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Nach der Razzia vom 6.5.2021 trägt die Polizei eine Leiche aus der Favela von Jacarezinho.
Keystone
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Brasiliens Polizei: «Entweder wir töten sie oder sie töten uns.»

Keine Polizei auf der Welt tötet mehr Menschen als die in Brasilien. Letztes Jahr stellte sie mit über 6'400 Opfern sogar einen neuen Rekord auf. Bei blutigen Razzien in den Favelas werden auch viele Unschuldige getötet. Die Mehrheit der Bevölkerung kümmert das wenig. Fast alle Opfer sind schwarz.

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Das bisher grösste Blutbad richtete die brasilianische Polizei dieses Jahr im Mai im Armenviertel Jacarezinho von Rio de Janeiro an. Begleitet von Panzerwagen und Helikoptern rückten am frühen Morgen 250 schwer bewaffnete Polizisten in die Favela vor. Am Ende der Razzia waren insgesamt 28 Menschen tot.

Die Polizei und die verantwortlichen Politiker sagen, man habe es mit Drogenbanden zu tun, die bis auf die Zähne bewaffnet seien. Wenn die Polizisten nicht töteten, würden sie selbst getötet. In der Bevölkerung stösst das gewaltsame Vorgehen in den Favelas mehrheitlich auf Zustimmung. Trotz der vielen unschuldigen Opfern gibt es keinen Aufschrei der Entrüstung über Aktionen wie die in Jacarezinho.

Unverhältnismässige Gewalttaten der Polizei bleiben straflos. Sie werden von der Polizei selbst untersucht und Akten werden oftmals unter Verschluss behalten. Die Straflosigkeit wird auch von der Politik gedeckt. Gerade Staatspräsident Jair Bolsonaro sieht in jährlich 6'000 Opfern von Polizeigewalt kein Problem. Er sagte, man solle besser 200'000 Verbrecher töten.

Dass es auch ohne übertriebene Polizeigewalt gehen würde, zeigte vor ein paar Jahren der Versuch mit einer Befriedungspolizei in Rios Favelas. Im Kampf gegen die Drogenbanden setzte sie auf das Vertrauen der Menschen in den Armenvierteln, anstatt sie insgesamt als Feinde zu behandeln.

Warum ist dieses Experiment gescheitert? Was sagen Menschen in den Favelas zur Polizeigewalt? Und was hat diese mit Rassismus zu tun? Antworten in der Reportage aus Rio de Janeiro.

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