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Bühnenbildner statt Bühnenstar Ein Fonds soll Tänzerinnen nach dem Karriere-Aus unterstützen

Tanzkarrieren sind kurzlebig. Am Theater Basel gibt es deshalb einen Umschulungs- und Unterstützungsfonds für ehemalige Mitglieder der Tanzkompanie.

Kurz sind die Karrieren der Schwäne in Tschaikowskis Schwanensee. Zu tanzen beginnen sie meist zwischen zehn und zwölf Jahren. Ungefähr zwanzig Jahre später ist der Traum schon wieder vorbei.
Dazwischen bleibt weder Zeit noch Energie, um sich nach anderem umzuschauen.

«Man kann die Karrieren von Tänzerinnen und Tänzern mit denen aus dem Spitzensport vergleichen. Sie tragen eine tickende Zeitbombe mit sich, die mit durchschnittlich 35 Jahren explodiert», sagt Oliver Dähler von der Schweizerischen Umschulungsstiftung für Bühnenkünstler SSUDK .

Umschulungsangebote in Zürich und Basel

Oliver Dähler leitet das zugehörige Transition Center, das Tänzerinnen und Tänzer seit 2016 auf dem Weg in eine neue berufliche Tätigkeit berät und unterstützt. Mit Sitz in Zürich richtet es sich an Interessierte aus der ganzen deutschen Schweiz und dem Tessin – finanziert durch Fundraising.

Für Tänzerinnen und Tänzer des Theater Basel, die sich nach dem Karriereaus neu ausrichten müssen, gibt es seit August 2019 ein eigenes Umschulungsangebot.

Extra-Support fürs Karriereaus

Richard Wherlock, der Basler Ballettdirektor gründete dazu eigens einen Fond: «Mir ist es schon immer ein Anliegen gewesen, dass man sich um Tänzer gegen Ende ihrer Karriere speziell kümmert», so Richard Wherlock. Er wolle das in Basel mit höchster Energie angehen.

Ein Mann mit Jeanshemd und hochgeklapptem Kragen grinst in die Kamera
Legende: Ballettdirektor und Choreograph Richard Wherlock engagiert sich für die ausscheidenden Tänzerinnen und Tänzer. Christian Knörr / Theater Basel

Neue Berufe, gleiche Berufung

Der Fonds finanziert sich durch verkaufte Eintrittskarten: Pro Ticket sind das 10 Rappen. Der Basler Fonds startete erfolgreich. Bereits vier Tänzerinnen konnten davon profitieren und eine Lehre beginnen. Sie erlernen nun Berufe, durch die sie mit dem Haus verbunden bleiben: Kostümbildnerin, Bühnenbildnerin und Tanz-Medizin.

Dass sich grosse Kompanien wie Basel für ihre ausscheidenden Mitglieder engagieren ist wichtig und setzt ein Zeichen.
Für Liliane Heldner vom Berufsverband Dance Suisse wäre aber auch die öffentliche Hand gefragt, um Umschulungen von Tänzerinnen und Tänzern zu tragen. «Das Angebot allein gibt nicht die nötige Kontinuität, die wir so dringend brauchen.»

Der Basler Fonds steht auf Null

2020 war finanziell für den Basler Umschulungsfonds problematisch: «Die Ticketeinnahmen brachen komplett weg. «Der Fonds steht nun auf Null» so Richard Wherlock. Das mache ihm zwar Sorgen, doch er versuche positiv zu bleiben: Nun werde eben die Suche nach Sponsoren zur zentralen Aufgabe.

Beim Zürcher Transition-Center stieg die Nachfrage 2020 deutlich an. Es gingen dreimal mehr Anfragen als im Vorjahr ein. Bleibt zu hoffen, dass auch die beiden Unterstützungsfonds auf Unterstützung setzen können.

SRF2 Kultur, Kultur Aktualität, 22.02.2021, 07:06 Uhr. ; 

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