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Comeback nach über 100 Jahren 42 Kilo Wolf in Bärenwil

1990 tauchte nach über einem Jahrhundert wieder ein Wolf in der Schweiz auf. Sein Kadaver wurde zum Publikumsmagnet.

Stolz posieren die Jäger mit ihrer Beute. Ein 42 Kilo schwerer Wolf liegt gebettet auf Tannenzweigen, angerichtet für die Schaulustigen von nah und fern. Ganze Schulklassen sind da. Eine davon stimmt spontan ein leicht abgeändertes Lied an: «Lueged ned ume, de Wolf goht ume».

Das Szenario könnte aus einem Werk von Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt sein, hat sich aber 1990 genau so zugetragen. Zu Präsentationszwecken lag der erlegte Wolf auf einem Tisch vor dem Restaurant «Chilchli» im Baselbieter Bärenwil.

Während heute umfassend über jeden Abschuss eines Wolfs diskutiert wird, fackelte man damals nicht lange. Weil das Tier über 30 Schafe gerissen hatte, wurde es am 15. Mai 1990 umgehend getötet, als es erstmals vor die Flinte eines Jägers lief.

Wölfe galten als ausgestorben

Das unzimperliche Vorgehen ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass der Wolf damals in der Schweiz seit über einem Jahrhundert als ausgestorben galt.

Wochenlang war deshalb gemutmasst worden, was genau für ein Tier da im Grenzgebiet der Kantone Solothurn und Baselland sein Unwesen trieb: Luchs, Hund – oder eben doch ein Wolf?

Die veritable Hysterie, die schweizweit ausgebrochen war, beschrieb SRF damals so: «Seit Wochen hatte das böse Vieh die ländliche Gegend in Angst und Schrecken versetzt und die Leserschaft von bunten Blättern und Gazetten in Atem gehalten.»

Es wurde übrigens nie abschliessend geklärt, wo der Wolf 1990 herkam. Aber besichtigt werden kann er noch heute – ausgestopft im Naturmuseum Olten.

SRF 2 Kultur, 15.5.2025, 11:40 Uhr ; 

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