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 «Yes we can» als Wahl-Mantra Als Obama trotz hoher Startnummer als Erster ins Ziel kam

Im Ski-Weltcup gibt es sie immer wieder: Überraschungssieger mit hoher Startnummer, die niemand auf der Rechnung hatte. Ähnlich wurde Barack Obama 2008 US-Präsident. Im Ski-Zirkus gelingen solche Coups entweder, wenn sich die Verhältnisse jäh ändern oder jemand das Rennen seines Lebens zeigt. Bei Obamas Wahlerfolg war beides der Fall.

Der Dokumentarfilm «Yes We Can» auf Play SRF

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Mit dem Ziel, das Land zu vereinen, stürzt Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen 2008 Kandidierende innerhalb und ausserhalb des politischen Establishments.

Den kometenhaften Aufstieg von Obama beleuchtet der Dokumentarfilm «Yes We Can» , der aktuell auf Play SRF gestreamt werden kann.

2007 gab Barack Obama bekannt , ins Rennen ums Präsidentenamt einzusteigen. Ein ungewöhnlicher Kandidat:

  • Sein Name klang wie Osama – und Osama bin Laden war seit 09/11 US-Staatsfeind Nummer 1.
  • Sein zweiter Vorname Hussein erinnerte an Saddam Hussein, wegen dem die USA seit 2003 im Irak Krieg führten.
  • In seiner Jugend konsumierte er Haschisch und Kokain.
  • Als politisches Greenhorn stand er innerparteilich Hillary Clinton gegenüber, die Erfahrung, Geld und Unterstützung hatte.

Also scheinbar ein leichtes Spiel für Clinton, zumal die Machtzentrale der Demokraten Obama nur an 88. Stelle der Senatorenliste führte. Doch die Presse riss sich um den exotischen Senator aus Illinois, den Talkshow-Queen Oprah Winfrey offiziell unterstützte.

Obamas Turnaround am «weissesten Ort der Welt»

Lange erhielt Clinton gemäss Umfragen fast dreimal so viele Wählerstimmen wie Obama. Doch dann gewann dieser überraschend die Vorwahlen in Iowa – laut einem Analytiker «nach dem Nordpol der weisseste Ort der Welt».

Nun schlug das Pendel zugunsten des Aussenseiters aus. Während Clinton traditionell auf die Stimmen der weissen Mittelschicht abzielte, sprach Obama auch ethnische Randgruppen und jüngere Wähler an – und überholte damit Clinton.

Letztlich wählte die Mehrheit der Delegierten der Demokraten Obama zum Kandidaten fürs Präsidentenamt. Die erste grosse Hürde war damit genommen.

Verschwörungstheorien

Auch Obamas Wahlkampf gegen den republikanischen Kandidaten John McCain hatte es in sich. Das Gerücht wurde gestreut, Obama sei gar nicht in den USA geboren und könne als Nicht-Amerikaner nicht Präsident werden.

Doch McCain zeigte Charakter. Statt aus dieser Lüge politisch Profit zu ziehen, sagte er seinen Wählern: «Ich respektiere Obama - und Sie sollten ihn auch respektieren.»

Neue Krise als Glücksfall

Im Wahlkampf 2008 kam Obama zugute, dass statt des Irakkrieges neu die soeben ausgebrochene Finanzkrise das Hauptthema war. Seine Ideen, wie sich die Krise meistern lasse, überzeugten mehr als jene von McCain.

Am 15. Dezember 2008 vereinte Obama die Stimmen von 538 Wahlmännern auf sich, McCain nur deren 173. Somit war Obama als erster Afroamerikaner zum Präsidenten der USA gewählt.

Auch als Obama US-Präsident war, hielt Donald Trump die Gerüchte am Leben, dieser kein «kein natürlich geborener Staatsbürger». Obama entschied sich deshalb 2011, seine Geburtsurkunde zu veröffentlichen.

Kurz darauf nutzte er bei einer Rede die Gelegenheit, den ebenfalls anwesenden Trump zur Erheiterung des Publikums zu verhöhnen. Diese Szene ist im Video direkt oberhalb dieses Abschnitts zu sehen.

Heute herrscht Langweile

Zwar wurde Trump 2016 Obamas Nachfolger und steht auch dieses Jahr erneut zur Wahl, aber die Aufbruchsstimmung, die Obamas Wahl 2008 begleitete, vermisst man heute schmerzlich.

Doku-Serie «Die 2000er» auf Play SRF

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Die achtteilige Doku-Reihe «Die 2000er» porträtiert die historisch relevantesten Ereignisse der ersten zehn Jahre des aktuellen Jahrtausends zusammen.

Alle acht Episoden können bis Ende 2024 auf Play SRF gestreamt werden:

Club, SRF 1, 5.3.2024, 22:25 Uhr

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