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Porträt
Legende: Sein Äusseres entspricht ganz dem des Zauberers: Gammenthaler im schwarzen, glänzenden Anzug mit geheimnisvollem Blick. Mirco Lederlechner

Bühne Der komische Zauber des Kabarettisten Michel Gammenthaler

Michel Gammenthaler war ursprünglich Zauberer. Dann hat er das Komische für sich entdeckt und wurde Kabarettist. Seine einzigartige Mischung aus beidem hat ihm 2010 den Kabarettpreis «Salzburger Stier» eingebracht. Aktuell ist er mit seinem Stück «Scharlatan» in Winterthur zu sehen.

Wer sich selber Scharlatan nennt, den muss wohl niemand fürchten. Oder vielleicht doch? Michel Gammenthaler wäre kein richtiger Zauberer, würde er tatsächlich die Tricks erklären, von denen im Laufe des Abends die Rede ist. Damit keine Missverständnisse aufkommen, gibt er schon zur Begrüssung den Tarif durch: «Ich spreche einfach von Leuten, die euch ein X für ein U vormachen.»

Sein neues Programm «Scharlatan» ist eine ganz eigene Mischung aus Zaubershow und Kabarettprogramm. Man könnte es auch als eine Tour d’Horizon durch die Welt der Falschspieler, Trickser und Betrüger bezeichnen. Einige von ihnen stellt Gammenthaler vor, indem er aus ihrem Leben erzählt und ihre besten Kniffe demonstriert.

Professionelle Zaubererkunst

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Im einem schwarz-schimmernden dreiteiligen Anzug steht er auf der Bühne, elegant und lässig und plaudert in verbindlichem Ton mit seinem Publikum. Ganz der Zauberer, der es gewohnt ist, nicht nur mit Karten und Tüchern zu tricksen, sondern auch mit Menschen. Er bittet eine Frau auf die Bühne, die einen Wunsch auf eine Karte schreiben und diese dann verbrennen soll. Beides tut sie vor allen Augen, aber natürlich weiss Gammenthaler trotzdem, was die sich Frau gewünscht hat. Bei einer zweiten Runde gelingt es ihm sogar, einen Zuschauer dazu zu bringen, die Gedanken einer anderen Zuschauerin zu lesen. Dieser staunt ebenso wie diejenige, die er angeblich durchschaut hat.

Seitenhiebe in alle möglichen Richtungen

Bei einem anderen Trick lenkt Zauberer Gammenthaler eine Jassrunde so, dass die Spielerin mit den schlechtesten Karten gewinnt. Dazu muss er wissen, welcher der drei Mitspieler gerade welche Karten in Händen hält. Auch hier sind die Mitwirkenden aus dem Publikum so verblüfft wie die übrigen Zuschauerinnen und Zuschauer.

Michel Gammenthaler bietet lupenreine Zauberkunst. Aber nicht nur: In den Kommentaren dazu verteilt er Seitenhiebe in alle möglichen Richtungen. Banker und Politiker beispielsweise rechnet er auch zu den Scharlatanen unserer modernen Welt. Aber auch Esoteriker bleiben vor seinem Spott nicht verschont.

Unverkrampfte Kommunikation mit dem Publikum

In seinen früheren Programmen verwandelte sich Michel Gammenthaler in eine ganze Reihe verschiedener Figuren; in «Scharlatan» bestreitet er den Abend insgesamt als er selber und verwandelt sich nur für kurze Momente in andere Personen.

Das tut der Wirkung der Aufführung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Durch die unverkrampfte Kommunikation mit dem Publikum fühlt sich jeder und jede im Saal angesprochen und staunt umso mehr, wenn auf der Bühne wieder etwas passiert, was nicht zu erklären ist.

Michel Gammenthaler gelingt mit «Scharlatan» ein Abend zwischen Lachen und Staunen. Nach der Vorstellung sind denn auch viele der Zuschauer felsenfest davon überzeugt, dass die Mitwirkenden aus dem Publikum nicht echt gewesen sein können. Andererseits wurden doch schon sehr viele Zuschauer auf die Bühne gebeten.

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