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Uta Köbernick gewinnt den «Cornichon» 2020
Aus Kultur Extras vom 03.03.2020.
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«Cornichon» für Uta Köbernick Ganz oben, aber nie von oben herab

Die deutsche Kabarettistin Uta Köbernick erhält den Schweizer Kabarettpreis «Cornichon» – als erste weibliche Solokünstlerin.

Sie wirkt zart, zerbrechlich gar. Aber dieser Eindruck hält nur, bis ihre Stimme erklingt – ausgestattet mit vielen Facetten und vor allem mit einer grossen Kraft. Das ist Uta Köbernick.

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«Noch nicht fertig» von Uta Köbernick
aus Früh-Stück vom 08.01.2018. Bild: zVg
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Die Kabarettistin, die man genauso gut als Liedermacherin bezeichnen könnte, ist eigentlich gelernte Schauspielerin. Es hätte ihr auch eine klassische Bühnenkarriere gelingen können, wenn sie das gewollt hätte.

Nach Abschluss der Schauspielakademie Zürich wurde sie in ihre Geburtsstadt Berlin «zurückengagiert». Doch bereits nach Ablauf der ersten Saison am «Berliner Ensemble» zog sie 2006 zurück in die Schweiz.

Seit 20 Jahren in Zürich

Uta Köbernick liess sich ans Zürcher Theater an der Winkelwiese verpflichten und begann, sich wieder ihrer alten Liebe zu widmen: dem Schreiben von Liedern und Gedichten.

2007 liess sich daraus zum ersten Mal ein ganzes Soloprogramm formen. Köbernick gab ihm den Titel «Sonnenscheinwelt». Die «poetische Kurzstrecke» hat sie seither über viele Jahre gepflegt und zur Meisterschaft entwickelt.

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Uta Köbernick gewinnt als erste Solokünstlerin den Cornichon
aus Kultur kompakt vom 04.03.2020. Bild: SRF / Sebastien Thibault
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Mit Poetischem, Aphorismen, Beobachtungen, Gereimtem – mal gesprochen, mal gesungen, sich selbst auf der Gitarre begleitend – hat Uta Köbernick in einem guten Dutzend Jahren, nach und nach die Kleinkunstbühnen des ganzen deutschsprachigen Raums erobert.

Kompromiss statt Konfrontation

Dass die 44-jährige Uta Köbernick in der Schweiz heimisch geworden ist und inzwischen mehr als ihr halbes Leben hier verbracht hat, dürfte auch etwas mit ihrem Naturell zu tun haben, vermutet sie selbst.

Der Kompromiss ist ihr sympathischer als die Konfrontation. Die Belehrung, selbst die satirische, liegt ihr fern.

Der belehrende Ton, der insbesondere bei ihren männlichen deutschen Kabarettkollegen häufiger anzutreffen ist, fehlt in Köbernicks Programmen gänzlich. Es sei denn, sie setze ihn ganz bewusst ein, wenn sie sich über «Womensplaining» verbreitet.

Uta Köbernicks neustes Soloprogramm «Ich bin noch nicht fertig» enthält wohl noch einzelne, der für sie so typischen Kürzest-Texte. Neuerdings gönnt sie sich und dem Publikum jedoch etwas mehr Raum, um sich auf ein Thema oder einen Gedankengang einzulassen – oder auf eine Figur.

Das ist eine neue, aber für eine gelernte Schauspielerin eigentlich naheliegende Option.

Uta Köbernick selbst war zunächst selbst überrascht, was die Arbeit fürs Fernsehen bei ihr auslöste. Zumal sie dem Fernsehen nie so recht getraut hatte. Denn wenn man ihre Lieder und Texte, die sie für die Bühne erfunden hat, einfach so ins Fernsehen übertragen will, geht das meiste verloren.

Das Fernsehen als Inspiration

Nun hat sie das Schreiben für die Kamera entdeckt. Dabei kehrte zu ihrem eigenen Erstaunen auch die Freude an der Verwandlung in verschiedene Figuren zurück. Nicht nur das Schweizer Fernsehen («Late Update») hat dieses Potenzial erkannt. Auch «Die Anstalt», das Satire-Flaggschiff des ZDF, holt Köbernick je länger je häufiger in die Sendung.

Den Schweizer Kabarettpreis «Cornichon» wird Uta Köbernick am 6. Mai im Stadttheater Olten überreicht. Die Preisverleihung bildet die Eröffnung der 33. Oltner Kaberetttage, die bis am 16. Mai dauern.

Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 3.3.2020, 18:00 Uhr

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