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Bühne Viel Applaus für Hanekes Inszenierung von «Così fan tutte»

Mit hochgespannten Erwartungen strömten die Madrider Opernfreunde in Michael Hanekes Inszenierung von «Così fan tutte». Wie ernst würde Mozarts Buffa-Oper werden? Wie hart? Mehr Mozart oder mehr Haneke? Die Antwort am Ende eines mitreissenden Abends: beides.

Was macht Michael Haneke, der Regisseur des gefeierten Films «Amour» über die Liebestreue der Alten, mit dem giftigen Thema des Liebesverrats der Jungen? Im Madrider Teatro Real hatte «Così fan tutte» Premiere, und man erlebte: Haneke liest Mozarts dritte Oper nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte als düstere Studie über zwei Paare, die sich ihre Liebe zerstören lassen.

«Die Schule der Liebenden» heisst Mozarts 1790 uraufgeführtes «dramma giocoso» im Untertitel. Doch die Ironie zerfrisst jedes Wort. Weder ist die Geschichte lustig, noch wird hier etwas fürs Leben gelernt: Eher will der zynische Don Alfonso, der zwei einfältige Männer zu einer Wette auf die Treue ihrer Verlobten verführt, seine Mitmenschen so desillusionieren, wie er es selbst schon lange ist.

Ballett von Anziehung und Abstossung

Haneke fehlte bei der Premiere

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Michael Haneke entschuldigte sich beim Madrider Publikum in einem Brief, dass er Beifall oder Missfallensbekundungen an der Opernpremiere leider nicht persönlich entgegennehmen könne, da er zur Oscar-Verleihung in die USA fliegen musste: «Wenn es Ihnen gefällt, halten Sie mir für die Oscars die Daumen. Wenn nicht, dann bitte ebenso.»

Hanekes genau choreographierte Regie setzt die sechs Hauptfiguren in ein präzises Verhältnis zum weiten Bühnenraum, und das dynamische Dirigat von Sylvain Cambreling folgt der Vision des Regisseurs bis in die langen Sekunden der Stille hinein.

Draussen auf der Terrasse wandeln Gäste in Festkleidung, mal in Rokokogarderobe, dann wieder im Dinner-Jacket. Drinnen, zwischen dem fünfsitzigen Sofa und dem verspiegelten Alkoholschrank, beschreiben die beiden jungen Paare ein Ballett von Anziehung, Abstossung und allen Momenten dazwischen.

Ein grosses Geheimnis umgab diese Inszenierung, denn Haneke nahm sich ungewöhnlich viel Probenzeit und liess 120 Kandidaten vorsingen. Ergebnis: ein unverbrauchtes, glänzend harmonierendes Ensemble, aus dem Anett Fritsch als Fiordiligi und Juan Francisco Gatell als Ferrando herausragen.

Treuebruch oder Menschenexperiment?

«Così fan tutte», die spätentdeckte unter Mozarts Opern, ist zugleich seine modernste. Nicht nur, weil sie von Begehren, Sexualität, Selbsttäuschung und dem Verlust des Tugendideals handelt. Sondern, weil sie die Deutung des abgründigen Geschehens weitgehend dem Zuschauer überlässt. Mozart, so heisst es, habe sich beim Komponieren so sehr mit seinen Figuren identifiziert, dass er keine zum Bösewicht gemacht habe.

So nehmen wir die Fragen mit nach Hause: Sind die beiden flatterhaften Schwestern schuldig, weil sie nicht treu sein konnten? Oder sind die beiden Männer zu verdammen, weil sie sich ein Menschenexperiment angemasst haben?

Michael Haneke kann die versöhnlichen letzten Takte der Oper nicht umschreiben, doch das ist Buffa-Konvention: Als der Vorhang sich in Madrid senkt, irren seine Frauen mit entgeisterten Blicken über die Bühne. So sehen Menschen aus, denen die Lust zum Heiraten vergangen ist.

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