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Prof. Christoph Stettler und Dr. Roman Trepp
Legende: Prof. Christoph Stettler und Dr. Roman Trepp. SRF

Diabetes «Was ist an der Insulinpumpe besser als an der Spritze?»

Sport ist Diabetikern grundsätzlich empfohlen, gewisse Sportarten stellen aber erhöhte Anforderungen ans Blutzucker-Management. Prof. Christoph Stettler und Dr. Roman Trepp haben Fragen dazu und zum allgemeinen Umgang mit dem Diabetes beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Prof. Christoph Stettler
Leitender Arzt
Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
Inselspital Bern

Dr. Roman Trepp
Oberarzt
Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
Inselspital Bern

Chat-Protokoll

Frage von K. C., Aarberg: Guten Abend, unser Sohn Noah (10 J.) ist vor zwei Jahren an Diabetes Typ 1 erkrankt. Er spielt oft Tennis und ist im Regionalen Kader. Die Trainings sind an und für sich kein Problem. Was ihm/uns Probleme bereitet, sind die Turniere. Häufig misst er nach anstrengenden und emotionalen Matches Werte über 20 mmol/l. Die hohen Werte sind sicher adrenalinbedingt. Wir getrauen uns jedoch nicht, für Matches Insulin zu geben, da die Gefahr einer Unterzuckerung einfach zu gross wäre. Was können wir tun?

21:07:52 Antwort von Dr. Roman Trepp : Guten Abend – Wettkämpfe in Intervallsportarten sind häufig schwierig. Letztendlich wird man verschiedene Strategien unter engmaschiger BZ-Kontrolle (z.B. mit kontinuierlichem BZ-Sensor) durchprobieren müssen – quasi kleine Studien mit einer Person. Ein kleiner Insulinbolus zum richtigen Zeitpunkt ist ev. häufig doch das richtig. Wenn der Gegner bekannt ist, kann man Dauer und Intensität ev. vorausschätzen. Vorbereitung ist wichtig, über möglichst viele Stunden zuvor stabilen Blutzucker insbesondere. Mentales Training kann bei manchen den Adrenalinschub etwas abfedern, etc.-etc. – leider kein Patentrezept

Frage von J. I., Luzern: Hallo, Ich habe 2 fragen: Ist Diabetes vererblech? Die abnder frage ist: Ich trinke jeden tag nur eistee und cola wie gross ist mein risiko?

21:28:20 Antwort von Dr. Roman Trepp : Guten Abend – Es gibt verschiedene Diabetesformen, welche zu unterschiedlichem Grad vererblich sind. Bei Typ 1 Diabetes ist das Risiko ca. 5% pro Elternteil, d.h. wenn beide Eltern Typ 1 Diabetes haben, dann hat das Kind ein Risiko von ca. 10%. Bei Typ 2 Diabetes ist das Risiko pro Elternteil ca. 40%, aber dort sind es häufig auch die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, welche «vererbt» werden. Dann gibt es auch noch speziellere Diabetesformen, wo das Risiko noch höher ist. Bezüglich Eistee und Cola: Es kommt natürlich drauf an wieviel und wieviel Sie sich dazu bewegen und ob Sie übergewichtig sind und ob Sie eben eine familiäre Belastung haben. Wenn Sie normalgewichtig sind, regelmässig Sport machen und niemand in der Familie Typ 2 Diabetes hat, dann dürfen Sie schon Eistee und Cola trinken (auf die Zähne sollte man dabei aber etwas achten!)

