Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Gravierende Missstände Reizthema Adoption und der Schmerz der Betroffenen

Weil bei Auslandsadoptionen jahrelang gepfuscht wurde, ist eine Diskussion um Aufarbeitung und Verbesserung entstanden.

Die Adoption von Kindern aus dem Ausland soll verboten werden. So will es Bundesrat Beat Jans – weil bis 1999 tausende Kinder durch illegale Praktiken zur Adoption in die Schweiz gelangt sind.

Die 53-jährige, in Zürich wohnhafte Bekks Allemann kennt das Thema aus eigener Erfahrung. Sie ist eines von 200'000 Kindern aus Südkorea, die in der ganzen Welt zur Adoption freigegeben wurden.

Mittlerweile hat eine südkoreanische Wahrheitskommission bestätigt, dass bei rund 40'000 der besagten Adoptionen die Papiere der Kinder gefälscht wurden.

«Ich wollte ein Kind aus Peru»

Wenigstens dieses Schicksal blieb Bekks erspart: «Meine Mutter gab mich wirklich zur Adoption frei.» Traumatisches erlebte sie dennoch: «Meine Adoptivmutter sagte oft, sie habe ein Kind aus Peru gewollt.»

Bekks sagt: «Das Gefühl, ich sei zu Dank verpflichtet, war in meiner Kindheit eine landläufige Haltung. Man holte Kinder aus dem Elend ins Glück, also hatten sie auch gefälligst glücklich und dankbar zu sein.» 

Fragwürdige Vermittlerdienste

Zu Adoptionen kam es natürlich auch aus ehrenwerten Gründen, doch oft hatten die Kinder eine Art Warencharakter. Vorlieben wie «lieber ein Junge» oder «kein Baby» kamen Vermittlungsstellen meist nach.

Und oft holten Vermittlungsstellen Kinder in die Schweiz ohne Angaben über deren leibliche Eltern. Die eigene Herkunft nicht zu kennen, schlug sich bei Betroffenen teils in psychischen Beschwerden nieder.

Leistungsorientiertes System

Weil Adoption quasi eine von Agenturen umgesetzte Dienstleistung war, bei der sich leibliche Eltern und Adoptiveltern nie begegneten, wurden im Extremfall sogar geklaute Kinder vermittelt.

So fand eine südkoreanische Mutter ihre Tochter nach 40 Jahren Suche dank einer DNA-Analyse in den USA. Aber: «Meine Tochter glaubt noch immer, ich hätte sie verkauft. Ihre Adoptiveltern haben als Beleg dafür sogar eine Quittung.»

Frieden im geschriebenen Wort

Wegen solchen Missständen fordert Jans das eingangs erwähnte Adoptionsverbot. Nationalrat Stefan Müller-Altermatt hofft auf eine andere Lösung: «eine zentrale Vermittlungsstelle und die Beschränkung auf Länder, die rechtsstaatlich agieren.» 

Bekks Allemann hat ihre Erfahrungen nun in Buchform niedergeschrieben: «Ich habe so mit gewissen Sachen abgeschlossen. Aber das ist ja auch Frieden finden, oder?»

SRF info, 31.8.2025, 21:05 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel