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Einblicke ins Gefängnis Alltag eines jungen Häftlings: So sieht's hinter Gittern aus

Kaum Mauern oder Stacheldraht und Häftlinge, die sich frei auf dem Areal bewegen. So der erste Eindruck im offenen Strafvollzug in Witzwil. Aber wie sieht der Alltag im Gefängnis aus? «Unzipped» begleitet einen jungen Häftling.

Mehrmals eingebrochen, verurteilt und im Gefängnis gelandet: John*, der in dieser Reportage seinen bürgerlichen Namen nicht nennen möchte, ist 25 Jahre alt und sitzt eine rund dreijährige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil ab. Sein Alltag unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von jenem, den die meisten in seinem Alter kennen: Früh aufstehen, arbeiten und abends noch ein bisschen Sport, aber all das eben hinter Gittern.  

junger Häftling
Legende: John SRF

Die JVA Witzwil ist eine offene Vollzugsanstalt und gleichzeitig der grösste Landwirtschaftsbetrieb der Schweiz. Rund 160 Häftlinge sind hier inhaftiert. Wobei sich diese Zahl schnell verändert, da es grosse Unterschiede in der Länge der Haftstrafen gibt. Die meisten Männer halten sich hier nur wenige Monate auf, andere mehrere Jahre.

Zweite Chance

Was ein offener Vollzug bedeutet, zeigt sich sogleich: Es gilt Arbeitspflicht, auf dem ganzen Areal herrscht reges Treiben. Kälber wachsen hier auf, Pferde bekommen ihren Auslauf, Inhaftierte arbeiten in Werkstätten und mittendrin macht auch John eine Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt – er wird also Hauswart. «Wenn ich schon hier drin bin, möchte ich die Zeit nutzen für eine Ausbildung», sagt er. Er habe ja nochmals Glück gehabt. Aufgrund des Ausmasses seines Delikts sei er beinahe in einem geschlossenen Vollzug gelandet. «Die Staatsanwältin sagte aber, sie wolle mir diese Chance geben, weil ich noch relativ jung bin.» 

Gefängnisareal
Legende: Gefängnisareal SRF

Ziel ist Wiedereingliederung

Auf die Privilegien im offenen Vollzug angesprochen, sagt Gefängnisdirektor Balz Bütikofer, dass es der Freiheitsentzug sei, der die Strafe darstelle: «Die Inhaftierten dürfen sich nicht einfach so dorthin bewegen, wo sie möchten. Es gelten strikte Regeln.» Der offene Vollzug solle ein Übungsfeld darstellen, um es wieder in die Gesellschaft zurückzuschaffen.

Offener und geschlossener Vollzug?

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Bei Fluchtgefahr oder der Gefahr, dass eine inhaftierte Person erneut straffällig werden könnte, wird die Strafe in der Regel im geschlossenen Vollzug verbüsst. Aber auch Alter, Beziehungsnetz und berufliche Fähigkeiten sind entscheidend, ob eine Strafe im geschlossenen Vollzug abgegolten werden muss. Im geschlossenen Vollzug sind die Sicherheitsvorkehrungen zur Fluchthinderung höher.

Im offenen Vollzug gibt es weniger Massnahmen, welche die Verurteilten an der Flucht hindern sollen. Es gilt Arbeitspflicht Die verurteilten Personen verbringen einen grösseren Teil der Haft in Gruppen, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Nur für die Ruhe- und einen kleinen Teil der Freizeit werden die Häftlinge in ihre Zellen eingeschlossen.

Im offenen Vollzug gibt es auch die Möglichkeit der Beurlaubung. Sind Häftlinge urlaubsberechtigt, können sie das Gefängnis für eine begrenzte Zeit verlassen (z.B. Wochenende).

Und das will auch John. Er hat die Hälfte seiner Haftstrafe bereits hinter sich und Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung hat er auch: Er möchte nicht Hauswart bleiben, sondern soziale Arbeit studieren.

*Name wurde von der Redaktion geändert.

Unzipped, 20.09.2021, 17:00 Uhr

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