sofern es nicht krankheitsbedingt ist?
Manuela Zihlmann: Nein, es wäre zu einfach und auch falsch, Übergewicht bei Kindern pauschal als «Fehler der Eltern» abzustempeln, da viele Faktoren wie Genetik, familiäre Gewohnheiten, soziale Einflüsse und auch psychologische Aspekte eine Rolle spielen. Eltern können in der Familie einen gesunden Lebensstil führen, jedoch können Langeweile, Stress oder Mobbing das Essverhalten des Kindes negativ beeinflussen. Grundsätzlich kann man als Familie eine gesunde Ernährung mit wenig Zucker und Fett leben, gemeinsame Bewegung in den Alltag und in das Wochenende integrieren und das Kind in seiner Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit stärken.
Ab wann spricht man von Übergewicht bei Kindern. Und wie helfe ich meinem Kind beim gesunden abnehmen? Wir sind eine Fünf köpfige Familie. Unser jüngster 12.j hat im Gegensatz zu seinen älteren Geschwister nicht den schmalen Körperbau meines Mannes geerbt und hat ein paar Fettpölsterchen am Bauch angesetzt. Wobei ich ihn nicht als Übergewichtig bezeichnen würde. Mein Mann stört das sehr, ich bin zurückhaltend und möchte nicht Zuviel Fokus auf das Gewicht legen. Da ich selber als Kind darunter gelitten habe, dass mein Gewicht und mein Essverhalten von meinen Eltern kommentiert wurde. Empfehlen sie vorwiegend Sport und Bewegung oder würden sie in diesem Fall auch auf die Ernährung achten? Wir trinken keine süssgetränke und essen frisch zubereitetes Essen mit viel Gemüse. Wobei unser Sohn auf Grund seiner Medikamente am Mittag oft nur wenig Hunger hat und am Abend alles kompensiert was er tagsüber ausgelassen hat an Essen.
Tanja Karen: Bei Kindern und Jugendlichen wird Übergewicht oder Adipositas anhand des BMI anhand der Perzentilen in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter definiert. Schauen Sie das mit ihrem Kinderarzt an, wo ihre Sohn bzgl Länge, Gewicht und BMI in den Perzentilen liegt. Wichtig ist so wie sie sagen Sport/Bewegung und die Ernährung, gut ist wenn sie das gesamt als Familie leben. Bzgl des Medikamentes das sie erwähnen und das Essverhalten, ist meine Frage, handelt es sich um eine medikamentöse Behandlung eines ADHS? Wenn ja, ja es hat einen Einfluss auf den Hunger. Wenn er Mittags wenig Hunger hat, könnte es helfen, ein gesundes Zvieri einzunehmen, damit er dann abends nicht alles nachholt. Schauen sie es doch mit ihrem Kinderarzt an, oder stellen sie noch eine Frage ist den Chat, die ich dann gerne beantworte.
Wenn man bemerkt dass das eigene Kind (übergewichtig, geistig beeinträchtigt) gemobbt (ausgenutzt, im Internet schlecht gemacht, ausgegrenzt) wird, soll man als Eltern intervenieren, wenn die Tochter dies nicht wünscht, da sie Angst hat keine soziale Kontakte mehr zu haben die sie mitnehmen, auch als Angst vor der Einsamkeit?
Andrea Ramseier: Das tut mir sehr leid zu lesen, dass mit Ihrer Tochter so umgegangen wird. Auch für Sie als Eltern ist das vermutlich sehr schwierig. Ich weiss nicht, wie alt Ihre Tochter ist und wie stark die geistige Beeinträchtigung ist. Ich finde es generell wichtig, ihr zurückzumelden, was das mit Ihnen als Eltern macht, das so zu erleben. Auch Grenzen sind ein generell wichtiges Thema, wo Ihre Tochter lernen soll, auf sich zu hören und auch nein zu sagen. Hier könnte es sich vielleicht lohnen, eine externe Fachperson hinzuzuziehen. Alles Gute!
Mein Sohn (9) ist übergewichtig, wird ruhiger, lächelt weniger und geht nicht mehr gerne zur Schule. Wo kann ich Hilfe bekommen?
Tanja Karen: Fragen Sie ihren Sohn, was ihn bedrückt, fragen sie ob er Hänseleien erlebt. Fragen sie die Lehrpersonen, ob Ihnen etwas auffällt. Hat er einen guten Freund, den sie fragen können. Schauen Sie mit ihm die heutige Sendung an, wo er ja hört, dass es andere Kinder und Jugendliche gibt, die wegen ihres Gewichts gemobbt werden, vielleicht öffnet er sich dann, wenn das das Problem sein sollte. Ansonsten gerne auch die Anlaufstellen, die heute in der Sendung genannt wurden in Anspruch nehmen.
