Araminte ist eine reiche Witwe – zu Marivaux' Zeiten heisst das: eine selbstständige Frau –, Dorante ein armer Kerl. Obwohl er aus gutem Haus kommt – und gut aussieht. Seine «bonne mine», sein hübsches Gesicht, ist sein Vermögen.
Einer sieht das ganz klar: Dubois. Früher, als Dorante noch Geld hatte, war er sein Diener, jetzt arbeitet er bei Araminte. Und er setzt sich in den Kopf, Araminte in Dorante verliebt zu machen. Eine Herausforderung.
Huppert kreist in Arabesken über die Bühne
Alles wird sich der Liebe beugen müssen: Araminte ist stolz, sie ist die Vernunft in Person, sie ist reich. Das alles ist ein Panzer, mit dem Araminte sich umgibt. Schauspielerin Isabelle Huppert macht von Anfang an deutlich, dass dabei etwas fehlt. Sie kreist um sich, sie sucht. In merkwürdigen Arabesken schlenkert sie über die Bühne, greift zum Champagnerglas, wechselt alle paar Auftritte die Roben. Sie sucht.
Die Leerstelle besetzt Dorante. Beim Schauspieler Louis Garrel ist er das pure Gegenteil dieser hektischen, quecksilbrigen Araminte. Ein eigensinniger Wuschelkopf, als käme er grad aus der Vorlesung von der Sorbonne nebenan.
Er hat diese Liebe, die er für ohnehin aussichtslos hält; er lässt sich in seinen Träumereien nicht beirren. Er taumelt, wenn er ihr zum ersten Mal begegnet, sie knickt auf ihren High-Heels ein. Er ist blockiert in sich selber, sie versucht, zunächst kokett, dann verliebt, ihm das Geständnis zu entlocken.
Ein Gefühlsexperiment läuft aus dem Ruder
Der Ausgang ist klar – spannend ist das Wie: Wie sich Araminte ihrer Liebe bewusst wird. Wie sich die beiden Liebenden verpassen, bis sie endlich regelrecht ineinander stolpern.
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Sie stürzen, sie fallen – die Geständnisse, die kalkulierten Strategien sind falsch; die Gefühle, die sie auslösen, sind echt. Keiner kann das so vielschichtig und fein aus Theaterfiguren herausarbeiten wie Luc Bondy.
Araminte realisiert ihre Liebe: Mehr ereignet sich in zwei Stunden nicht. Aber das ist atemraubend.