Der Verwaltungsrat der Theatergenossenschaft hat den 48-jährigen Deutschen Andreas Beck zum neuen Leiter des Theater Basel gewählt. Der studierte Theaterwissenschaftler leitet seit sechs Jahren das Schauspielhauses Wien und war davor an grossen Theatern als Dramaturg tätig. Seinen neue Arbeit in Basel als Vollzeit-Intendant wird er auf die Spielzeit 2015/16 hin antreten.
Beck wird Nachfolger des abtretenden Georges Delnon, der nach Hamburg an die Staatsoper wechselt. Die Findungskommission und der Verwaltungsrat hätten Beck nach einer einjährigen Suche einstimmig erkoren, teilte das Theater Basel am Donnerstag mit. Ins Pflichtenheft schreiben sie Beck unter anderem gleich einen «künstlerischen Aufbruch in allen drei Sparten». Das dürfte auf das Schauspiel zielen, das zuletzt in der Kritik stand.
Faszinierende Vorstellungen
Das Theater Basel lobt, Beck denke «auf erfrischende Weise in spartenverbindenden und zukunftsweisenden Strukturen, ohne dabei den Respekt vor den einzelnen Sparten vermissen zu lassen». Er habe die Kommission mit faszinierenden und realistischen Modellen für das Theater Basel als «wichtigstes Dreispartenhaus Europas» überzeugt.
Sie verweisen auch auf Becks Netzwerk und seine bisherigen Erfolge, insbesondere in Wien. Neben seinen Kenntnissen im Schauspielbereich sei Beck auch ein ausgewiesener Kenner der Opernlandschaft und des zeitgenössischen Tanzes. «Seine faszinierend klaren inhaltlichen Vorstellungen, der souveräne kommunikative Auftritt, die gedankliche Genauigkeit und ein geistvoller Charme charakterisieren Andreas Beck», schreibt das Theater Basel. In Wien sei er sehr beliebt bei Personal wie Publikum.
Einen eigenen Stil einbringen
1965 in Mülheim an der Ruhr geboren, wuchs Beck in Frankfurt auf. Er studierte Kunstgeschichte, Soziologie und Theaterwissenschaften in München und Bologna. In Bologna habe ihn Umberto Eco geprägt, als Assistent am Wiener Burgtheater dann Claus Peymann, sagte Beck. Weitere Stationen waren Stuttgart und
Hamburg; zudem übersetzte er freiberuflich aus dem Englischen und
Italienischen.
Eigene Inszenierungen von Andreas Beck sind derzeit in Basel nicht geplant. Sein Vertrag läuft über fünf Jahre, also bis 2020. Beck verspricht vorsichtig, zwar nicht das Theater neu erfinden zu wollen, aber schon seinen eigenen Stil einzubringen und junge Autoren und Komponisten fördern zu wollen. Die Sparten mehr
zu verbinden sei «Herausforderung für die Zukunft» – Schauspiel, Oper und Ballett sollten doch mehr teilen als Kantine und Fundus.
Als «spezielle Herausforderung» bezeichnete er seine Absicht, «die Oper neu über das Schauspiel zu denken». Er komme zwar von einem Nischenhaus jetzt an ein grösseres Dreispartentheater, aber er habe in Wien in Konkurrenz zu den Grossen wie dem Burgtheater auch ein klares Branding für das Schauspielhaus geschafft.