Ich war als Kind selbst übergewichtig und wurde deswegen oft ausgeschlossen. Dieses Gefühl hab ich manchmal sogar noch heute obwohl ich mit beiden beiden voll im Leben stehe und es mir sehr gut geht – trotzdem bin ich mittlerweile sogar adipös. Meine grösste Angst ist, dass meine bald 2-jährige Tochter das gleiche durchmachen muss wie ich und ich reagiere daher auch allergisch wenn irgendjemand vom Gewicht meiner Tochter spricht (sie hat ein ganz normales Gewicht). Wie kann ich sie bestmöglich auf ihrem Weg unterstützen, ohne dabei immer meine eigene Geschichte im Hinterkopf zu haben?
Manuela Zihlmann: Ich danke Ihnen für ihre vertrauensvolle Frage . Ich kann gut verstehen, dass Sie besorgt sind und sich Gedanken um das Wohl ihrer Tochter machen. Versuchen Sie, ihre gesunde Lebenseinstellung an ihre Tochter weiterzugeben. Seien Sie Vorbild beim Essen, beim Bewegen, beim Auftreten und im Dialog mit Anderen. Ihre Tochter wächst dank ihnen zu einer Persönlichkeit heran. Hören sie ihr zu, seien Sie präsent. Bleiben Sie authentisch und ehrlich. Konzentrieren Sie sich auf die Gegenwart und all die kleinen und grossen Erfolge, die ihre Tochter täglich erleben darf. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.
ich habe bei mir in der ersten Klasse ein Kind, welches 7-jährig ist und ca. 50 kg wiegt. Zudem sind die Zähne in einem miserablen Zustand. Wie kann ich als Lehrperson dahin wirken, dass den Eltern Hilfe zukommt und ihnen das Problem bewusst wird, als auch dahingehend, dass es nicht irgendwann zu einer Mobbingsituation kommt?
Andrea Ramseier: Schön zu lesen, dass Sie sich Gedanken um das Kind machen. Eventuell gibt es mal eine Gelegenheit, an einem Elterngespräch sie darauf anzusprechen und Ihre Sorgen kundzutun. Je nach kulturellem Hintergrund und/oder finanzieller Situation könnte das auch noch einen Einfluss haben. Wichtig ist sicher, dass das Kind eine ärztliche Versorgung hat. Alles Gute!
Wie entsteht denn eine Adipositas bei Kindern?
Tanja Karen: Die Ursache der Adipositas ist sehr komplex. Bei Kindern kann eine genetische Disposition an der Gewichtsentwicklung eine Rolle spielen, Mechansismen die Hunger und Sättigung steuern sind gestört, der Energiestoffwechsel ist anders, liegt Übergewicht vor, verteidigt der Körper sein Gewicht und eine Gewichtsabnahme gestaltet sich schwierig. Weitere Risikofaktoren sind unphysiolgisches Essverhalten (Auslassen von Mahlzeiten, dafür dann Abends viel Essen), Vorliebe für Nahrungsmittel, welche zu süss und zu fetthaltig sind, Essen aus Langeweile, Frust oder auch Belohnung, wenig Sport oder Alltagsbewegung, zu wenig Schlaf. Deswegen ist es individuell bei jedem Patienten/Patientin wichtig genau herauszufinden, an welchen Dingen es liegen kann und an diesen Punkten in der Therapie dann ansetzen. Bei Kindern reicht es am Anfang meist aus, das Gewicht stabil zu halten und das Längenwachstum auszunutzen.
Wird eine Adipositas Beratung bzw. Therapie eines Jugendlichen von der Krankenkasse bezahlt?
Andrea Ramseier: Ja, Adipositas gilt als chronische Krankheit und wird von der Krankenkasse übernommen (abzüglich Selbstbehalt und einer allfälligen Franchise).
Ich bin eine 66-jährige Frau. Ich hatte als Kind ca . 4- 5 kg Übergewicht. Ich wurde von meiner Mutter Jahrzehnte gemobbt und musste unzählige Diäten machen. Die Folge, ich bin heute 82 kg. Bei einer grösse von 1.57. Was würden Sie mir empfehlen. Vielen Dank.
Manuela Zihlmann: Zunächst einmal tut es mir leid, dass Sie Mobbing selbst erfahren mussten. Dies hatte sicher einen grossen Einfluss auf ihr Leben. Doch sie können nun handeln. Als ersten Schritt empfehle ich, sich an ihren Hausarzt oder eine Ernährungsberatung für eine individuelle Beratung zu wenden. Diese Fachpersonen können Ihnen helfen, Ihre Ziele zu bestimmen und die ersten Massnahmen mit Ihnen anzuschauen, zum Beispiel ein Mehr an Bewegung, eine Veränderung der Nahrungsgewohnheiten, eine Verbesserung der Laborwerte. Dies kann ganz individuell sein. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Mut beim ersten Schritt!