Frage von L. B., Winterthur: guten Tag, kapillar gemesssen nüchtern 7.2 Langzeitzucker, Kurzzeit 7 nüchtern, Typ 2: habe seit 1 Jahr viel Fruchtsaft getrunken, derzeit sehr schlecht sehend, kürzlich entdeckt. Wie gross ist der Einfluss auf auf das Sehrvermögen sowie Wundheilung

21:31:56 Antwort von Dr. Roman Trepp : Kurz- und mittelfristig sind in BZ-Bereich keine negativen Auswirkungen auf das Sehen und die Wundheilung zu erwarten, das findet sich kurz-/mittelfristig in der Regel erst bei BZ-Werten anhaltend über 10 mmol/L – interessant wären ev. gelegentliche BZ-Messungen tagsüber und nicht nur am Morgen früh, wo er meist am niedrigsten ist. Längerfristig sollte man den Augenhintergrund regelmässig kontrollieren lassen, in der Regel 1x jährlich – längerfristig ist hierfür ein HbA1c-Wert über ca. 6.2% mit einem erhöhten Risiko verbunden.

Frage von G. N., Hinwil: Guten Abend Ich leide an der Muskelkranheit Curshmann Steinert und habe somit ein grösseres Risiko, an Diabetes zu erkranken. Was kann ich tun, das Risiko zu mindern? Ich wäre froh, wenn es ein Medikament (auch pflanzlich) gibt, um das Diabetesrisiko zu reduzieren. Danke für Ihre Antwort.

21:37:52 Antwort von Dr. Roman Trepp : Guten Abend – Curshmann Steiner ist leider eine sehr schwierig zu beeinflussende Erkrankung. Wenn die Muskeln abnehmen, hat man weniger BZ-verbrennendes Gewebe zur Verfügung, unter anderem deshalb steigt das Risiko für Diabetes. Soweit möglich körperlich aktiv bleiben ist auch hier die beste Medizin – wie gesagt, soweit möglich. Gesunde Ernährung ohne zu häufig zu grosse Mengen an rasch wirksamen Kohlenhydrate auch hier. Es gibt meines Wissens keine pflanzlichen Medikamente, welche wirklich zuverlässig einen positiven Effekt nachgewiesen haben. Hier ist vieles erst in kleinen Studien erprobt und benötigt noch Bestätigung (oder Widerlegung), ob es wirklich hilft.

Frage von P. S., Kilchberg: Guten Abend. Wie hoch darf /sollte der Langzeitzucker einer 88-jährigen Frau sein, die Insulin spritzt. (Levemir morgens 30 Einheiten)

21:42:28 Antwort von Dr. Roman Trepp : Guten Abend – für mich ist in diesen Situationen häufig der Blutzucker fast wichtiger als der Langzeitzucker, auch wenn das meist gut korreliert. Wenn der BZ meist über 10 mmol/L liegt (nicht nur am Morgen früh gemessen, sondern auch durch den Tag), dann nimmt häufig auch die Muskelkraft ab, was bei älteren, gebrechlichen nicht gewünscht ist. Zudem müssen die Patientinnen und Patienten dann häufiger in der Nacht Wasserlösen. Im besten Fall ist dann einfach der Schlaf nicht so gut, im schlimmsten Fall stürzen sie dann dabei. Im Prinzip entspricht das meist einem Langzeitzucker (HbA1c) von unter 8% oder unter 7.5%. Kommt natürlich auch auf den Aufwand an, welcher dafür betrieben werde muss.

Frage von W. K., Näfels: Guten Abend. Was ist der Unterschied vom Typ 1 und Typ 2 Danke für Ihre Antwort

21:44:44 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Guten Abend – zwei grundsätzlich unterschiedliche Krankheiten: Typ 1 ist eine Erkrankung, wo die Bauchspeicheldrüse kontinuierlich ausfällt und zerstört wird, bis gar kein körpereigenes INsulin mehr vorhanden ist. Die Therapie ist damit immer Insulin. Beim Typ 2 spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, einerseits nimmt durch das meist damit verbundene erhöhte Gewicht der Bedarf an INsulin zu, parallel dazu nimmt dann mit der Zeit die Insulinproduktion aber auch ab. Die Therapie richtet sich nach dem Stand der Krankheit: früh sind Lifestylemassnahmen (Bewegung, Ernährung ) etc wichtig, mit der Zeit spielen Medikamente eine wichtige Rolle, bei Ausfall der Insulinproduktion dann auch die INsulintherapie.

