Was von dieser Inszenierung bleibt, sind starke Bilder: eine Ästhetik, die sich die Propaganda der SVP zum Vorbild nimmt, krasse Darstellungen von Fremden, Massenchöre. Volker Lösch schöpft aus dem Vollen und weiss dabei mit wirkungsvollen Theatermitteln umzugehen.
In stark formalisierten Szenen bringt er den Text von Frisch als eine Art Horror-Comic auf die Bühne. Biedermann ist dabei ein geschniegelter, gutherziger Dummkopf; die Brandstifter sind unverschämte, unzivilisierte Ausländer, die Iwan und Carlos heissen. Beides Namen alter Bekannter aus den Medien. So sieht die Angstphobie aus, die die SVP nicht müde wird als reale Bedrohung zu beschreiben. Volker Lösch nimmt sie beim Wort und verlängert ihre Logik in die Groteske, und überholt damit Frischs Text von rechts.
Theater aus der Betroffenheit
Doch der Umdeutung und Drastik nicht genug: Zwei Chöre treten in Basel auf. Laienchöre hat Volker Lösch in den letzten Jahren schliesslich zum Markenzeichen seines Theaters gemacht. Den einen, den Chor der Feuerwehrmänner, gibt es schon bei Max Frisch. Er warnt die Bevölkerung. Auch hier geht Volker Lösch einen Schritt weiter: Sein Feuerwehrchor zündelt selbst. In graugeschniegelten Anzügen rappen da Studierende der Hochschule der Künste Bern und verbreiten ein Parteiprogramm, das über den Ausschluss von allem Fremden den Erhalt des Paradieses propagiert.
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Die fatalste Setzung in dieser Inszenierung aber ist der zweite Chor: Ein Chor von «AusländerInnen, PapierlischwyzerInnen, MigrantInnen, Flüchlinge, Einwanderer und Einwanderinnen, Second@s, NichtschweizerInnen etc.», so das Programmheft. Vierzehn Männer und Frauen (Theaterlaien) in Alltagskleidern, kulturell gut durchmischt, sympathisch, erzählen von ihren Fremdheitserfahrungen: Dass sie gern in der Schweiz sind; dass sie sich mehr Menschlichkeit hier wünschen; dass sie nicht wollen, dass die Schweizer Angst vor ihnen haben.
Wie man Menschen zu Ausländern macht
Die Funktion dieses Chores ist eindeutig und eindimensional: Er soll die «Realität» präsentieren. Das Gegengewicht zu den Horrorfiktionen auf der Hinterbühne. Das mag redlich und emotional nachvollziehbar sein. Ästhetisch und politisch aber ist es fragwürdig. Denn im Kern übernimmt da der Abend die Argumentation der Politik, die er kritisieren will, auch wenn er die Vorzeichen ändert. Menschen werden zu Ausländern gemacht und instrumentalisiert.
Das ist ärgerlich, zumal die Inszenierung den Anspruch, aufrütteln und aufklären zu wollen, wie ein politisches Banner vor sich her trägt. Zusehends verkommt diese klare Haltung aber zu einer reinen Pose des Protests. Diese freilich kommt in starken Bildern daher.