Die Schauspieler vom «Trio Infernale» könnten kaum unterschiedlicher sein. Thomas U. Hostettler ist ein exzentrisches Kraftbündel. Nils Torpus eher der Typ stiller Beobachter, Herwig Ursin ein spitzbübischer Träumer.
Vor dreissig Jahren haben sie sich an der Schauspielschule Bern kennengelernt und sind Freunde geblieben. Inzwischen haben sie Familie, blicken zurück auf Theaterkarrieren und nach vorn in eine ungewisse Zukunft.
Sehnsüchte älterer Herren
Sie haben die 50 hinter sich und stellen sich grossen Fragen. Zum Beispiel, was man im Leben noch will.
Das fragen sich auch die drei Protagonisten in John Cassavetes Film «Husbands» aus dem Jahr 1970. Der plötzliche Tod des vierten Freundes bringt die über Jahre gewachsene Dynamik ins Wanken. Das «Trio Infernale» leiht sich diese Grundsituation und erforscht in seinem Stück «Ehemänner» ein weites und durchaus holpriges Feld.
Es geht auf der Bühne des Berner Schlachthauses um Männlichkeit, Frauen und Sex, Kinder und Familienpflichten. Und es geht um den grossen Durst – diese unstillbare Sehnsucht nach Leben. Es sei eine komplette Dekonstruktion des Mannes, sagt Schauspieler Nils Torpus. Schonungslos, aber auch liebevoll.
Freunde auf und abseits der Bühne
«Wir lachen auf der Bühne über uns selbst. Nur so kommen wir an die tieferen Gefühle heran.» Wenn man sich so gut kennt, gibt es eine eingeschliffene Dynamik. «Genau dem wollten wir uns auch stellen», sagt Nils Torpus. «Aber aus unserem eigenen Leben selbst entsteht noch kein Stück».
Johannes Dullin ist als Mitkreierender und Regisseur ein Glücksfall für dieses Projekt. Er ist zehn Jahre jünger, selbst Performer und er weiss, wie er das Potenzial der befreundeten Schauspieler auf der Bühne krachen lassen kann.
«Bei einem Paella-Essen habe ich beobachtet, wie die drei rumalbern und was zwischen ihnen abgeht», erzählt er. Daraus sind Skizzen entstanden, die der Regisseur mit in die Stückkreation gebracht hat.
«Es ist frappant, wie er unsere Konstellation gecheckt hat», meint Nils Torpus. Es sind massgeschneiderte Figuren, die Johannes Dullin den drei Schauspielern auf den Leib geschrieben hat, nahe dran an ihren Charakteren und doch zugleich Fiktion.
Die Hauptrolle im Theaterstück «Ehemänner» spielt allerdings die Freundschaft schlechthin. Was zeichnet beste Freunde aus und was geschieht zwischen Männern, die sich nahe sind?
Männerfreundschaften anders beleuchtet
«Mehr als die ‹reine Männlichkeit› interessiert mich die Zwischen-Männlichkeit», sagt Regisseur Johannes Dullin und ergänzt, dass der Penis im Stück nicht so gut wegkommt. Das Stück sei auch ein Versuch, ein breites Spektrum von Männlichkeit abzubilden.
Dazu gehören der Kontrollverlust und das besoffene Rumgrölen genauso wie die Verzweiflung über eine kaputte Ehe oder die Ohnmacht angesichts der eigenen Endlichkeit.
«Der Tod ist wie eine Wunde, aus welcher der Kosmos in allen Farben schillert», fasst Regisseur Johannes Dullin zusammen, was das Stück «Ehemänner» auf der Bühne auch und nicht zuletzt sein soll: eine pralle, rauschhafte Ode an das Leben.