Frage von M. J., 8132 Egg b. Zürich: Guten Abend. Ich hab in den letzten monaten drei mal aus Spass etwa 1/2 stunde den Zuckerspiegel gemessen. Dabei hatte ich immer Werte zwischen 4 und 7,5. Ich hab ab und zu vorallem morgens sehr starken durst. Muss ich einmal über längere zeit meinen zuckerwert messen? Was könnten für spätfolgen auftreten?

21:45:16 Antwort von Dr. Roman Trepp : Wahrscheinlich haben Sie keinen Diabetes, aber wenn Sie es genau wissen wollen, dann lassen Sie beim Hausarzt einen Langzeitzucker (HbA1c) und/oder einen Nüchtern-Blutzucker im Blut messen. Die kleinen BZ-Messgeräte am Finger sind zwar mittlerweile ziemlich genau, aber nicht genügend, um im Grenzbereich eine Diagnose zu stellen. Es kommt übrigens auch drauf an, ob Sie vor oder nach dem Essen messen und wenn nach, wann nach und was Sie gegessen haben.

Frage von . w., Zürich: bekommen eigentlich alle typ-1-diabetiker eine insulinpumpe? was ist daran besser als an der spritze?

21:47:33 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Die Insulinpumpe ist sicherlich eine sehr gute Option für fast alle Typ1 Diabetiker. Allerdings möchten nicht alle effektiv eine Pumpe tragen und es braucht manchmal auch Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, ein Gerät auf dem Körper zu tragen. Die Vorteile sind klar: man kann den INsulinbedarf über den Tag deutlich flexibler steuern, zB auch beim Sport rasch die Insulinmenge reduzieren. Zudem kann zB Essensinsulin abgegeben werden, ohne dass man sich vor anderen Leuten Insulin mit einem Pen spritzen muss, was dazu führt, dass das INsulin auch effektiv immer abgegeben wird. Alles in allem eine enorm flexible und individuell anpassbare Therapie.

Frage von P. M., Gattikon: ich (51 jahre, thalwil) seit 25 jahren typ 1 diabetiker suche einen diabetologen mit erfahrung im ausdauersport raum zürich! merci für ihre antwort

21:48:51 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Zürich-Bern ist ja mittlerweile mit dem Zug unter einer Stunde zu machen :-). Und wenn's Zürich sein soll, so ist zB Prof. Roger Lehmann am USZ ein erfahrener Diabetologe mit Sporterfahrung.

Frage von s. k., thalwil: ich arbeite als kidnergärtnerin. wie merkt man eigentlich,ob ein Kind Diabetes hat? Kann ich das «von aussen» wirgendwie wahrnehmen, gibt es für mich hinweise?

21:50:29 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Wenn Kinder einen Diabetes bekommen, so sind sie meist merkbar krank: müde, wachsen nicht normal, verlieren Gewicht (obwohl sie viel essen), müssen oft auf die Toilette. Im Zweifelsfall sollte in dieser Situation unbedingt und rasch der Kinderarzt informiert werden, ein Zucker kann einfach und rasch gemessen werden.

Frage von w. m., kleinbösingen: Guten Abend Herr Stettler Habe morgen ein Vorstellungsgespräch... bin sehr nervös...kann ich zusätzlich Kortison nehmen' Lieben Gruss

21:51:28 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Wenn Sie Diabetes haben, sollten Sie mit Cortison sehr vorsichtig sein! Cortison macht im übrigen meist eher noch stärker nervös und dürfte damit nicht helfen. Ich rate ab.

Frage von h. h., küssnacht: ich bin typ1-diabetiker, träume schon lange von einer paraglide-ausbildung und vom fliegen. ist das für mich tabu?

