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«SRF Kids Reporter:in» Uno, Monopoly, Yatzy: Wie entstehen solche Spiele?

Uno, Eile mit Weile oder Leiterli-Spiel: Wir lieben Spiele aller Art! Du auch? Dann hör bei «SRF Kids Reporter:in», wie ein Profi Spiele entwickelt. Was macht ein gutes Spiel überhaupt aus?

Reporterin Annie sitzt zusammen mit Lukas vor einem aufgebauten Spielfeld.
Legende: Spielautor Lukas erzählt von seiner Spielidee «Nelly» Die Idee für das Spiel «Nelly» hatte Lukas und seine Brüder auf einer Reise in Afrika, wo er echte Nilpferde und Wasserschildkröten beobachtet hat. SRF

«Stoppschild, Kaktus, Pferd» – SRF Kids Kinderreporterin Annie (11) haut die Begriffe beim Spiel Dobble so schnell raus, dass Moderatorin Luana gar nicht mehr nach kommt. Die beiden befinden sich im «Drachenäscht». Dies ist ein grosser Spieleladen in der Berner Altstadt. Für Annie ein wahres Paradies. Denn sie liebt es, mit Familie oder Freund:innen Spiele zu spielen.

Monopoly, das Leiterli-Spiel oder Uno sind nur einige von Annies Lieblingsspielen. Und auch sonst sind Gesellschaftsspiele bei Jung und Alt auch heute noch sehr beliebt. Drei Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer spielen regelmässig Karten- und Brettspiele. Deshalb dreht sich dieses Mal bei «SRF Kids Reporter:in» alles um diese Frage:

Wie entsteht ein Spiel?

Das finden die beiden im besagten «Drachenäscht» heraus. Dort treffen sie auf Lukas Frei. Er ist Spielautor. Zusammen mit seinen beiden Brüdern entwickelt er neue Spiele - die Gebrüder Frei. Doch wie erfindet man eigentlich ein Spiel? «Es gibt dafür verschiedene Ansätze», erklärt Lukas. Einige Spielautor:innen gehen sehr analytisch vor und legen sich von Anfang an auf eine bestimmte Spielart fest, die sie entwickeln möchten. Lukas und seine Brüder haben jedoch einen anderen Ansatz: Sie denken sich zuerst eine Geschichte aus und bauen diese dann in ein Spiel um.

Was ist ein:e Spielautor:in?

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So wie Buchautor:innen Bücher schreiben, entwickeln Spielautor:innen Spiele. Dabei liegt ihr Fokus auf dem Erfinden und Gestalten von Gesellschaftsspielen . Sie überlegen sich, worum es in einem Spiel gehen soll und wie dieses aussehen und gestaltet werden soll. Sie schreiben auch die Spielanleitungen und sorgen dafür, dass beim Spiel möglichst viel Spass und Spannung entsteht. Solche Menschen werden oft auch als Spieleentwickler:innen bezeichnet. Das ist aber eigentlich falsch, weil Spielentwickler:innen nennt man eigentlich nur diejenigen, die Computerspiele programmieren und gestalten.

Von der Idee zum fertigen Spiel

Oft lässt sich Lukas von alltäglichen Situationen oder interessanten Geschichten inspirieren, die ihn auf eine neue Spielidee bringen. «Ich habe auf einer Reise in Afrika Wasserschildkröten beobachtet, die auf den Rücken eines Nilpferdes geklettert sind. Das hat mich auf eine neue Spielidee gebracht», erzählt er.

Die verschiedenen Elemente der Geschichte, wie Figuren oder Gegenstände, skizzieren die drei Brüder dann zunächst auf Papier. Anschliessend testen sie das Spiel mit gebasteltem Spielmaterial. Neue Ideen werden erneut skizziert und Änderungen vorgenommen, bevor das Spiel nochmals getestet wird. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis das Spiel ausgereift ist.

Was macht ein gutes Spiel aus?

Das Schönste am Spielen ist ja eigentlich die Schadenfreude.
Autor: Luana Moderatorin SRF Kids

Schadenfreude bedeutet, dass sich jemand darüber freut, wenn einem anderen Spieler im Spiel etwas Schlechtes passiert. Das kennst du bestimmt vom Uno-Spiel, wenn du deinem Spielgspänli eine Zieh-Vier-Karte aufbrummst. Deine Mitspielerin muss wegen dir vier Karten auf die Hand nehmen und ärgert sich. Du hast dadurch bessere Chancen, zu gewinnen.

