Zum Inhalt springen

Festivals: Teurere Tix, weniger grosse Bands, mehr Halligalli

In der Schweiz gibt es heute so viele Festivals wie noch nie. Sie buhlen alle um die ähnlichen bis gleichen Bands, die immer mehr Geld für ihren Gig wollen. Bedeutet für uns Besucher: Teurere Tickets. Weniger grosse Bands. Mehr Halligalli. Aber es gibt auch eine gute Nachricht.

Download
Wir sind Festival-Europameister
Etwa 400 Festivals finden in der Schweiz jedes Jahr statt. Damit haben wir die grösste Festivaldichte in Europa, höre ich immer wieder - und das dürfte auch zutreffen.

Dass wir jedes Wochenende an drei Festivals gleichzeitig gehen könnten, hat Nachteile: Die Festivals buhlen alle um die ähnlichen bis gleichen Headliner.

In Sachen Bands sind wir verwöhnt. Stehe ich vor einem Festivalplakat, kann ich die meisten Acts abhaken. Viele waren schon mal da. Den Festivals fällt es immer schwerer, einen Knaller-Act zu präsentieren.

Teurere Tickets, weniger grosse Bands
Bedeutet also für uns Besucher: Weniger Abwechslung. Und teurere Tickets. Denn Bands wollen mindestens irgendwo noch was verdienen. Von illegalen Downloads und Gratis-Streaming werden auch sie nicht feis. Also wollen Künstler mit Live-Gigs Geld verdienen. Und zwar richtig.

«Kostete vor ein paar Jahren ein grosser Act noch einige Hundertausend, werden heute Gagen im 7-stelligen Bereich verlangt», sagt Thomas Dürr vom Greenfield Festival.

Und weil es nur vom Santiglaus und vom Mami was gratis gibt, werden die Kosten weitergegeben - an uns Besucher.

Auflagen der Behörden
Festivaltickets kosten auch mehr, weil die Veranstalter immer mehr Auflagen der Behörden erfüllen müssen. «Fahren nach einem verregneten Openair die Trucks verschlammt vom Gelände, zahlen wir die Reinigung der Autobahn», sagt Joachim Bodmer vom Openair Frauenfeld.

Es geht noch teurer
In den letzten zehn, fünfzehn Jahren sind die Ticketpreise je nach Festival um einen Drittel bis um die Hälfte gestiegen. Auch wenn die meisten Veranstalter die Preise nicht weiter hinauftreiben wollen, kann sich die Spirale weiter drehen. «In Skandinavien oder Grossbritannien zahlt man locker das Doppelte für ein vergleichbares Angebot wie in der Schweiz», sagt Christof Huber vom Openair St. Gallen.

Mehr Halligalli
Je teurer die Gagen, umso weniger Headliner können sich die Festivals leisten. Weniger Headliner ziehen weniger Gäste an. Weil die Veranstalter kein Loch in der Kasse haben wollen, bieten sie mehr Halligalli. Denn viele Besucher kommen gar nicht wegen den Konzerten. Das Openair Frauenfeld oder das Openair St. Gallen verkaufen Tausende Tickets, bevor das Programm überhaupt bekannt ist.

Bedeutet also für die Festivals der Zukunft: Noch mehr Halligalli-Parties wie man sie vom Openair St. Gallen kennt. Oder Mittelalter-Märkte mit Hammerwerfen wie am Greenfield. Oder Achterbahn fahren wie am Openair Gampel. Denn Festivals, die nur auf Musik setzen, haben einen schweren Stand.

Päng, Päng, Päng?
Seit Jahren wird der extrem dichten Schweizer Festivallandschaft der Knall prognostiziert. Dieser Knall - ist im Moment - nicht absehbar.

Hier und da geht vielleicht den kleinen oder neuen Festivals leise die Luft aus. Aber die grossen, gestandenen Festivals wie das beispielsweise das Paléo Festival, das Gurtenfestival, das Openair St. Gallen oder das Openair Frauenfeld werden Bestand haben.

«Wir sagen den Knall seit Jahren voraus. Wir haben viele Festivals, aber viele davon funktionieren offenbar», sagt Christoph Bill vom Verband der grössten Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter SMPA.

Die Festivals werden den kurzen Schweizer Sommer also weiterhin zur besten Jahreszeit machen.

Cheers!

Mehr von «Input»