21:52:38 Antwort von Dr. Roman Trepp : Grundsätzlich kann man das nicht als Tabu bezeichnen, aber es gibt sicher einige Vorbehalte. Rein rechtlich: Soviel mir bekannt ist dürfen Sie fliegen, einfach dürfen Sie wahrscheinlich keine Passagierflüge machen, also jemanden ins Tandem nehmen. Ansonsten: Es kommt meiner Meinung nach sehr drauf an, wie schwierig der jeweilige Diabetes zu kontrollieren ist und wie gut ein Patient bzw. ein Patientin den Diabetes zu kontrollieren vermag. Für solche Projekte ist eine genaueste Vorbereitung und absolute Disziplin meiner Meinung nach Pflicht. Insbesondere darf man im Grenzfall nicht in die Luft, auch wenn das Wetter superschön ist und man Stunden bis zum Gipfel angereist ist! Besprechen Sie doch mit Ihrem Diabetologen, was er zu dieser Idee für Sie denkt.

Frage von E. W., 2562 Port: Ich habe seelischen stress mein blutzucker ist zu tief.mein Freund liegt im sterben giebt es einen zusammen halt??

21:53:08 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Der Blutzucker ist oft stark vom Alltag und damit auch von seelischen Faktoren beeinflusst. Einerseits kann Stress den Blutzucker ansteigen lassen, andrerseits isst man in schwierigen Situationen plötzlich anders oder weniger, was zum Absinken führen kann. Besprechen Sie die Situation unbedingt mit Ihrem Arzt.

Frage von M. G., Ulisbach: Guteb Abend. Ich habe vor gut 5 Jahren einen Magenbypass bekommen. Habe seid dann sehr selten die typischen Unterzuckerungssymptome gehabt. In letzter Zeit häufen sich die Symptome. Der tiefste Werte war 2,2 gehabt. Meistens, wenn ich ins Bett gehe, habe ich nochmals ein Hungergefühl. Aber ohne Symptome. Was kann ich tun, damit ich nicht in die Unterzuckerung komme? Kann das sein, dass Ich vorher meistens zu hohen Blutzucker habe? Vielen Dank für ihre Antwort

21:55:46 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Diese Situation sollte man unbedingt genau anschauen. Besprechen Sie die Situation unbedingt rasch mit Ihrem Arzt. Messen Sie am besten einige Tage den Blutzucker vor und nach dem Essen (1 oder 2 h danach – abhängig wann bei Ihnen die Symptome auftreten), protokollieren Sie dazu, was Sie essen. DAnn kann Ihr Arzt mit Ihnen zusammen nach Mustern suchen, die bei der Lösung stark helfen werden.

Frage von B. M., 8306 Brüttisellen: Mein Mann ist insulinpflichtiger Diabetiker. Sein Hb A1c ist immer gut eingestellt. Er hat mässiges Übergewicht: Was raten Sie? Dasselbe wie jedem Abnehmwilligen? Sport, gesunde Ernährung, etc.? Die Risiken und Klippen des Diabetes sind uns wohlbekannt, besonders auch bei Sport und Ausnahmesituationen. Mich interessiert, was im Unterschied zur «normalen» Abnehmdiät ein Diabetiker beachten muss: Was ist der Unterschied im Stoffwechsel? Klar ist: Hypos vermeiden, weniger essen, nicht naschen etc..

21:58:05 Antwort von Dr. Roman Trepp : sehr interessante Fragen für ein paar Details! Bei Insulintherapie ist es zwar etwas schwieriger abzunehmen, aber auch gut möglich. Wenn man auf Fettverbrennung zielen will, dann ist es häufig besser, etwas länger nach der letzten Mahlzeit Sport zu betreiben, z.B. am Morgen früh oder vor dem Abendessen. Dann wirkt zu diesem Zeitpunkt weniger Insulin, das die Fettverbrennung etwas behindert, und gleichzeitig ist dann auch das Risiko einer Unterzuckerung geringer. Man kann schon auch näher nach dem Essen Sport betreiben, aber wenn man kurzwirksames Insulin verwendet, dann ist das häufig eher etwas schwieriger, da man die richtige Dosisreduktion genauer treffen muss.

Frage von R. V., Glarus: wie stark haben auch Schilddrüsenhormone Einfluss auf den Zuckerspiegel? Nehme täglich 100Eltroxin danke!

