Zum Inhalt springen

Bühne «Zen-Meister» Bärtsch groovt mit Ballett-Tänzern

Seine Rhythmen versetzen in Trance. Mit dem neusten Werk bringt der Musiker Nik Bärtsch das Ballett Zürich zum Grooven – und die Tänzer versetzen seine Band «Mobile» in Bewegung. Ein tänzerisch-musikalisches Ritual mit Sogwirkung.

Nik Bärtsch

Box aufklappen Box zuklappen

Nik Bärtsch, 1971 in Zürich geboren, ist Pianist, Komponist und Musikproduzent. Die Band «Ronin» ist sein Kernprojekt. Die akustische Formation «Mobile» tritt im Rahmen von Installationen auf.

Nik Bärtsch ist Meister des rituellen Groove: einer stark rhythmisierten Musik, die zum Wegdriften einlädt. «Ritual Groove» oder «Zen-Funk» nennt der Zürcher Komponist und Pianist sein Schaffen. Er selbst erinnert an einen Zen-Meister – stets in schwarze Hose und Shirt gekleidet und mit einen schwarzen Schal um den Hals.

Wechselwirkung zwischen Tänzern und Musikern

Sein «Ritual Groove» trifft nun auf klassischen Spitzentanz. Zum ersten Mal hat Bärtsch für das Ballett Zürich ein Stück komponiert und mit seinen Mitmusikern arrangiert. Die Uraufführung «Dialogos» ist ein Zusammenspiel von Live-Musik und Ballett in einem rituellen Setting. Es scheint, als ob Klang- und Tanzfiguren aus dem Moment heraus entstehen.

Mitten auf der Opernhaus-Bühne entsteht so ein kinetischer Hotspot. Die Rhythmen von Bärtschs Band «Mobile» bringen die Tänzer zum Grooven. Die Tänzer wiederum bringen die Musik in Bewegung. Bärtsch: «Ich spüre Musik als Bewegung. Viele meiner Stücke entstehen aus einer solchen Dynamik heraus: spielend, gehend, tanzend oder wenn die Finger über die Klaviertasten fliegenKlangkulisse mit 30 Tänzern und 3 Musikern

Bärtsch verblüfft mit musikalischen Wendungen und raffinierten rhythmischen Arrangements. Strukturen und Rhythmen verschachtelt er ineinander und lässt sie miteinander und gegeneinander tönen. Seine Rezeptur: wiederkehrende Elemente und Muster, die mitreissen: «‹Ritual Groove› spricht Clubmusik- und Klassikliebhaber an. Die Musik ist sinnlich und abstrakt zugleich und folgt einem konsequenten Aufbau. Nur so zieht es dich rein in den Sog des Groove.»

Von Strawinsky bis James Brown – Bärtschs Offenheit prägt auch sein Schaffen. Elemente aus Klassik inspirieren ihn genauso wie Funk oder japanische Ritualmusik: «Ich finde in verschiedensten Stilen perkussive und repetitive musikalische Strategien, die ich dann in meinem Werk vereinige.» Nun spielt er inmitten von 30 Tänzern: Bärtsch am Piano wird begleitet von seinen drei Mitmusikern Kaspar Rast am Schlagzeug, Sha an der Bassklarinette und Nicolas Stocker an der Perkussion. Zusammen kreieren sie eine meditativ-fesselnde Klangkulisse.

Beiträge zum Thema

Wie in der Kampfkunst

Aus dem Zusammenspiel mit dem Ballett hat sich musikalisch und tänzerisch ein eigener Ansatz entwickelt. Der Jungchoreograf und Solist Filipe Portugal kommt aus der klassischen Tanztradition. Er ist dabei eine eigene choreografische Sprache zu finden. «Portugal hat eine Form gefunden, die mir sehr gefällt und die ich aus der Kampfkunst kenne», schildert Bärtsch. «Die Bewegungen kommen aus der Körpermitte und entwickeln einen Drall.»

In Gruppenchoreografien und Solotanzpaarungen reagieren die Tänzer auf die Musiker von «Mobile». Ein Zusammenspiel, das die Individualität von Tänzern und Musikern spürbar werden lässt. Wie ein kinetisches Kaleidoskop, das aus diesem Bühnenmoment heraus entsteht.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 20.12.2015, 20:20 Uhr

Meistgelesene Artikel