Ein neues Duo wird das kleine Theater im Zürcher Niederdorf prägen: Nach Rafael Sanchez und Barbara Weber übernehmen jetzt der Regisseur Peter Kastenmüller und der Dramaturg Ralf Fiedler die Leitung. Beide haben eine langjährige Theatererfahrung, in der Schweiz und in Deutschland.
Ort der direkten Begegnung
«Die Lage ist für mich ein wichtiges Indiz dafür, wie sich etwas präsentieren muss: Das Theater liegt in einem Dorf, es lebt von der unmittelbaren Begegnung. Es ist ein Theater, das einen besonderen Auftrag hat, das sich dem Experiment und dem besonderen Zugriff auf Stücke und Stoffe verschrieben hat. Und das war für uns Theatermacher ein sehr interessantes Feld», so Peter Kastenmüller. Er inszenierte in der laufenden Spielzeit Ingmar Bergmans «Das siebente Siegel» am Theater Basel.
Das Theater als Begegnungsort und als Ort für Experimente, das sind seit jeher wichtige Stichworte in der Geschichte des Theater Neumarkt. Mit einem kleinen Ensemble kann es schnell und flexibel reagieren – und hat eine besondere Position zwischen dem grossen Schauspielhaus und den Häusern der freien Szene. Für Peter Kastenmüller ist das eine ideale Position, um auch in der Stadt eine wichtige Rolle zu spielen, indem es die lokalen Themen aufnimmt.
Ein neues Programm, drei Schwerpunkte
Die erste Spielzeit haben die beiden neuen Leiter in drei thematische Blöcke eingeteilt. Sie nennen diese «Plattformen», die jeweils künstlerisch und inhaltlich eigenständig gestaltet sein werden. «Offene Stadt», «Glück» und «No Markt» – Kastenmüller und Fiedler wollen damit neue Blickwinkel öffnen.
Saisonstart ist am 26. September mit der Premiere des Stücks «Rocco und seine Brüder». Kastenmüller inszeniert nach dem Drehbuch des gleichnamigen Films von Luchino Visconti die Geschichte einer Familie, die in der Grossstadt Mailand ein neues Leben sucht – und daran zerbricht.
Gemeinschaften und Netzwerke
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Im Themenkreis «Offene Stadt» sind die unterschiedlichen Formen des Ankommens zentral, er dauert vom 26. September bis am 31. Dezember. Nach «Rocco und seine Brüder» folgt die Premiere «1,2,3, ... viele!». In der Konzert-Installation von Schorsch Kamerun erforschen unterschiedliche Protagonisten, wie sich Gemeinschaften und Netzwerke bilden.
Ausstrahlung über die Stadt hinaus
Offen soll auch die komplette Ausrichtung des Theaters sein. Da ist auch ein gewisser Ehrgeiz spürbar: Das neue Team am Theater Neumarkt wünscht sich neben der lokalen Verankerung auch eine grössere Ausstrahlung über die Stadt hinaus. «Wir wünschen uns auf jeden Fall auch eine stärkere internationale Ausrichtung des Theaters. Wir finden das in einer Stadt wie Zürich total wichtig, auch die englischsprachige Community anzusprechen. Und wir hoffen, bald auf Reisen gehen zu können und Gastspiele zu geben», so Ralf Fiedler.