Sie ist promovierte Historikerin, Politikerin, hört Deep Purple und Zucchero: Eva Herzog im Gespräch über ihr Leben, ihren Job und Musik, die sie geprägt hat.
SRF: Sie sind seit zwanzig Jahren in politischen Ämtern tätig. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Als ich Regierungsrätin wurde, hatte ich zuerst Mühe damit, dass mir die Leute anders begegnen. Viele waren verunsichert, wie sie sich jetzt verhalten sollen. Aber in der Schweiz sind die Leute eigentlich diskret. Ich möchte nicht in jedem Land Politik machen.
Sie sind derzeit Ständeratspräsidentin. Was bedeutet Ihnen dieses Amt?
Ich möchte die Interessen von urbanen Regionen in den Vordergrund stellen. Das ist die Lebensrealität der meisten Schweizerinnen und Schweizer.
An den Uni-Partys habe ich mir immer «Smoke on the Water» gewünscht.
Ich möchte dem Selbstvertrauen, mit dem der Bauernverband auftritt und für seine Anliegen wirbt, etwas an die Seite stellen.
Sie tanzen gern und haben jahrelang Klavier gespielt. Was ist ihr Bezug zur Musik?
Zu Studienzeiten ging mit dem Gefühl durch die Welt, ohne Musik kann ich nicht leben. Wenn in den Discos «Smoke on the Water» von Deep Purple lief, ging ich immer auf die Tanzfläche. An den Festen der Uni habe ich mir immer dieses Lied gewünscht. Klavier habe ich zwar nicht wahnsinnig gut gespielt, aber ich liebe das Instrument bis heute.
Wie hat Sie ihr Zuhause geprägt?
Das Wichtigste, das ich von meinen Eltern mitgenommen habe, ist, dass sie mich und meinen Bruder immer gleichberechtigt erzogen haben. Ich habe mich nie benachteiligt gefühlt. Dass man als Frau Nachteile im Leben haben kann, habe ich erst viel später erfahren.
Was waren damals Ihre Träume und Visionen?
Ich wollte immer etwas Sinnvolles tun. Ich bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es mir gut geht und dass es andere Menschen schlechter haben. Das war mein Einstieg in das gesellschaftliche und politische Engagement.
Einmal im Jahr höre ich in voller Lautstärke Zucchero. Nämlich, wenn ich den Weihnachtsbaum schmücke.
Ich hatte zuerst nicht das Bedürfnis, einer Partei beizutreten. Nach der Nicht-Wahl von Christiane Brunner in den Bundesrat in den 1990er-Jahren war ich so empört und sah die demonstrierenden SP-Frauen auf dem Bundesplatz. Da wollte ich auch dazugehören.
Einer Ihrer Musikwünsche in dieser Sendung ist «Baila Morena». Warum?
Einmal im Jahr höre ich die Best-Of-CD von Zucchero. Nämlich am 24. Dezember, wenn ich meinen Christbaum schmücke. Wenn die CD durch ist, ist der Baum fertig. Er wird immer sehr schön und kitschig. Rituale finde ich etwas Schönes.
Ihre Nicht-Wahl in den Bundesrat im Herbst 2022: Sie sind als Favoritin angetreten und nicht gewählt worden. Wie ging es Ihnen danach?
Ich bin relativ unbeschwert in die Wahl gegangen. Es war ja nicht mein Lebensziel gewesen, Bundesrätin zu werden. Schlimm war dann die Art und Weise der Nicht-Wahl. Ich bin gewohnt, dass Leistung zählt. Das war in diesem Fall aber nicht gefragt. Das werde ich nie verstehen und das ist nicht einfach zu vergessen. Auf der Strasse werde ich bis heute fast jeden Tag auf das Thema angesprochen.
Werden Sie es nochmals probieren?
Nein. Der Platz ist besetzt. Dass es mit Beat Jans geklappt hat, freut mich sehr.
Wie ist das eigentlich, wenn man als Politikerin an der Fasnacht zum Gespött gemacht wird?
Ich bin da nicht geschädigt. Meine allerschönste Fasnacht hatte ich letztes Jahr nach der Bundesrats-Nicht-Wahl. Mir wurde ein Bier nach dem anderen spendiert. Ich wurde von vielen Leuten, die ich kannte und nicht kannte, getragen. Es war wunderschön.
Das Gespräch führte Michael Luisier.
(Dieses Interview ist ein Auszug aus der Sendung «Musik für einen Gast ». Die Fragen und Antworten wurden gekürzt und zusammengefasst.)
«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist.
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