Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) schlägt in seiner Funktion als Kurator der Salzburger Festspiele einen sehr bestimmten Ton gegenüber Festspielintendant Alexander Pereira an. Dieser hat das Kuratorium offenbar um eine Verlängerung seines Vertrags gebeten.
«Ich schliesse aus, dass dieses Kuratorium den Vertrag für Pereira über 2016 hinaus verlängern wird», erklärte Schaden am 7. März gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Seiner Ansicht nach nimmt Pereira Vorgaben des Kuratoriums nicht ernst genug: «Das Vertrauen, was Zusagen des Intendanten betrifft, ist am Ende.»
Budget überschritten
Der Wiener Kulturjournalist Günter Kaindlstorfer präzisiert im Gespräch mit Radio SRF 2 Kultur, welche «Vorgaben» der Bürgermeister meint: Es geht ums Geld: 60 Millionen Euro hätte Pereira für die Salzburger Festspiele 2013 zur Verfügung gehabt, er benötigt jedoch 64.4 Millionen. «Offenbar befürchtet das Kuratorium der Festspiele, das werde auch in den nächsten Jahren so weitergehen: dass Pereira mit Geld prasst, das er nicht hat», so Kaindlstorfer.
Laut dem Salzburger Bürgermeister habe der Intendant stets gesagt, 2013 sei wegen der Jubiläen von Verdi und Wagner ein Ausnahmejahr. Für 2014 liege das Budget noch nicht vor, «aber inhaltlich und quantitativ kann da vom versprochenen und vereinbarten Zurückfahren keine Rede sein». Das Kuratorium habe Pereira deshalb angewiesen, «zwei szenische Opern-Neuproduktionen für 2014 weniger zu planen, um das mit dem weiteren Wachstum verbundene finanzielle Risiko einzudämmen».
Künstlerische Schwächen
Heinz Schadens Kritik an Pereira sei jedoch nicht ausschliesslich finanzieller Natur, fügt Günter Kaindlstorfer hinzu. Die Kritik habe auch einen künstlerischen Hintergrund: Der Festspiel-Jahrgang 2012 sei «alles andere als berauschend gewesen. Zu viel, zu beliebig, zu unkoordiniert», habe das Urteil der internationalen Medien auf die erste Ausgabe unter Pereira gelautet. Das Kuratorium habe die Medienberichte natürlich auch wahrgenommen.
Scharfe Ermahnung
Das Nein der Kuratoren zu Pereiras Bitte, den Vertrag in Salzburg zu verlängern, sei wohl auch der Grund, «warum der Intendant bereits in seinem zweiten Salzburger Jahr nach Mailand schielt», sagt Heinz Schaden. Pereira ist als Nachfolger des aktuellen Scala-Chefs Stéphane Lissner im Gespräch.
Aber dieses mutmassliche Nebenengagement stösst dem Salzburger Bürgermeister sauer auf: «Ich muss Pereira daran erinnern, dass eine derartige ‹Nebenbeschäftigung› wie Planungsarbeiten für die Scala in seinem Dienstvertrag explizit und eindeutig ausgeschlossen sind. Das würde das Kuratorium nie und nimmer dulden.»
«Ein böser Intrigantenstadl»
Endet der Vertrag mit Alexander Pereira tatsächlich mit der Ausgabe 2016, was beispielsweise Günter Kaindlstorfer für sehr wahrscheinlich hält, brächte es der frühere Direktor des Zürcher Opernhauses auf vier Saisons in Salzburg.
«Auch Pereiras Vorgänger Jürgen Flimm und Peter Ruzicka haben es nur auf vier beziehungsweise fünf Jahre gebracht in Salzburg. Salzburg ist grundsätzlich ein schwieriges Pflaster und ein böser Intrigantenstadl. Ein gewisser Provinzialismus der lokalen Politik in Salzburg und der Anspruch, Weltkultur zu machen, kommen sich da immer wieder in die Quere. In Salzburg besteht für Intendanten immer Glatteisgefahr der höchsten Stufe. In Salzburg kann man ganz leicht ausrutschen», resümiert Kaindlstorfer.