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Gerade noch liess man sich von seiner jüngsten Produktion «piano forte» am Schauspielhaus Zürich verzaubern, und nun sitzt man vor dieser Publikation mit dem Titel «Umwege zum Konzert». Um es gleich vorweg zu nehmen: Querlesen oder sich mit dem Klappentext begnügen: Das funktioniert bei diesem Buch nicht.
Herausgegeben hat es die Dramaturgin Judith Gerstenberg, eine langjährige Wegbegleiterin Ruedi Häusermanns, ohne die seine Karriere kaum denkbar ist. Und schon der Titel ist präzis gesetzt: Umwege nämlich sind für den Komponisten und Theatermann Ruedi Häusermann ein künstlerisches Prinzip.
Dabei ist ihm als Mensch die Sesshaftigkeit wichtig. Vor 67 Jahren in Lenzburg geboren, lebt er immer noch dort. Dort hat er schon als Jugendlicher mit seinem Bruder eine Free-Jazz-Formation gegründet, der viele weitere Bands folgten. Dort lebt er mit seiner Familie. Dort entstehen auch heute noch die Kompositionen, die die Grundlage für seine Musiktheaterabende sind.
«Umwege zum Konzert» verschränkt Biographisches und Künstlerisches. Und so wird gerade im Rückblick eine Karriere lesbar, in der Zufälle und Anekdoten genauso wichtig sind wie eine fast obsessive Hingabe zur Kunst und zum Handwerk.
Humorvolles System aus Verweisen
«Umwege zum Konzert» ist kein Buch, das man von Anfang bis zum Schluss durchlesen kann. Wie die Theaterabende von Ruedi Häusermann ist die Publikation ein dramaturgisch kompliziert aufgebautes Werk aus Bildern, Texten und Verweisen. Einen der wichtigsten Hinweise gibt es dabei auf Seite 203: der Link und das Passwort zur hundertstündigen Klangspur.
Wobei sich auch hier die Herausgeberin gleich selbst korrigiert: Dass die Klangspur als hundertstündig angekündigt wird, sei nur der griffigen Etikettierung geschuldet. In Wahrheit sei sie viel länger.
Bei den Texten und Bildern gibt es jeweils Verweise auf die unterschiedlichen Tracks dieser Klangspur. Und so bewegt man sich durch eine multimediale Hypertextur und gerät beim Lesen und Hören in diesen einzigartigen Häusermann-Kosmos, den jeder für sich und jeder anders erleben wird.
Episoden über die Wahrnehmung
Dies zeichnet auch die Musiktheaterabende von Ruedi Häusermann aus. So präzis sie komponiert und inszeniert sind, so beiläufig kommen sie oft daher. Vor unseren Augen und Ohren entstehen neue Welten und Klänge, deren Sinnhaftigkeit sich oft erst später erschliesst und für die es nie nur die eine richtige Beschreibung gibt. Sich auf diese mentalen Wanderungen einzulassen, lohnt sich. Im Falle der neuen Produktion «piano forte» macht es sogar richtig glücklich.
Nun gibt’s das Programmheft zum Gesamtkunstwerk.