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Alpenkräuter Schweiz Das faszinierende Edelweiss

In unzugänglichen Alpentälern hatten die Menschen über Jahrhunderte keine andere Möglichkeit, als auf die Heilkraft der Natur zu vertrauen. Heute erleben die Kräuter der Alpen eine Renaissance.

Seit Jahrtausenden wachsen in den Alpen Pflanzen, die oft unscheinbar und doch sehr widerstandsfähig sind. Kräuterkundige, Wissenschaftler, Kreativköche und Heiltherapeuten suchen nach neuen Anwendungen. Sie setzen sich dafür ein, dass das Wissen um die alten Kräuter nicht verloren geht.

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Die Dokumentation «Kräuterwelten – Alpen» ist ab jetzt bis zum 23.09.2024 auf Play SRF verfügbar.

Unverwundbarkeit

Eines dieser Kräuter, und vermutlich das berühmteste hierzulande, ist das Edelweiss. Vor etwa 10'000 Jahren wanderte das Pflänzchen aus Zentralasien ein. Es wächst auf den steilen Alpenflanken, in circa 1500 bis 3000 Metern über Meer. Um die weisse Alpenblume ranken sich viele Mythen, denn sie ist robust genug, um dem Wetter in den Alpen zu trotzen. So wurde dem Edelweiss auch Unverwundbarkeit, ja gar Unsterblichkeit, nachgesagt.

Der weissen Alpenkönigin treu ergeben

Drogistin und Wanderführerin Astrid Thurner liebt die hochalpinen Hänge. Als die Kamera sie begleitet, ist sie gerade im Parc Ela im Kanton Graubünden unterwegs. Dort nennt man die Königin der Alpen nicht nur Edelweiss, sondern auch «Seilalva», «Alvatern» oder «Stella alpina».

Astrid Thurner beschäftigt sich seit Jahren mit der Heilwirkung der weissen Alpenblume. Vor ihrer Alpenhütte liegt ein aus Wildsamen gezüchtetes Feld voller Edelweiss. Diese Pflanzen verarbeitet sie zu Tees, Schnaps und einer eigenen Kosmetiklinie. Laut Thurner gibt die Pflanze ihre Eigenschaft, robust zu sein, an uns ab, wenn wir sie in der Hautpflege verwenden. Das Ergebnis: Pralle Haut, die jedem Wetter trotzt und eine verlangsamte Hautalterung.

Weil das Edelweiss so selten und schwer erreichbar ist, ist es als Trophäe sehr beliebt. «Viele Menschen haben das Edelweiss noch nie gesehen und sind überwältigt davon», sagt Thurner. Doch das wildwachsende Edelweiss steht in den Alpen unter strengem Naturschutz.

«Bauchwehblümerl»

Das Edelweiss ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch wohltuend – für Mensch und Tier. Wenn sie beispielsweise Durchfall hatten, trieb Astrids Mutter ihre Kühe auf die Hänge, um Edelweiss zu fressen.

Edelweiss enthält viel Gerbsäure, wodurch sich der Darm schneller beruhigt. Je höher die Pflanze liegt, desto mehr Wirkstoffe hat sie. Es konnten gewaltige Unterschiede festgestellt werden zwischen den Pflanzen, die auf 1600 Metern und 2000 Metern wachsen.

Von der Kirche gehasst und später vereinnahmt

Die Verehrung von Alpenkräutern war der katholischen Kirche Jahrhunderte lang ein Dorn im Auge. Sie versuchte, die Kräuterverehrung als heidnischen Brauch zu unterdrücken. Am Ende blieb ihr nur, die Kräuterkunde für sich zu vereinnahmen: Seither ziehen an Maria Himmelfahrt Frauen in die Kirche, um Kräuter-Sträusse weihen zu lassen. Der Legende nach soll dem Grab Marias ein wohltuender Kräuterduft entstiegen sein.

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