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Die ERMETH, der erste Schweizer Computer, steht heute im Museum für Kommunikation in Bern.
Keystone
abspielen. Laufzeit 26 Minuten 29 Sekunden.
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Warum die Schweiz trotz Pionierarbeit keine Computernation wurde

Die Schweiz spielt in den 50er-Jahren ganz vorne mit bei der Entwicklung des Computers. Der erste Schweizer Computer, die ERMETH der ETH Zürich, wird unter Professor Eduard Stiefel entwickelt, der damit Pionierarbeit leistete. Es ist der erste programmierbare Rechner in Kontinentaleuropa.

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Zunächst wird in der Schweiz ein Computer des deutschen Pioniers Konrad Zuse getestet: Die Zuse Z4. Im Krieg teilweise zerstört, restauriert sie Zuse in Zürich, wo sie dann mietweise einige Jahre im Hauptgebäude der ETH steht. Die Versuche mit der Z4 sind die Basis für den ersten Schweizer Computer, die ERMETH.

Die «Elektronische Rechenmaschine der ETH Zürich», wird in den 50er-Jahren entwickelt. Professor Eduard Stiefel, damaliger Leiter des 1949 gegründeten Instituts für angewandte Mathematik, schickt seine beiden Assistenten zu Forschungszwecken in die USA. Ambros Speiser und Ernst Rutishauser sollen Informationen sammeln, um zurück in der Schweiz den ersten helvetischen Computer zu bauen. 

1956 geht die ERMETH in Vollbetrieb. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit, von wissenschaftlichen Berechnungen, mathematischen Problemen bis hin zu ganz praktischen Anwendungen in Bereichen der Statik.

Der amerikanische Computerhersteller IBM wird auf die Entwicklungen an der ETH aufmerksam und fängt an, Talente abzuwerben. Da die Schweizer Industrie offensichtlich das Potenzial der Rechenmaschinen nicht erkennt und die ETH ihre Kreationen nicht kommerzialisiert, bleibt die Schweiz rasch hinter grossen Computernationen, allen voran den USA, zurück. Die ERMETH wird im Jahr 1963 durch einen amerikanischen Computer ersetzt. 

Heute steht der erste Schweizer Computer im Museum für Kommunikation in Bern.

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00:00 Intro
01:48 Anfänge in Deutschland
03:01 Ein deutscher Computer wird in die Schweiz geholt
05:10 In den 50ern gibt es weltweit kaum Computer
07:08 Der deutsche Computer Z4 im Einsatz in der Schweiz
09:32 Ein Schweizer Computer wird entwickelt
13:14 Die ERMETH geht in Betrieb
16:16 IBM wirbt Schweizer Talente ab
17:20 Warum die Schweiz nicht zur Computernation wurde
21:45 Angst vor Rechenmaschinen?
22:45 ERMETH-Entwickler blickt in die Zukunft
24:07 Das Ende der ERMETH
25:06 Schluss
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Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf Nachrichten via zeitblende@srf.ch – und danken fürs Weiterempfehlen dieses Podcasts.

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Gesprächspartner:

  • Juri Jaquemet, Sammlungskurator für Informations- und Kommunikationstechnologien beim Museum für Kommunikation in Bern

Ausserdem in Archivaufnahmen zu hören:

  • Ambros Speiser (1922-2003), Technischer Leiter beim Bau der ERMETH, aus dem SRF-Archiv und dem Archiv des Museums für Kommunikation (ADOK_0016)
  • Werner Schneider (1935-2021), als Student Nachtoperateur der ERMETH, aus dem Archiv des Museums für Kommunikation (VDOK_00112)

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Literatur:

  • Henger, Gregor (2008): Informatik in der Schweiz: Eine Erfolgsgeschichte verpasster Chancen. Zürich: NZZ Libro.
  • Museum für Kommunikation Bern (2001): Loading History - Computergeschichte(n) aus der Schweiz. Nr. 1. Zürich: Chronos Verlag.
  • Bruderer, Herbert (2020): Meilensteine der Rechentechnik. 3. Auflage. Berlin/Boston: De Gruyter Oldenbourg.

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Links:

  • srf.ch/zeitblende
  • https://blog.nationalmuseum.ch/2018/02/ermeth-computer-made-in-switzerland/
  • https://etheritage.ethz.ch/2020/10/05/bedienungsanleitung-des-legendaeren-computers-zuse-z4-entdeckt/
  • https://library.ethz.ch/standorte-und-medien/plattformen/kurzportraets/eduard-stiefel-1909-1978.html

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Autor: Silvan Zemp

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