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Diversität im Kulturbetrieb Institutionen müssen sich öffnen, wenn sie überleben wollen

Die Gesellschaft ist divers, bunt und vielfältig. Kulturinstitutionen und Medienunternehmen sind es nicht. Warum?

Fast 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Tendenz steigend, gerade in den jüngeren Generationen. In den Kultur- und Bildungsinstitutionen aber ist dieser Teil der Bevölkerung kaum präsent. Das Publikum und die Studierenden dort sind unter ihresgleichen, und die Programme sprechen oft nur eine bestimmte Gesellschaftsschicht an.

Es ist offensichtlich: Die Kultur-Institutionen haben Nachholbedarf. Sie werden es sich nicht mehr lange leisten können, nur einen bestimmten Teil der Bevölkerung zu repräsentieren. Sie müssen diverser werden und dies auf unterschiedlichen Ebenen.

Ausschluss: Wer fehlt?

Der Anteil an Frauen in Leitungspositionen ist immer noch gering. Die Perspektiven von Menschen mit Migrationshintergrund fehlen in den meisten Institutionen. Und Menschen mit Behinderung spielen vor allem in Theaterensembles, die extra für sie gegründet wurden.

Eine Studie von verschiedenen Schweizer Kunsthochschulen hat gezeigt, dass der Ausschluss oft schon vor dem Studium stattfindet. So ist in den letzten Jahren der Anteil an internationalen Studierenden zwar gestiegen, aber es gibt heute weniger Schweizer Studentinnen mit postmigrantischem Hintergrund an der ZHDK als noch vor zehn Jahren.

Steigende Sensibilität

Die Diversitätsexpertin Inés Mateos stellt fest, dass der dringend notwendige Wandel in den Institutionen langsam sichtbar wird. «Die Homogenität in den Institutionen muss aufgebrochen werden und die Strukturen müssen sich der Realität anpassen. Daran führt kein Weg vorbei», davon ist Mateos überzeugt.

Sie weiss aber auch, dass dieser Weg steinig ist und nicht schmerz- und emotionslos vonstattengeht. Schliesslich müssen für lange Zeit als selbstverständlich erachtete Privilegien abgegeben, Ressourcen und Macht umverteilt werden.

Diversität als kulturpolitischer Auftrag

Dass einige Kulturinstitutionen gerade mit gutem Beispiel vorangehen, macht Hoffnung. Und seit «Inklusion» und «Kulturelle Teilhabe» zu wichtigen kulturpolitischen Forderungen geworden sind, ist Diversität ein öffentlicher Auftrag an die Institutionen.

Programm, Publikum, Personal

Es reicht nicht, auf der Bühne über Rassismus und soziale Ungerechtigkeiten zu reden und ab und zu ein gesellschaftskritisches Podium zu veranstalten. Die Institutionen selbst müssen sich ändern. Sie müssen durchlässiger werden.

Das beginnt auf der Bühne, zeigt sich im Publikumsraum und sollte sich in der Durchmischung des Personals spiegeln. Solange nur das Reinigungspersonal einen Migrationshintergrund hat, ist die Schieflage offensichtlich.

Gegen die mediale Monokultur

Auch in den Medien gibt es blinde Flecken. Da fehlen viele Perspektiven, und gewisse Geschichten werden nur einseitig erzählt oder übersehen. Doch auch da gibt es gute Beispiele. Das Netzwerk der «Neuen Deutschen Medienmacher*innen» setzt sich seit mehr als zehn Jahren dafür ein, dass die Redaktionen diverser werden und damit die Qualität im Journalismus steigt.

Dass sich Diversität und eine Öffnung der Institutionen lohnt, liegt auf der Hand. Es geht dabei auch um einen sozialen, kulturellen und künstlerischen Mehrwert. Vor allem aber geht es um eine gerechtere Gesellschaft.

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