In der Sendung entstand der Eindruck, dass jedermann, der übergewichtig ist, eine hormonelle Störung hat, bzw. dass niemand einfach zu viel isst. Trifft dies zu?
Tanja Karen: Die Ursache von Übergewicht und Adipositas ist sehr komplex und die in der Sendung dargestellte Störung der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn, das sind fein regulierte Regelkreise, die Appetit und Sättigung steuern, bedeutet, dass Menschen mit Übergewicht oder Adipositas haben ein gestörtes Hunger-Sättigungsgefühl. Aber ist nur ein Teil der Ursache. In der Folge ist der Energiestoffwechsel in einem Masse so verändert, das zu einer ungewollten weiteren Gewichtszunahme führt und einen Gewichtsverlust erschwert.
Keine Frage, nur eine für mich wichtige Anmerkung. Es wurde nicht wirklich erwähnt, dass das familiäre Umfeld unbedingt in den Essprozess einbezogen werden muss (sollte). Was kocht die Mutter? Was kommt suf den Tisch? Süsse Snacks? Ein Kind ist zu 100 % dem Foodprogramm des Elternhauses ausgeliefert! NB ich + meine Kinder sind total schlank, aber ich habe die Kinder in Griechenland geboren/ sind dort aufgewachsen. -->> es ist dermassen tragisch & offensichtlich, dass ein Kind durch das Daheim dick wird... Kein Baby kommt adipositas zur Welt, oder ??
Tanja Karen: Danke für Ihre Anmerkung. Es ist richtig was sie sagen, wir müssen schauen, wer kocht und was wird gekocht. So ist aber auch unser Ansatz, wir arbeiten mit der gesamten Familie und können nicht nur mit dem Kind arbeiten, es spielen gemeinsame Mahlzeiten als Familie am Tisch ein Rolle, wann werden diese eingenommen, etc. Bei älteren Jugendlichen, die sich vom Elternhaus lösen, müssen diese mehr Eigenverantwortung übernehmen und dann müssen wir dort ansetzen. In der heutigen Sendung lag der Fokus mehr auf die Mobbingerfahrungen und wie können die Betroffenen unterstützt werden
Unsere Tochter ist 8 Jährig ( ca 30 kg bei 125 cm) und hat Pölsterchen am Bauch und Brust. Sie isst sehr genussvoll, hat Mühe mit dem Sättigungsgefühl und bewegt sich nicht allzu gerne. Sie findet ihren Körper meist gut ( teilweise fragt sich nach wegen ihrem Bauch), schaut sich jedoch gerne im Spiegel an und so scheint es aus ihrer Sicht kein Thema zu sein. Nun besprechen wir das Thema allgemein als Familie, mit langsamer Essen, bauen Bewegung ein und Ernähren uns gesund. Wie ist ihre Einschätzung in Bezug auf das Thema offen mit ihr ansprechen, dass wir gewisse Massnahmen machen, da wir uns Sorgen um ihr Gewicht machen? Ist dies förderlich, oder eher hinderlich?
Andrea Ramseier: Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung ist für alle wichtig – und Sie scheinen da ja schon sehr sensibilisiert zu sein, sehr schön. Ich würde das Thema mit Ihrer Tochter in dem Sinne nicht speziell ansprechen, sondern einfach so weitermachen. Vielleicht können Sie als Familie Ideen für Aktivitäten am Wochenende sammeln, wo der Spass im Vordergrund steht und die Bewegung eher «beiläufig» passiert, z.B. Foxtrail, Minigolf, Hallenbad und so Ihre Tochter noch etwas mehr für Aktivitäten begeistern. Gutes Gelingen!