21:58:24 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Die Schilddrüse kann einen wichtigen Einfluss haben. Wenn die Werte aber gut eingestellt sind, müssen Sie keinen neg. Effekt befürchten. Zu tiefe Werte können den Blutzucker absenken, zu hohe Schilddrüsenwerte werden die Blutzuckerwerte ansteigen lassen.

Frage von M. R., 1218 Grand-Saconnex: Mein Arzt teilt mir mit, an Polyneuropathie zu leiden. Ich habe kein Gefühl mehr in den Zehen. Es sei eine Mangelerscheinung die von Deabetes oder Mangelernährung herrühre. Er verschrieb mir Vtamin B und ein Diabetesmittel. (Crestor) Gäbe es Alternativen zu dieser Behandlung? Ich bin nicht Alholiker. Danke

22:00:35 Antwort von Prof. Christoph Stettler: es kommt stark auf die genaue Art der Problematik an. Wenn Sie Diabetes haben, so ist eine gute Einstellung sehr wichtig. Wenn ein VItaminmangel vorliegt, sollte dieser unbedingt behoben werden. Wenn die Symptome sehr stark sind und alle Faktoren optimiert sind, so gibt es spezielle Medikamente, die Symptome lindern können. Allerdings werden diese nicht ohne gute vorherige Abklärung eingesetzt.

Frage von j. w., zürich: Guten Abend, ich habe einen Tumor an der Hirnanhangsdrüse, mir wurde gesagt, dass Diabetes auch noch dazu kommen könnte. Meine frage, welchen Typ Diabetes würde das sein? Welche Symptome würde ich spüren? Oder bei welchen Symptomen müsste ich mich beim Arzt melden? Habe erst im Febr. 2014 einen Termin in der Endokrinologie.

22:02:35 Antwort von Dr. Roman Trepp : Es kommt auf die Art des Hypophysentumors drauf an. Falls der Wachstumshormon oder ACTH/Cortisol produziert, dann bewirken diese Hormone den Diabetes MELLITUS. Da Sie den Termin aber erst im Februar haben, dann ist das wahrscheinlich nicht der Fall. Wenn man einen Hypophysentumor operiert, dann kann als Folge der Operation gelegentlich der Hypophysenstiel verletzt werden, was wiederum zu einem Diabetes INSIPIDUS führen kann. Bei diesem ist nicht der Blutzucker zu hoch, sondern es fehlt ein Hormon (ADH), welches in den Nieren das Wasser zurückbehält. Auch diese Patienten haben Diabetes (="Wasserruhr"=viel Urin lösen), aber nicht «mellitus» (süss bzw. gezuckert), sondern «insipidus» (wasserklar)

Frage von N. T., Zürich: Guten Abend. Kann man mit Diabetes auch ins Ausland (3. Weltländer: Hitze, Hygiene, Essen etc.) verreisen?

22:02:37 Antwort von Prof. Christoph Stettler: ABsolut. Wichtig ist eine gute und frühzeitige Planung mit IHrem Diabetologen, damit spezifische Probleme (Schutz der Medikamente wie INsulin vor Hitze, Verhalten in speziellen Situationen) gut vorher zusammen besprochen und geplant werden können. Wichtig ist genügend Reservematerial, zudem stellen wir immer internationale Zeugnisse aus, damit Sie auch am Flughafen keine Probleme mit Medikamenten (Insulin etc) und Utensilien haben werden. Dann steht auch Reisen in entlegene Gebiete nichts im Wege.

Frage von P. R., 2545 Selzach: Gibt es die Möglichkeit mit einem sporterfahrenen Diabetologen für Begleitpersonen von Sehbehinderten (Langlauf, Tandem) im Bereich Breitensport eine Weiterbildung zu organisieren: Kurzvortrag und Fragen stellen?

