Bis sich eine Sprache in einem Land als offizielle Landessprache etabliert, braucht es viel Zeit. Der Prozess erstreckt sich oft über mehrere Jahrhunderte.
Dass Französisch in der Schweiz zu einer offiziellen Landessprache wurde, hat vor allem mit der Nähe zu Frankreich zu tun. Im Spätmittelalter – also etwa vom 13. bis zum 16. Jahrhundert – sprachen die Menschen in der Westschweiz Patois, eine franko-provenzalischen Sprache. Regional gab es damals sehr unterschiedliche Dialekte.
Bücher verjagen das Patois
Mit der Verbreitung des Buchdrucks verbreitete sich Französisch in der Region als Schriftsprache. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Schulpflicht eingeführt wurde, nahm die Zahl der Patois-sprechenden Menschen schnell ab. An der Schule war Französisch Unterrichtssprache.
Kinder, die in der Schule Patois sprachen, wurden bestraft. Patois galt als bäurisch und hinterwäldlerisch, während Französisch als die Sprache der Gebildeten angesehen wurde.
Patois adé?
In der Bundesverfassung wurde Französisch neben Italienisch und Deutsch 1848 als offizielle Landessprache definiert. Rätoromanisch folgte im Jahr 1938. Davor war die Schweiz offiziell nur deutschsprachig.
Bis ins 20. Jahrhundert sprachen dennoch in der Westschweiz viele Menschen Patois. Die Standardsprache Französisch verdrängte aber das Patois irgendwann komplett. Heute gibt es nur noch einige wenig Hundert Menschen, die Patois sprechen.