Alicia Gouveia ist gebürtige Brasilianerin. Das Nachwuchstalent ist gerade mal 14 Jahre alt. Bereits mit 13 zog sie aus, um Tänzerin zu werden. Anfang 2013 gewann die Südamerikanerin bei einem Wettbewerb in Berlin ein Stipendium und entschied sich für die Ballettschule Theater Basel. Dazu Alicia: «Diese Schule ist für mich perfekt. Wir sind rund 50 Schülerinnen und Schüler in der professionellen Theaterklasse. Hier ist man keine Nummer. Die Lehrerinnen und Lehrer kennen die Namen, unsere Biografien. Das ist nicht selbstverständlich. Der Umgang und der Unterricht sind sehr persönlich. Hier geht man auf unsere individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten ein.»
In ihrem Heimatland sah Alicia für sich keine Zukunftsperspektive. In Brasilien wird der Tanz nicht staatlich unterstützt. «Bei uns zuhause zählt der Sport. Es gibt vielleicht ein, zwei Ballettcompanien und die sind nicht wirklich gut. Hier habe ich viel grösseren Chancen, später einen Job zu ergattern.»
Tänzer aus der ganzen Welt
Früher erging es tanzbegeisterten Schweizerinnen und Schweizern wie Alicia. Wollten sie ihr Hobby zum Beruf machen, mussten sie ins Ausland. Und das, obwohl die Schweiz als Land des Tanzes längst einen ausgezeichneten Ruf genoss. Lausanne, Genf, Zürich, Basel: Jede Stadt war und ist Heimat eines renommierten Ensembles. Seit über einem Jahrzehnt sorgt die Schweiz nun auch für adäquaten Nachwuchs. Jugendliche aus der ganzen Welt starten hier ihre Karriere.
Seit einem Jahr können Tanzschüler in Basel ihre Ausbildung nun auch mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis abschliessen. Die Kaderschmiede ist zudem Partnerschule des «Prix de Lausanne». Eine begehrte Auszeichnung. «Ja, wir haben es geschafft. Und ich sage: Wir!», erklärt Amanda Bennett, Leiterin der Ballettschule Theater Basel und künstlerische Leiterin des «Prix de Lausanne».
Enge Zusammenarbeit von Schule und Theater
Einzigartig in der Schweiz: Die Ballettschule in Basel ist integraler Bestandteil des Theaters. Zwischen Ausbildungsstätte und Companie findet ein reger Austausch statt. Die Studentinnen und Studenten haben ihre Vorbilder stets vor Augen, erleben den Alltag der Profis hautnah mit. Schulaufführungen finden auf der grossen Bühne statt. Die ganze Infrastruktur, der ganze Apparat steht dem Nachwuchs zur Verfügung: Bühnentechnik, Licht, Maske und Kostümabteilung. Alicia: «Das ist alles enorm aufregend. Ich habe noch nie zuvor eine so grosse Bühne gesehen. Wenn ich darauf tanze, habe ich gar nicht mehr das Gefühl, Studentin zu sein. Dann fühle ich mich bereits als Profi.»
Die Zuschauer der diesjährigen Galavorstellungen am Ende der Saison waren wohl derselben Meinung. Alicia tanzte solo und Pas de Deux und erntete für ihre Auftritte grossen Applaus. Es ist anzunehmen, dass sie sich in Zukunft einen Vertrag in einem angesehenen Ensembles ergattern wird – wie es bereits einige ihrer Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren geschafft haben.
Hauseigener Nachwuchs
Jivan Barseghyan, der bei der diesjährigen Galavorstellung ebenfalls faszinierte, wird nächste Spielzeit beim Ballett Basel tanzen. Während der Dreharbeiten von SRF diskutierte Ballettdirektor Richard Wherlock mit Amanda Bennett noch über diesen möglichen Schritt.
Nun ist der Vertrag unter Dach und Fach. Jivan ist somit der vierte Schüler, der es in Wherlocks Companie geschafft hat. Ein weiterer Vorteil, dass die Schule im Theater selbst beheimatet ist.