Die Welt ist zweifellos komplex. Wer sich in der Öffentlichkeit bewegt, wer twittert oder auch nur seine Cumuluskarte vorweist, wird knallhart registriert. Was das für Folgen hat, wird in den Medien, der Politik und nun auch auf der Bühne verhandelt. Das Bühnenbild zeigt einen Container, dessen Wände heruntergeklappt werden und der den Blick freigibt in eine mit Geranien und Kühltruhe ausgestattete Einzimmerwohnung. Hier tummeln sich ein polnischer Bürger in Unterhemd, ein weiblicher Cyborg und eine blonde Aufsichtsbeamtin.
Die beiden Damen behaupten die Verhaftung des unbescholtenen Bürgers. Doch noch ehe jener sich über seine Gesetzesübertretungen informieren kann, steht schon ein Mittdreissiger mit Filzhut am Bühnenrand und klappt sein Laptop auf.
Es ist Volker Birk, ein Spezialist des «Chaos Computer Clubs», der eine bündige Einführung in das von der EU lancierte Forschungsprojekt «Indect» gibt.
Hacking live auf der Bühne
Die Performance setzt hier an und hinterfragt Herstellung, Verwendung, Zweck und Kontrolle von solchen bereits gängigen Informationssystemen. Der Vortrag als solcher wäre schon spannend genug, findet doch Hacking live auf der Bühne statt. Doch scheint das schweizerisch-polnische Theaterkollektiv dem Vorhaben nicht zu trauen und garniert die Hackanleitung mit Szenen, die das Erklärte illustrieren und ad absurdum führen.
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Da wird etwa eine Pizzabestellung zurückgewiesen, weil der Besteller vom System als Patient mit zu hohen Cholesterinwerten identifiziert wird. Da weist ein vermummter Spion das Publikum an, sämtliche Daten zu löschen und sogar Papierschnipsel auf verschiedene Mülleimer zu verteilen.
Horrorszenarien verpuffen ohne Wirkung
Die Performance «Against» ist ein eigenwilliger Stilmix aus Sozialsatire, Hackerseminar und rechtsstaatlichem Diskurs. Regisseur Nils Torpus findet spannende Ansätze zu einem brisanten Thema, doch finden die einzelnen Bestandteile nicht so richtig zusammen. Der Einsatz von Kameras entwickelt kaum Spannung, und apokalyptische Horrorszenarien verpuffen als Zitat.
So wirkt die Drohne, die am Ende über die Bühne schwebt, mehr wie ein lustiges Spielzeug als wie die berüchtigte Alltagswaffe im Zeitalter technischer Kriegsführung.