22:03:26 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Gerne! Am besten Email an mich: christoph.stettler@insel.ch

Frage von V. Z., Bern: Guten Abend, ich (23) habe seit 5 Monaten Typ-1 Diabetes. Seit ungefaehr 2 Monaten (also nach dem Auf und Ab der Gefuehle nach der Diagnose) bemerke ich (fuer mich unnormale) Stimmungsschwankungen, die teils sehr tief gehen koennen. Kann es sein dass diese 'depressiven' Verstimmungen daher kommen, dass sich der Koerper an das kuenstliche Insulin gewoehnen muss und so der Hormonhaushalt etwas ausser Kontrolle geraet? Oder sollte ich das aerztlich abklaeren lassen? Vielen Dank

22:05:32 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Sie sollten dies unbedingt abklären lassen. Die Diagnose und die damit verbundenen Aenderungen in IHrem Alltag sind tief greifend. Zudem kann es begleitend auch zu Störungen anderer Hormone kommen. Das INsulin selber ist fast sicher nicht ursächlich verantwortlich, dies ist heute gut untersucht und kann als sicher gelten.

Frage von C. S., Kilchberg: Guten Abend, ich bin 68 Jahre alt, ca.seit 15 Jahren Diabetiker Typ 2. Ich spritze am Morgen 1,8 einh. Victoza und am Abend 14 einh Tresiba und nehme 3 x täglich 1000 mg Metformin-Mepha ein. Der Langzeitzucker ist gut eingestellt mit 6,5 bis 7 %. Ich habe immer ein wenig das Gefühl, die Medikation bewege sich am oberen Grenzwert. Ich muss in der letzten Zeit nachts praktisch alle 1 1/2 Stunden Wasser lösen, nehme für dieses «Problem» Pradif 400 mg am Morgen und Spasmo-Urgenin Neo am Abend.

22:07:26 Antwort von Dr. Roman Trepp : Victoza und Metformin sind auf der maximalen Dosierung. Ich persönlich gebe nie mehr als 2000 mg Metformin pro Tag und Victoza meist auch nicht mehr als 1.2 mg pro Tag, wobei ich das letztere Präparat selten einsetze. Letztendlich gibt es hier aber nicht richtig und falsch und Ihr Blutzucker ist gut eingestellt, was natürlich ein gewichtiges Argument ist. Wenn Sie skeptisch sind, dann besprechen Sie das mit dem Arzt, welcher die Therapie verordnet und überwacht.

Frage von C. W., Thunstetten: Guten Abend. Ich habe mit 12 Diabetes bekommen. Ebenso 2 Cousins während der Pubertät. Mein Bruder hat es seit Geburt. Wir lassen 2-3 mal im Jahr den Langzeit Wert messen, nehmen alle keine Medikamente und haben, mit mehr oder weniger strenger Diät, alle einen stabilen Wert. Um welche Langzeitschäden oder Risiken im Alter müssen wir uns Sorgen machen?

22:09:44 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Sie bzw Ihre Verwandten leiden whs an einer besonderen (familiären) Form von Diabetes (nicht Typ 1 und Typ 2). Bez Prognose kommt es dabei stark darauf an, welche Form es genau ist. Aber der Verlauf bei Ihnen deutet auf eine sehr gutartige Form hin. Genau kann man dies sagen, wenn weitere Abklärungen gemacht werden oder worden sind (zB genetische Abklärung). Per se ist aber eigentlich bei jedem Diabetes eine gute Einstellung ein wichtiger Faktor für eine hervorragende Prognose.

Frage von M. W., Oberuzwil: Ich bin Sportlehrer und möchte meinen Sportschülern (Spezialkurs) Sporternährung und das Thema Blutzuckerspiegel & Diabetes & sportliche Betätigung näher bringen. Dazu plane ich verschiedene Versuche mit sportlicher Betätigung nach der Einnahme von diversen (zuckerhaltigen) Nahrungsmitteln. Wir werden die Werte zuvor und danach messen und diskutieren. Welche Sportarten werden einen relativ kleinen Blutzuckerabfall hervorrufen, welche einen grossen? Was ist schlimmer, Hyper- oder Hypoglykämie?

