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05.08.2025, 04:34 Uhr Jugoslawiens Zerfall (3/3): Kosovos Weg in die Unabhängigkeit

Am 17. Februar 2008 erklärt sich der Kosovo einseitig für unabhängig von Serbien. Für die meisten Menschen im Kosovo endet damit ein jahrzehntelanger Kampf um die Eigenständigkeit. Serbien dagegen sieht den Kosovo weiterhin als Teil des eigenen Staatsgebiets.

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Hamit Zeqiri erlebt die Anfänge des Konfliktes mit. Er ist ein junger Student, als der serbische Präsident Slobodan Milosevic 1989 der damaligen serbischen Provinz die Autonomie entzieht. Die bislang weitgehend selbstverwalteten Institutionen werden unter die direkte Kontrolle Belgrads gestellt, Albanerinnen und Albaner aus dem öffentlichen Leben gedrängt.

Dagegen formiert sich Widerstand. Unter der Führung der demokratischen Liga des Kosovos werden parallele Institutionen aufgebaut. Bereits damals ist die Unabhängigkeit das Ziel. Hamit Zeqiri engagiert sich in einem studentischen Jugendforum ebenfalls dafür. 1993 wird er deswegen verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Doch Zeqiri gelingt es, sich mit Anfang zwanzig in die Schweiz abzusetzen, wo er sich ein neues Leben aufbaut.

Von hier aus erlebt er mit, wie sich die Situation im Kosovo immer weiter zuspitzt. Die sogenannte kosovarische Befreiungsarmee UCK wird Mitte der 1990er Jahre gegründet. Im Unterschied zum bisherigen strikt gewaltfreien Widerstand, setzt sie auf eine militärische Eskalation.

1999 kommt es zum offenen Krieg, in dessen Verlauf auch die Nato Serbien den Krieg erklärt. Im Juli 1999 ziehen sich die serbischen Kräfte zurück, die Kämpfe enden. Der Kosovo wird unter internationale Verwaltung gestellt. Es folgt schliesslich die einseitige Unabhängigkeitserklärung.

Während all dieser Zeit spielt die Schweiz eine aktive Rolle. Während der 1990er-Jahre befinden sich führende Köpfe der UCK in der Schweiz und agieren von hier aus. Hier wird Geld gesammelt und innerhalb der Diaspora werden Kämpfer rekrutiert.

Die Schweiz ist aber auch das erste Land, das sich in der UNO bereits ab 2005 für eine Klärung des Status des Kosovos einsetzt. Und: Die Schweiz anerkennt die Unabhängigkeit des Kosovos vergleichsweise früh an. Was sie zu dieser aktiven Aussenpolitik bewogen hat, erklärt die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey.

(00:00) Intro
(03:07) Slobodan Milosevic auf dem Amselfeld
(05:25) Aufhebung der Autonomie
(07:10) Beginn Unabhängigkeitsbewegung
(08:35) Hamit Zeqiri wird politisch aktiv
(10:40) Verurteilung & Flucht in die Schweiz
(12:58) Gründung UCK
(14:35) Verbindungen der UCK in die Schweiz
(16:40) Militärische Eskalation
(17:50) Nato-Luftkrieg
(21:53) Kriegsende
(24:19) Rolle der Schweiz nach dem Krieg
(25:50) Unabhängigkeitserklärung
(26:27) Rolle der Schweiz und die Neutralität
(29:00) Fazit
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In dieser Episode zu hören:
· Marie-Janine Calic: Historikerin, Ludwig-Maximilians-Universität München
· Hamit Zeqiri: Zeitzeuge, lebt und arbeitet heute in Luzern
· Micheline Calmy-Rey: Ex-Bundesrätin

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Literatur:
• Marie-Janine Calic (2014). Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck.
• Cyrill Stieger (2021). Die Macht des Ethnischen. Sichtbare und unsichtbare Trennlinien auf dem Balkan. Rotpunktverlag.
• Florian Bieber (2023). Pulverfass Balkan. Wie Diktaturen Einfluss in Europa nehmen. CH. Links.
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Recherche, Produktion und Moderation:
Janis Fahrländer

Mitarbeit:
SRF Recherche und Archive
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