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Bühne Giuseppe Superstar - der steinige Weg zum Ruhm

Pliés und Pirouetten, Schauspielen und Singen: Hinter dem Können von Giuseppe Bausilio steht eiserner Wille. Der DOK-Film «Giuseppe – Superstar» von Marion Friedrich Honegger zeigt, was der junge Berner unternimmt, um sich an der Weltspitze zu halten.

«Es ist unglaublich, vor den Augen aller mit einer Limousine vorzufahren – so cool.» Giuseppe Bausilios dunkle Augen leuchten, ein breites Lachen überstrahlt sein Gesicht. Er geniesst das Blitzlicht auf dem roten Teppich sichtlich. Als einer von vier Jungen durfte der damals 12jährige Schweizer 2008 die Hauptrolle im Erfolgsmusical «Billy Elliot» tanzen – dies nicht etwa in seinem Wohnort, im 3000-Seelen Dorf Boll bei Bern, sondern am Broadway in New York.

Wie Billy Elliot, so ist auch Giuseppe Bausilio ein Junge, der alles dafür tut, um seinen einzigen Traum zu verwirklichen: Auf den grossen Bühnen der Welt zu schauspielern und zu tanzen. Der Regisseur des Musicals Stephen Daldry und der Schweizer UNO-Botschafter Paul Seger, der die Premiere in New York besuchte, sind sich einig: Giuseppe ist ein Ausnahmetalent. Er wird es weit bringen.

Ein Kampf um Leichtigkeit

Doch was bei Giuseppe auf der Bühne leicht, spielerisch und luftig aussieht, ist pickelhart erarbeitet und erfordert eiserne Disziplin. Diese hat er bei seinen Eltern Sonia und Alfonso gelernt, die zwei Ballettschulen in der Schweiz aufgebaut haben. Giuseppe tanzt, seit er denken kann, sechs bis sieben Mal die Woche, bis zu fünf Stunden täglich.

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Nun ist er in Amerika, versucht nach dem Engagement in «Billy Elliot» Fuss zu fassen – als Tänzer, aber auch als Schauspieler und Sänger. Seine Mutter begleitet ihn als Coach, der Vater bleibt in der Schweiz und führt weiterhin die beiden Ballettschulen in Boll und Bern. Doch das Pflaster von New York ist ein hartes und die Wohnungen teuer. Der Erfindergeist der Bausilios ist gefragt. 

Viele Verzichte für ein hohes Ziel

Giuseppes Ballett- und Schauspieltraining, die Suche nach weiteren Engagements und der Online-Schulunterricht fordern dem Jungen vieles ab. Und doch ist sein Auge immer starr nach vorne aufs Ziel gerichtet. Giuseppe lässt sich nicht abhalten, weder vom Heimweh nach dem Vater, noch von den vielen Absagen der Agenturen. Er kämpft tapfer, bleibt dabei aber bodenständig. Das schalkhafte, verschmitzte Lächeln und ein unbeugsamer Optimismus sind seine steten Begleiter. Ebenso scheint hier zu gelten, was auf der Bühne gilt: Hinter dem souveränen Lächeln steckt viel Ausdauer, Kraft, Schweiss und Blut.

Auch Sonia und Alfonso haben viel entbehrt für ihren Sohn. Streng, aber immer stolz und äusserst liebevoll unterstützen die beiden Giuseppe bedingungslos in seinem Streben. Doch was heisst dies für das Paar, das fortan ihre Beziehung über zwei Kontinente hinweg führen muss? Wie kommt ein Junge in der Pubertät damit zurecht, dass sein Vater als männliche Bezugsperson zwar immer wichtiger wird, aber im bernischen Boll lebt – mehrere Tausend Meilen entfernt?

Mit selbstgemachter Gesichtscreme Geld für Amerika gesammelt

Filmemacherin Marion Friedrich Honegger hat Giuseppe und seine Familie vier Jahre lang mit der Kamera durch Hochs und Tiefs begleitet. Die Arbeitschritte der Low-Budget-Produktion von der Recherche bis zu Schnitt und Kommentar hat sie alle selbst ausgeführt. Die Autorin war auf Anhieb beeindruckt von Giuseppes Ehrgeiz und seiner Disziplin. Da sie selber Ballett tanzte, wusste sie nur zu gut, wie viel Aufwand hinter einer solchen Karriere steht. 

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Ausschlaggebend dafür, den Film zu realisieren, sei besonders die Botschaft von «Billy Elliot» gewesen, die auch Giuseppe zu leben versucht: «Viele arbeiten irgendetwas, um Geld zu verdienen, würden aber eigentlich lieber etwas anderes machen», sagt Friedrich Honegger. «Oftmals ist dies finanziell nicht möglich, doch viele probieren es gar nicht erst», fügt sie an. Nicht so Giuseppe. In Boll habe er sogar Gesichtscremen hergestellt, um sich die Reise nach Amerika finanzieren zu können, erzählt Friedrich Honegger. Hier in New York kämpft er weiter. Schafft er es hier, schafft er es überall – so heisst es zumindest über New York.

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