22:14:07 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Gratuliere zu diesem spannenden Projekt! Wir machen genau solche kleinen Studien auch im Rahmen unserer jährlichen Diabetesportcamps zB in Magglingen. Je kürzer der Sport, umso kleiner die Differenz. Je länger und je stärker die Ausdauerleistung, umso stärker das Absinken. Je mehr Kraftraining im Maximalbereich oder auch Ausdauer unterbrochen mit maximalen Intensitäten, umso eher wird der Blutzucker steigen. Auch bei gesunden Athleten kann man bei Vollintensität ein Ansteigen messen, dieses wird aber rasch vom körpereigenen INsulin abreguliert. Umgekehrt wird beim Gesunden auch in der Ausdauer der körpereigene Speicher (primär die Leber) ein Absinken verhindern (bis dann im Extremfall alles Speicher leer sind). Sie werden also wenn überhaupt whs nur sehr kleine Unterschiede detektieren. ABer das Projekt ist trotzdem toll und lehrreich!

Frage von M. W., Oberuzwil: nochmals der Sportlehrer: Wie gross ist der Leistungsabfall bei Hyper- oder Hypoglykämie, die durch bewusste Nahrungsmittelaufnahme und anschliessende sportliche Tätigkeit hervorgerufen wurde? Ab wann (mmol/L) ist eine signifikante Leistungseinbusse zu erwarten?

22:16:37 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Erster Teil: verstehe ich leider whs nicht 100%ig, was genau gemeint ist. Wir haben eigene Studien gemacht, die zeigen, dass zwischen 5 und 12 mmol/l die Leistung nicht abfällt. Im Unterzuckerungsbereich wird die Leistung rasch abfallen, voraussichtlich bei Werten unter 3, abhängig von der Dynamik. Im hohen Bereich ist es sehr unterschiedlich, die grösste Problematik ist einerseits das vermehrte Wasserlösen (ab ca 12) sowie dann bei höheren Werten die Gefahr der Uebersäuerung, insbesondere wenn zu wenig Insulin im Körper ist.

Frage von R. L., SEUZACH: Ich bin 70jährig, mache etwas Fitness im Studio wöchentlich. Meine Grossmutter Mütterlicher seits ist angeblich an Diabetes mit etwa 60 Jahren gestorben. Bin nicht übergewichtig. Kann ich etwas vorbeugend gegen -Diabetes unternehmen oder achten…..?

22:17:54 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Genau das, was Sie aktuell schon machen: gesund leben, regelmässig etwas Fitness machen (Ausdauer und Krafttraining wirken beide gut), das Gewicht normal halten. Alles sogar besser als alle verfügbaren Medikamente. Weiter so, bravo!

Frage von E. L., Kirchberg: Guten Abend. ich bin seit 15 Jahren Typ 1 Diabetikerin. Seit 5 Monaten benutze ich Tresiba als Basisinsulin. Seither benötige 1x25E morgens, früher mit Levemir 28 und 18E morgens/abends. Am abend muss ich darauf achten, dass der BZ eher hoch ist, sonst ist er während der Nacht zu tief. Tagsüber ist er aber oftmals im oberen Bereich. Mit Levemir hatte ich dies nicht. Haben Sie auch bereits solche Erfahrungen mit Tresiba gemacht? Beste Grüsse

22:18:11 Antwort von Dr. Roman Trepp : Guten Abend Basisinsuline sind fast immer ein Kompromiss, da der eigentliche Bedarf tageszeitabhängig ist, wie Sie ja bestens wissen. Am besten lässt sich der Bedarf mit einer Insulinpumpe nachbilden. Tresiba hat den Vorteil, dass es nicht so drauf ankommt, ob man ein paar Stunden früher oder später spritzt, das ist zum Beispiel für Schichtarbeiter von Vorteil oder Leute, die sehr unregelmässigen Tagesablauf haben. Auf der anderen Seite ist es halt weniger flexibel, praktisch nicht kurzfristig anpassbar und Sie können nicht wie beim Levemir zumindest ein wenig unterschiedliche Konzentrationen je nach Tageszeit formen.

