Ihre aufrechte Haltung zeugt vom Tänzerinnen-Dasein, der Ausdruck in den hellen Augen ist selbstbewusst. Cathy Sharp blickt der letzten Premiere ohne Wehmut entgegen. «Es ist sehr emotional, etwas geht zu Ende. Aber es ist auch eine grosse Freude, denn es ist eine runde Sache», sagt Cathy Sharp. Aufhören heisse für sie, dass sie alles erreicht habe, dass sie erfüllt sei.
Subventionen wurden eingestellt
Cathy Sharp kam 1973 nach Basel, um für den renommierten Basler Choreografen Heinz Spoerli zu tanzen. 1991 dann gründete sie ihre eigene Company. Das Konzept der Company war damals neu: zeitlich begrenzte, feste Engagements für freischaffende Tänzer. «Es ist eine sehr gute Form, um zusammenzuarbeiten», findet Cathy Sharp auch heute noch. «Aber vielleicht ist das Konzept inzwischen nicht mehr zeitgemäss. Viele Freischaffende wollen mit verschiedenen Gruppen gleichzeitig arbeiten.»
Dass sich die Company nun auflöst, hat mehrere Gründe. Die beiden Basel stellen auf Ende Jahr die Fördergelder ein. «Nach langem Überlegen haben ich und mein Company-Manager entschieden, dass es ein guter Moment ist, um aufzuhören.» Cathy Sharp will den Kampf um Gelder nicht mehr weiterführen. Über Kulturpolitik mag sie nicht sprechen, aber sie betont, dass die Subventionen in gegenseitigem Einvernehmen eingestellt worden seien.
Tanzstücke mit Persönlichkeiten und Inhalt
Es habe sich nie die Frage gestellt, ob die Company auch ohne sie weiter bestehen soll. «Die Vision ist zu persönlich», erklärt Sharp. Ihr war es stets ein Anliegen, dass Tanz nicht einfach schön anzuschauen, sondern auch ein Ausdrucksmittel ist. Die Amerikanerin will, dass die Tänzer ihre Persönlichkeiten und Eigenheiten mit auf die Bühne bringen. In ihren Stücken geht es ihr immer auch um Inhalt. Im Vorfeld eines Stückes recherchiert sie intensiv – und greift Themen auf wie moderne Kommunikation oder Geschlechter-Konstellationen.
Cathy Sharp tanzt schon ein Leben lang – und hört nicht auf
Das Stück «Untitled 2» wird im Kleinbasler H95 Raum für Kultur aufgeführt. Tanz und Kunst wirken hier zusammen: Drei schwarz gekleidete Tänzer bewegen sich vor tief roten Gemälden. «Man sieht Bewegung in den Bildern, die Tänzer und Tänzerinnen nehmen das in ihrer Choreografie auf», beschreibt Cathy Sharp. Weshalb die Kooperation? «Die Bilder haben mich einfach unglaublich inspiriert.»
Cathy Sharp hat ein Leben lang getanzt und choreografiert. Wie geht es nun weiter für sie, nach dem Aus des Ensembles? «Im nächsten Semester unterrichte ich an der Zürcher Hochschule der Künste klassischen Tanz. Ich freue mich wahnsinnig auf die neue Aufgabe», so Cathy Sharp. Und mit einem verschmitzten Lächeln fügt sie an: «So schnell bin ich nicht wegzuwischen.»
Sendung: Kultur Kompakt, 19. November 2014, 17.45 Uhr.