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Helmut Krausser

die einwohner der stadt bochum heissen bochumernicht bochumiten nicht bochumonen nicht bochumulanernicht bochumisten nicht bochumesi nicht bochumaltekennicht bochumiens nicht bochumiesen nicht bochumegassennicht bochumaner nicht bochumenten nicht bochuminosnicht bochumiosen nicht bochumanten nicht bochumelleneinfach nur bochumer.sehen sie mich nicht so entgeistert an. es stimmt.ich will dich mit gefletschten zähnen packen und erzwetschgen.möchte deine unterhosenpfirsichen und aprikosen,will orangen dich, melonen,mandarinen und bewohnen,datteln dich und kirschen, trauben,will dir schlaf und atem rauben,auch zwei ananasse härchenaus dem feigen stachelbeerchen.ich banane dich so sehr.und du zitronst mich immer mehr.musik, die morgens seltsam trist,abends anders, sonderbarheimelig, berückend klang.wievieles einmal wichtig war,inzwischen längst vergessen ist.die kleine, schlichte, irgendwiehalb ausgeführte melodie,war immer da, mein leben lang.du summtest sie, vergessen bistauch du, verzeih, was blieb, sind jenesonderbaren fünf, sechs töne,abends anders, morgens trist.Noch einmal die Musik, die, als sie neu war, neben mirwie eine Schlägertruppe lief,durch grosse Nächte, Takt für Takt.Sie fing mich auf, hingFenster in mein Ungemach.Sie klingt heut anders, distanzierter,begleitet mich noch immer, abermehr aus Tradition, und ob sie sichnoch einmal für mich schlagen würde,weiss ich nicht, mein Herz schlägt jaauch nicht mehr so laut für sie.mein husten wird besser,also auch die welt ein bisschen.es ist viel meer in mir,zu wenig festland, umdas häuschen, das ich dir, in trockener zeit,versprach zu bauen. dummgelaufen, tut mir leid.je älter ich werde, desto mehrschöne junge frauen gibt es.sie haben auch weniger an als früher. heute ist alles besser, nur nicht ich.heute sah ich, früh am tagim park graziöses, filigranes,wie eines jungen schwanesallerersten flügelschlag.leicht betrunken klopfte sichein gruftiemädchen an den halstaumelte und lachte, alsbegriffe sie, was wesentlichim leben ist, was schlendrian.kniete in der wiese nieder,eine brust entfiel dem mieder,sehr graziös und filigran.wir mieteten ein zimmer,verschanzten uns für immer,teilten koks und klopapier.du hättest es ganz gut bei mir.ich würde ausgesprochen sanft sein und gut kochen,würde dich nicht nur verehren, auch auf höchstniveau ernähren,würde mit obszönenversen dich verwöhnenwürde laute dir entlecken,die die halbe stadt aufwecken.gottverfluchte konjunktive.wie gern ich mit dir schliefe.Aus: Helmut Krausser, Plasma © 2007 DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln

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