Frage von j. w., zürich: Mein Tumor produziert prolaktin Hormon, sowie wachsen Barthaare,ich bekam den Termin in der Endokrinologie schon im März 2013 für Febr.2014. Was für Symptomewürden dann auftreten bei Diabetes?

22:20:18 Antwort von Dr. Roman Trepp : Prolactinome per se verursachen in der Regel keinen Diabetes mellitus. Symptome von Diabetes sind vor allem mehr Wasserlösen (z.B. mehrmals pro Nacht) und dadurch mehr Durst – dies aber erst, wenn der Blutzucker eine gewisse Höhe erreicht hat (mehr als ca. 10 mmol/L), darunter merkt das meist nur das Blutzuckermessgerät

Frage von M. R., 1218 Grand-Saconnex: Danke für die Auskunft. Haben diese Medikamente unangenehme Nebenwirkungen?

22:26:18 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Sie können Nebenwirkungen haben, deshalb sollen sie wirklich nur mit guten Grund eingesetzt werden und nach vorherigen Abklärungen.

Frage von M. W., Oberuzwil: noch einmal der Sportlehrer: Wie kann ich meinen Schülern erklären, dass durch langdauernde, wenig intensive Sportarten (Joggen, Radfahren, Schwimmen) der Blutzuckerspiegel sinkt und dass er durch hochintensive, intervallartige Sportarten steigt? Insbesondere das Ansteigen durch Sport interessiert mich, Hypoglykämie kann ich mir einigermassen erklären, Hyper- aber weniger. Also welche biochemischen / physiologischen Prozesse spielen in welchem der beiden Fälle die entscheidenden Rollen?

22:35:02 Antwort von Prof. Christoph Stettler: Am besten kommen Sie mal zu mir nach Bern :-). Die ganze Physiologie ist sehr komplex. Kurz: Ausdauer erhöht die Glucosetransporter im Muskel, Insulin macht das gleiche, deshalb sinkt der Zucker durch die offenen Türen und strömt in den Muskel. Im Intensivbereich (und dito bei Emotionen/Match/Wettkampf) werden Stresshormone ausgeschüttet (Adrenalin, Cortisol, Glucagon, Wachstumshormon etc), die alle Gegenspieler des Insulins sind und den Zucker ansteigen lassen. Hintergrund dabei ist die Freisetzung von Energiereserven im Extrembereich. Beim Gesunden temperiert das Insulin diese Wirkung dann ab, beim Typ 1 Diabetiker geht das nicht automatisch. Für mehr Details ist der Chat dann zu limitiert, mehr gerne mal mündlich.

Frage von E. L., Wettingen: Wie ist es möglich,dass mein Blutzucker nüchtern höher ist als vor der Nachtruhe?

22:39:23 Antwort von Prof. Christoph Stettler: in der Nacht schüttet die Leber teilweise Zucker aus, damit kann der Blutzucker über Nacht durchaus ansteigen. Wenn dieser Effekt auftritt, muss die Therapie entsprechend modifiziert werden.

Frage von E. L., Wettingen: welchen Vorschlag können sie mir machen, denn mein Hausarzt behauptet dies sei nicht möglich und meinte ich gehöre zur Gattung der Schlafwandler ( zum Kühlschrank). Ich nehme folgende Medikamente ein: 3 x 1 Tbl. Metfin à 850 mg und 1x 1 Novonorm à 0,5 mg plus 2x 1 Novonorm i.R.

22:53:15 Antwort von Prof. Christoph Stettler: An sich haben Sie eine sehr gute Grundtherapie mit dem Metformin, das heute eigentlich in jedem Fall zu einer Diabetesbehandlung gehört. Das Novonorm ist eine etwas weniger verbreitete Therapieoption, kann aber durchaus Sinn machen. Wenn Sie darunter gut eingestellt sind, gibt es sicher keinen Grund, die Behandlung per se umzustellen. Sollte aber aufgrund von anderen Faktoren (Gewicht, Unterzuckerungen etc) eine Aenderung nötig sein, so sollten Sie dies ev. auch einmal mit einem Diabetologen besprechen.

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