Fast 170'000 Dollar hat das Mohnblumenfeld gekostet, auf dem Alexander Borodins Prinz Igor sich die Seele aus dem Leib gesungen hat. Siegfried und die Seinen beschworen Richard Wagners «Ring des Nibelungen» in einer Produktion, für die praktisch das Haus umgebaut werden musste. Kostenpunkt: 16 Millionen Dollar. Die Produktion unter der Regie von Robert Lepage wurde trotzdem – oder eben deshalb – von der Kritik verrissen.
Intendant mit Millionengehalt will Löhne senken
Dieselben Kritiker waren denn auch schnell zur Stelle, als kürzlich bekannt wurde, dass die Oper in argen finanziellen Nöten steckt. In einem Interview mit Radio BBC erklärte Intendant Peter Gelb, dass die New Yorker Metropolitan Opera in zwei oder drei Jahren bankrott sei, falls es nicht gelinge, die steigenden Lohnkosten sofort massiv einzudämmen.
Die 1880 gegründete Metropolitan Opera ist eines der bedeutendsten und grössten Opernhäuser der Welt. Es verfügt über ein Budget von 327 Millionen Dollar. Mehr als 200 Millionen Dollar werden für die Löhne aufgewendet: Von den Bühnenarbeitern bis zum Orchester beschäftigt das Haus über 3000 Angestellte. Im Juli laufen die Verträge mit den Gewerkschaften aus.
Bereits ist von Streiks die Rede, sollte es zu Lohnkürzungen kommen. Dass Peter Gelbs letztes steuerbares Gehalt 1,8 Millionen Dollar betrug, hat Unmut ausgelöst und dürfte seine Position in den anstehenden Verhandlungen nicht eben erleichtern.
Trotz Pomp weniger Publikum
Ein zweites Problem stellen die sinkenden Besucherzahlen dar. In der vergangenen Saison waren die 3800 Plätze der Metropolitan Opera durchschnittlich nur zu knapp 70 Prozent belegt. Umso weniger, so die Kritiker, seien die teuren Neuproduktionen vertretbar, mit denen Peter Gelb die Oper zwar in die Schlagzeilen, aber nicht in die schwarzen Zahlen gebracht hat.
Das letzte Defizit von 2,8 Millionen Dollar ist eines der grössten der vergangenen Jahre. Viele halten Gelbs Strategie, mit Pomp ein breiteres und vor allem jüngeres Publikum anzulocken, daher für gescheitert.
Gut besetzte Kinosäle in Berlin, leere Ränge in New York
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Erst im vergangenen Herbst fiel nach 128 Jahren der letzte Vorhang in der legendären New York City Opera. Dort haben Stars wie Plácido Domingo und Berverly Sills debütiert. Die traurige Pleite löste damals sogar unter New Yorkern Empörung aus, die sonst für Liebeskummer im hohen C wenig übrig haben.
Vielleicht brauchen Millenials einfach WLAN-Empfang auf jedem der plüschig roten Sessel und noch mehr Instagram-taugliche Action auf der Bühne, um eine Institution wie die Metropolitan Opera künftig mit ihrer Anwesenheit zu beehren.