Es ist eine verunsicherte Schülerschar, kaum motiviert, zerrieben von jahrelangen Streitereien. Ausgerechnet sie haben sich die Choreografen Wilfried van Poppel und Amaya Lubeigt für ihr Tanzprojekt ausgesucht: 80 Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums in der baskischen Stadt San Sebastian, alle zwischen 14 und 16 Jahre alt.
Wer den Körper bewegt, bewegt die Seele
«Viele sagen uns: Mit diesen Jugendlichen kann man nichts machen. Wir sagen: Yes, we can!» Es klingt forsch und optimistisch, das Credo von Wilfried van Poppel. Kurz zuvor hat er dem Schülerhaufen eine Standpauke gehalten. Das dauernde Geplapper macht die Arbeit immer wieder zum unkonzentrierten Leerlauf.
Obwohl sie teils Mühe haben, über den eigenen Schatten zu springen, spüren die Jugendlichen die unmittelbare Wirkung der Arbeit mit dem Körper. Wer sich öffnen kann, erlebt den Tanz als direkte Verbindung zu seinem Inneren.
Ein bewegender Dokumentarfilm
Dass dies den meisten Jugendlichen gelingt, hat auch mit dem Charisma der beiden Choreografen zu tun, mit ihrer Erfahrung, Hingabe und mit ihrer enormen Energie. Sie sagen ihnen: «Tu nichts. Schau einfach nach vorn und leg die Hände an den Körper. Es fühlt sich an, als wärst du nackt. Wenn Leute zuschauen, noch mehr. Sie sehen dich so, wie du bist.»
Der bewegende Dokumentarfilm begleitet die Jugendlichen durch die Hochs und Tiefs ihrer Arbeit. Er schafft eine erstaunliche Nähe zu den Protagonisten und gewährt Einblick in das Seelenleben einer sonst eher verschlossenen Altersgruppe.
«Wer miteinander tanzen kann, kann miteinander leben»
Dabei ist «Five Days to Dance» nicht einfach ein weiterer Film über ein Tanzprojekt. Er wirft auch gesellschaftskritische Fragen auf, wenn etwa ein Lehrer das veraltete Bildungswesen kritisiert. Das Bildungskonzept gehe auf Ideen aus «napoleonischen Zeiten» zurück und sei wenig geeignet, die Schüler auf anstehende Herausforderungen vorzubereiten.
«Wer miteinander tanzen kann, kann miteinander leben», fasst Wilfried van Poppel die gemeinsame Arbeit zusammen. Es ist die Philosophie der beiden Choreografen und ein Plädoyer für Miteinander statt Gegeneinander, für Integration statt Ausgrenzung. Dafür steht im Film unter anderen Idoia, ein Mädchen mit Down-Syndrom. Es ist herzergreifend, wenn sie vor Glück strahlt, einfach, weil sie dazugehört. Ihre Anwesenheit wird für alle zum Geschenk.