Guten Abend mein enkelin mädchen hat mit 9 monaten 11 kg. ich habe angst dass die kleine zu dick ist und das ihrer gesundheit schadet. Ich hoffe fest dass wenn sie läuft abnimmt. Die eltern mein sohn und schwiegertochter schauen sehr gut zu ihr, doch wenn sie weint bekommt sie sofort einen schoppen.mein mann und ich finden dass sie zuviel bekommt.vielen dank für die antwort
Manuela Zihlmann: Vielen Dank für Ihre Frage, aus der die Besorgnis der Grosseltern spricht. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein 9 Monate altes Kind ca. 500-600ml Muttermilch oder Säuglingsmilch, aufgeteilt auf 4-5 Mahlzeiten benötigt, zusätzlich mit der Beikost 2-3 Portionen Gemüse und Früchte, ausserdem 2-3 Portionen Getreide und 1-2 Portionen Proteine. Wichtig hierbei ist, dass zwischen den Mahlzeiten 3-4 Stunden liegen, damit das Kind ausreichend verdauen kann. Ich freue mich, dass sie sehen, dass ihr Sohn und ihre Schwiegertochter ihr Bestes geben, damit ihre Enkelin gesund heranwächst. Bleiben Sie gemeinsam im Gespräch, vertrauen Sie auf die Fähigkeiten der jungen Generation. Meistens reguliert sich das Gewicht, wenn die Kinder laufen lernen und sich mehr bewegen. Sprechen Sie ihre Sorgen und Ängste offen an, schenken sie jedoch auch Vertrauen und bieten sie Hand. Vielleicht dürfen Sie Ihre Enkelin auch mal zu einer kinderärztlichen Untersuchung begleiten? Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Keine Frage. Ich, geb. 1956, wog mit 12 J 67kg bei einer Grösse von 164cm. Wurde täglich gemobbt „Urselein, dickes Schwein“. Ich fand daheim keine Hilfe. Die Mutter meinte: „ins rechte Ohr rein, ins linke raus.“ Aber das funktionierte nicht. Als meine Knie schmerzten, musste ich zum Kindersrzt. Der kannte mich seit Säugling und kannte mein Lieblingsfach in der Schule: Schreiben. Er sagte mir, wenn ich weiter so viel esse, werden meine kleinen Finger dabei schmerzen. Ich glaubte ihm…Er werde mit mir aber mein Gewicht normalisieren. Meiner Mutter gab er Kochanweisingen. Ich musste jede Woche zu ihm in die Kontrolle. Kaum zu glauben: innert 3 Monaten nahm ich 17!!‘ Kilo ab und nie wieder zu. Die früheren Klassenkameraden kannten mich nach den Sommerferien kaum wieder. Aber meine Menstruation* blieb bis zum 18. Lebensjahr aus. Ich, früher die Grösste, wuchs keinen cm mehr. *bekam meine 1. Mens mit 10J). Gewicht bis heute 69J, Ausser bei den 2 Schwangerschaften.immer gleich mit 50 kg. Bin dem Kindersrzt heute noch dankbar.
Manuela Zihlmann: So wie es aussieht, hatte ihr Kinderarzt bereits damals erkannt, wie viele Faktoren zu einer Gewichtsreduktion beitragen und was es alles braucht, um an den «richtigen» Schräubchen zu drehen. Durch die regelmässigen Kontrollen konnte er sie und ihre Mutter physisch und mental stärken. Dazu gratuliere ich Ihnen – und ja, dem Kinderarzt von damals gebührt ein grosser Dank! Alles Gute weiterhin!
es gibt auch andere Mobbingfällä wegen anderen „ Fehler“ der Natur! Ich wurde gemobbt weil ich „Hasenscharte“ hatte zwar operiert aber trotzdem mit dessen Name nachgerufen wurde und mit „Dätschnase“! Wenn schon solche Themn berührt werden sollte es mehr Fälle betreffen nicht nur „etwas“! Sonst sprichts nicht alle an und ist einseitig!
Andrea Ramseier: Danke für diesen Hinweis. Ja, es ist so, dass es noch zig andere Gründe gibt, weshalb jemand gemobbt wird. Aus welchem Grund das auch immer geschieht – Mobbing ist falsch und kann grosse seelische Spuren hinterlassen. Aufgrund unserer Arbeit im Adipositaszentrum lag der Fokus ausschliesslich auf dieser Zielgruppe. Danke für Ihr Verständnis und alles Gute!
Wie kann ich meine Arbeitskollegin konstruktiv auf ihr Adipositas ansprechen, sodass ich ihr nicht das Gefühl gebe, dass ich sie dafür verurteile? Ich möchte kein Tabu daraus machen, da es eine Krankheit ist.
Tanja Karen: Das ist ein sehr sensibles Thema. Meine Frage warum wollen Sie ihre Arbeitskollegin darauf ansprechen? Machen Sie sich Sorgen um ihre Gesundheit? Haben Sie das Gefühl, dass sie in ihrem Alltag deswegen eingeschränkt ist. Wichtig ist, warum wollen sie mit ihr darüber sprechen. Wenn sie Klarheit für sich haben, sollten sie ihre Arbeitskollegin um Erlaubnis fragen: Darf ich mit Dir/Ihnen über Dein Gewicht sprechen? Fragen statt bewerten, Empathie zeigen. Wenn sie verneint, dann erstmal akzeptieren und ggf zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen.