Der Durchbruch von «Tr'espace» kam 2004. Da räumten Petronella von Zerboni aus München und Roman Müller aus dem aargauischen Sarmenstorf gemeinsam fünf Preise ab. Und zwar bei der «Oscarverleihung» der Zirkusleute, dem «Festival Mondial du Cirque de Demain» in Paris.
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Es folgte ein Angebot des berühmtesten Zirkus der Welt, dem «Cirque du soleil». Zerboni und Müller lehnten ab, da sie bei einem Engagement die Rechte an ihren artistischen Eigenkreationen verloren hätten. Die Eigenkreationen sind aber das grosse Kapital von «Tr‘espace».
Jonglage wird Maschinenkunst
Das Artisten-Duo überrascht seit 2002 mit Grenzüberschreitungen vom Zirkus zum Tanz, zum Theater, zur Performance. Jüngst nahm der Jongleur Roman Müller sogar die Unterstützung von Maschinen zu Hilfe. Robotik und Jonglage, das ist definitiv neu, und vielleicht nur durch die Herkunft der beiden Künstler zu erklären.
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Roman Müller hat eine abgeschlossene Mechanikerlehre in der Tasche, seine Bühnen- und Lebenspartnerin Petronella von Zerboni ist gelernte Schreinerin. Entwickelt haben sie ihr magisches Handwerk im Tessin, in der Dimitri Schule und später beim Circus Monti – der letztes Jahr übrigens ebenfalls den Schweizerischen Innovationspreis entgegennehmen durfte.
Das Diabolo als Sanduhr
«ArbeiT» heisst die nun ausgezeichnete Produktion von Roman Müller. Die Bühne, ein surrealistischer Maschinen-Traum. Riesige Palmwedelrippen, uralte Nähmaschinen mit Fusspedalen, umgebaute Fahrräder, an Jean Tinguely erinnernde Maschinen, viel Sand und ein Konzertflügel. Der Tänzer und Jongleur verfolgt hartnäckig das Ziel, den Künstler abzuschaffen. Dazu wird Klaviermusik von Bach gespielt.
Das Diabolo, dieses klassische Requisit jedes Jongleurs, das aussieht wie eine Sanduhr aus Gummi, ist das Leitmotiv der Performance. Die Zeit, die man insbesondere fürs Beschleunigen eines Diabolos benötigt, ist dem Künstler sichtlich zu schade, er lässt diese Arbeit Maschinen übernehmen. Wohl noch nie hat man künstlerische Arbeitszeit so poetisch visualisiert gesehen, wie in den beleuchteten Sandwasserfällen über Mühlrädern und Uhrwerken aus Diabolos.
Roman Müller gelingt es, die Geschichte der Arbeit alleine durch Variationen der Diabolo-Kunst zu erzählen: von der Spezialisierung, über die Automatisation bis zur Versklavung. Dafür bekommt er 2014 zurecht den Innovationspreis der Schweizerischen Künstlerbörse. Einen Preis übrigens, den man, wie es die Berliner «Bar jeder Vernunft» in einem ihrer Programmhefte auf den Punkt brachten, nur gewinnt, «wenn man das Göttliche mindestens einmal knapp gestreift hat».