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Bild 1 von 8. Die triumphierende Jüdin in Vivaldis «Juditha Triumphans». Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 2 von 8. Komponiert hat Vivaldi dieses Werk um 1716, als er Orchester- und Chorleiter am Ospedale della Pietà in Venedig war. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 3 von 8. Ayako Nakano (Judith) und Jorge García Pérez (Holofernes) in den Hauptrollen von Vivaldis «Juditha Triumphans». Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 4 von 8. Die Tänzerinnen des Balletts vermischen sich auf der Bühne mit den Sängerinnen und erzählen singend und tanzend von der schönen jüdischen Juditha. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 5 von 8. Juditha, die mutige Witwe, die sich ins Feldlager von Holofernes einschleicht und ihn umgarnt. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 6 von 8. Ein Triumph der Frauen über Männer: In Vivaldis «Juditha Triumphans» kommt es zum Geschlechterkampf. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 7 von 8. Wunderbares Tanzduo: Die Choreographie von Richard Wherlock begeistert. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
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Bild 8 von 8. Im Kampf: Die Tänzer des Theater Basels springen, zerren und stossen sich. Bildquelle: Theater Basel/Ismael Lorenzo.
Wenn der Vorhang sich hebt, herrscht auf der Bühne ein hoher Erregungszustand: offensichtliche Aggression. Die Tanzenden springen in panischer Angst in die Höhe, zerren und stossen sich. Das Volk der alten Hebräer ist in Not, denn Holofernes belagert im Auftrag des assyrischen Königs die israelische Stadt Bethulien.
Das Oratorium «Juditha Triumphans» komponierte Antonio Vivaldi auf der Grundlage des apokryphen biblischen Textes «Judith».
Waisen und blonde Perücken
Wir sehen streitende Frauen und Männer. Die Frauen in verwaschenen Röcken – denen man ansieht: Reich sind diese Leute nicht. Im Hintergrund, auf dem aus grauen Kuben zusammengesetzten Stadtwall thront siegesgewiss General Holofernes, eindrücklich getanzt von Jorge García Pérez. Links auf der Empore steht der Chor des La Cetra Vokalensembles, rechts die Solistinnen, alle in weissen, barocken Kostümen und blonden Perücken.
Es sind ausschliesslich Frauen. Das hängt damit zusammen, dass Vivaldi das geistliche Werk für seine Schülerinnen des Ospedale della Pietà in Venedig geschrieben hat, einer klosterähnlichen Institution für weibliche Waisen. Die jungen Frauen waren bekannt für ihr hohes musikalisches Können.
Grandiose Solistin
Ihr Können zeigt auch das Ballett-Ensemble des Theater Basel. Allen voran die Solistin Ayako Nakano in der Rolle der wohlhabenden, selbstlosen Witwe Judith. Ihre Schönheit wird Holofernes verführen. Nakanos Bewegungen sind wunderbar weich, und zupackend gefährlich, wenn sie Holofernes schliesslich das T-Shirt über den Kopf zieht und ihn erdrosselt.
Der Choreograf Richard Wherlock hat für die beiden Hauptfiguren zwei der schönsten Duos des Abends geschaffen: sinnlich und atmosphärisch packend. Unheimlich, wie die beiden «Liebenden» sich unter einem weissen Baldachin aneinander heranpirschen.
Geschlechterkampf überwiegt
Das Liebesnest wird zum Kampfareal. Bald ist klar: Hier wird entgegen dem gesungenen Text, die Geschichte des ewigen Geschlechterkampfs erzählt. Bethulien mag gerettet sein – was aber zählt, ist der Triumph der Frauen über die Männer. Das wirkt an den Haaren herbeigezogen und nimmt dem Drama die Spannung.
«Juditha Triumphans» bescherrt trotzdem einen schönen Abend: Der Dirigent Andrea Marcon und sein La Cetra Barockorchester samt Vokalensemble tragen das Schifflein durch die stürmischen Wogen und steuern es nach zwei Stunden triumphal an Land.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 17.03.2015, 07:15 Uhr