Die Schadenfreude von dem einen Spieler und der Ärger des anderen dürfen nur so gross sein, dass man immer noch Lust hat, weiterzuspielen. Ansonsten macht das Spielen keinen Spass mehr.
Autor: Lukas Frei Spielautor

Die Schadenfreude, von der Lukas spricht, kann in ganz vielen verschiedenen Spielarten entstehen. Zum Beispiel gibt es Eroberungsspiele , wo man Dinge für sich beanspruchen muss, um zu gewinnen. Das kennst du vielleicht von Monopoly, wo man möglichst viele Strassen kaufen muss. Bei Ausbreitungsspielen , wie Carcassonne oder Siedler von Catan, muss man sein eigenes Land möglichst gross aufbauen. Es gibt noch viele weitere Spielarten, bei denen man sich spielerisch bekämpfen, oder duellieren muss, sich etwas merken muss oder Muster erkennen kann.

Macht und Gier im Spiel

Anhand der Namen dieser Spielarten kann man auch Gefühle wie Herrschaftsanspruch, Machtgier und Kampflust bekommen. Das spielerische Bekämpfen und Überlisten der anderen Spieler:innen kann ein Ventil für solche eher negativen Eigenschaften sein. Schadenfreude und ähnliche Gefühle können also als natürlicher Teil des Spiels angesehen werden. Sie tragen zur Spannung und Herausforderung bei, die viele Menschen an Gesellschaftsspielen schätzen. Wichtig ist jedoch, dass diese Gefühle im Rahmen des Spiels bleiben und nicht in das reale Leben übergreifen. Das Bewusstsein darüber, dass es sich um ein Spiel handelt, hilft dabei, diese Grenze zu wahren.

Lukas zeigt Annie verschiedene Skizzen von einer Spielidee
Legende: Erste Entwürfe eines Gesellschaftsspiels Ein Spiel zu entwickeln, beginnt mit vielen kleinen Bleistiftskizzen auf Papier. SRF

Lukas: ein leidenschaftlicher Spieler und Autor

Lukas Lieblingsspiel, Siedler von Catan, ist auch der Grund, warum er überhaupt mit dem Spieleerfinden begonnen hat. Ganz verbissen haben Lukas und seine zwei Brüder das Spiel gespielt. Einmal war dann aber ein Bruder krank und sie konnten nur noch zu zweit spielen. Weil man Siedler von Catan eigentlich nur zu dritt spielen kann, mussten die zwei das Spiel so umbauen, dass es auch zu zweit funktioniert. So sind die Brüder Frei praktisch aus Zufall auf ihren Beruf als Spielautoren gestossen.

Mittlerweile gibt es aber auch einen Studiengang an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), bei dem man das Spieleentwickeln lernt. Was Lukas am besten an seinem Beruf gefällt, ist die Vorfreude und Faszination, die bei der Ausarbeitung einer Spielidee entsteht. Ganz besonders ist für ihn auch der Moment, wenn das fertige Spiel ankommt und er es mit seinen Brüdern das erste Mal auspacken kann.

Es macht mega Spass, einfach das spielen zu können, was man selber auch wirklich lustig oder spannend findet.
Autor: Lukas Frei Spielautor

Annie findet es schön, dass man mit einem Spiel anderen eine Freude bereiten kann. «Das Spielen verbindet Menschen jeden Alters und hin und wieder tut auch ein wenig Schadenfreude gut», findet sie. Bei Annie Zuhause liegen sehr viele Spiele im Schrank. Auch im «Treff» haben viele Kinder uns ihre Lieblingsspiele gezeigt. Schau es dir an:

So spielen die Kinder aus dem «Treff»

Was bleibt Annie vom Gespräch mit Lukas Frei am meisten in Erinnerung? «Es ist gar nicht so schwer, ein Spiel selbst zu entwickeln», fast sie zusammen. «Eigentlich kann das jede und jeder machen.»

Hab Mut zur Idee!

Das Wichtigste ist, einfach mit deiner Idee zu starten, die einzelnen Spielbestandteile zu skizzieren und den Mut zu haben, verschiedene Dinge auszuprobieren und drauflos zu spielen. Auch SRF Kids hat sich der Herausforderung gestellt und ein eigenes Spiel entwickelt. « SRF Kids – Next Level » heisst die Gameshow für Kinder. Wenn auch du eine tolle Spielidee für «SRF Kids – Next Level» hast, kannst du sie uns zuschicken und vielleicht wird deine Idee sogar Teil der nächsten Staffel!

Podcast SRF Kids Reporter:in

Jede Folge ein neues Abenteuer! SRF Kids geht mit Kindern auf spannende Reportagen in der ganzen Schweiz. Und du bestimmst, wohin die Reise geht.

Weitere Audios und Podcasts

SRF 1, «SRF Kids im Radio», 17.08.2024, 19:00 Uhr ; 

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