Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Bühne «Das Luftschiff» – ein burleskes Spektakel unter freiem Himmel

Thomas Hürlimann ist zurück – mit einem Stück fürs Freiluftheater. «Das Luftschiff» handelt vom Innerschweizer Franz Josef Bucher, der Ende 19. Jahrhundert mit Hotelbauten und Bergbahnen den Schweizer Tourismus prägte wie kaum ein anderer.

Franz Josef Bucher hatte mit seiner «Schweizerischen Hotelgesellschaft» zu Beginn des 20. Jahrhunderts das grösste Hotelunternehmen der Welt. Er verstarb jedoch unerwartet 1906 kurz vor einer Hoteleröffnung in Kairo an einem Herzinfarkt.

Thomas Hürlimann nimmt in seinem neuen Stück «Das Luftschiff» Bruchstücke aus Buchers Biografie und verdichtet sie zu einem opulenten, burlesken Spektakel. Die Uraufführung des Stückes hat er hautnah im Publikum mitverfolgt.

SRF: Das Wetter hat gehalten, der Schlussapplaus war riesig. Sind Sie erleichtert?

Thomas Hürlimann

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: keystone

Thomas Hürlimann wurde 1950 in Zug geboren. 2000 und 2007 war er für die Bearbeitung des Einsiedler Welttheaters tätig. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Novellen «Das Gartenhaus» und «Fräulein Stark» sowie die Romane «Der grosse Kater» und «Vierzig Rosen». «Das Luftschiff» wurde mit dem Theaterpreis der Zentralschweiz ausgezeichnet.

Thomas Hürlimann: Sehr erleichtert, ja. Wovor ich als Autor immer Angst habe ist, dass die Leute nicht zuhören. Dass das Stück das Publikum nicht packt. Deshalb setze ich mich auch immer ins Publikum: Ich will es selber spüren, am eigenen Leib. Ich habe es schon mal mitbekommen, wie das Publikum ein Stück nicht angenommen hat: Da habe ich zwei Kilo verloren, rausgeschwitzt wie in der Sauna. Heute Abend habe ich überhaupt nicht geschwitzt. Ich habe gemerkt: Sie kommen und hören zu. Das ist natürlich toll.

Zuweilen musste ich schmunzeln, der böse Humor, der Klamauk: Das Stück und auch die Inszenierung haben mich an einen grossen, anderen Schweizer Dramatiker erinnert, an Friedrich Dürrenmatt. Zufall?

Nein, glaube ich nicht. Das ist die Tradition, aus der wir alle kommen. Dürrenmatt hatte gesagt, dass das Schweizer Theater nie ein höfisches Theater gehabt habe, kein Burgtheater und keine Könige und Herrscher, die ein Theater hingestellt und eine Theatergruppe betrieben haben. Bei uns kommt das Theaterspiel aus dem Volk, es ist eine demokratische Angelegenheit. Und wie bei Dürrenmatts «Besuch der alten Dame» die Bäume mitspielen, spielt hier eine Geiss mit, die aus den Höhen kommt, die man hier sieht. Aus diesem Biotop hat das Schweizer Theater immer gelebt und wird es hoffentlich auch weiter leben.

Welches ist für Sie der tiefere Sinn des Stücks?

Kurz gesagt wollten wir zeigen, wie ein Traum entsteht und wie er auch wieder verglüht.

Sie haben sich monatelang mit der Figur Franz Josef Bucher beschäftigt. Ist er Ihnen nahe gekommen?

Bis zu einem gewissen Grad. Als Autor muss man natürlich auch Luftschiffe bauen. Man versucht, Träume lebendig werden zu lassen. Man erlebt dabei, genauso wie Bucher, wunderbare Aufschwünge, aber genauso Abstürze.

Veranstaltungshinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Das Freilufttheater «Das Luftschiff – Komödie einer Sommernacht» ist noch bis am 15. Juni in Triebschen (LU) zu sehen.

Es gibt noch eine andere Parallele zwischen Ihnen und Bucher. Bucher kommt im Stück nach vielen Jahren im Ausland wieder nach Luzern zurück. Auch Sie sind nach vielen Jahren wieder in die Heimat zurückgekehrt. Zufall oder gewollt?

Das stimmt: So bin ich eigentlich auf den Stoff gekommen, darüber wollte ich schreiben. Man kehrt zurück und wie es das schöne französische geflügelte Wort sagt: «On ne revient jamais» – man kehrt nie zurück. Weil die Welt ist eine andere geworden. Man nimmt sie mit im Heimweh, und im Moment der Rückkehr stellt man fest, dass man im Heimweh eine ganz andere Welt geformt hat.

Sie haben sich aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Jahren mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurück gezogen, ihr letzter Roman wurde vor neun Jahren publiziert, das letzte Stück ungefähr vor acht Jahren. Wird man jetzt wieder mehr lesen und sehen von Ihnen? Ist das ein Comeback?

Ja, bis zu einem gewissen Grad hoffe ich das natürlich. Ein Autor muss von Zeit zu Zeit auch leben und erleben, damit er den Stoff hat, um davon zu erzählen. Und vielleicht habe ich mich in den letzten Jahren, teilweise auch notgedrungen, mehr damit beschäftigt, neuen Stoff anzusammeln. Manchmal ist das Leben ganz ruhig und windstill und plötzlich kommen die Stürme auf. Ich hoffe jetzt, dass ich in aller Ruhe gewisse Projekte, die ich noch machen möchte, auch machen kann.

Meistgelesene Artikel